Sirenen heulen im Raum Backnang wieder nur vereinzelt

Heute um 11 Uhr haben wieder überall die Handys gebimmelt und die Sirenen geheult, denn es ist bundesweiter Warntag. Im Rems-Murr-Kreis ist es aber wieder recht still geblieben. Der Ausbau des Sirenennetzes kommt nur langsam voran.

In der Leitstelle in Waiblingen wird der Alarm unter anderem in Murrhardt und Oppenweiler per Mausklick ausgelöst. Foto: Landratsamt

In der Leitstelle in Waiblingen wird der Alarm unter anderem in Murrhardt und Oppenweiler per Mausklick ausgelöst. Foto: Landratsamt

Von Anja La Roche

Rems-Murr. Heute um 11 Uhr war bundesweiter Warntag. Das heißt, der Bund, die Länder und die Kommunen haben wieder alle gemeinsam ihre Warnmittel, die im Katastrophenfall die Bürger und Bürgerinnen alarmieren sollen, getestet (siehe Infotext). Zu den Warnmitteln gehören auch die Sirenen, wobei der Ausbau des Sirenennetzes im Rems-Murr-Kreis noch langsam voran geht. Neue Anlagen sollen installiert werden und alte, falls möglich, technisch nachgerüstet, damit auch sie aus der Ferne über das bundesweite und kreisweite Warnsystem ausgelöst werden können.

Am Warntag im vergangenen Jahr ist es im Kreis noch recht still geblieben. Auch dieses Jahr heulte im Raum Backnang lediglich eine digitalisierte Sirene in Burgstall. Außerdem wurden die alten Sirenen in Murrhardt manuell von der Leitstelle für Brand- und Katastrophenschutz in Waiblingen ausgelöst, genauso eine alte Sirene in Oppenweiler. Die meisten neuen Sirenen sollten aber noch dieses oder nächstes Jahr ihren Platz in den Kommunen bekommen.

Doch woran hapert es derzeit noch beim Ausbau des Sirenennetzes? Die Kreisverwaltung hat bereits im Herbst 2021 ein Schallgutachten erstellt, das Standortempfehlungen für die Sirenen beinhaltet, 2022 erfolgte eine gesammelte Ausschreibung.

Die Firma muss die vielen Aufträge nach und nach abarbeiten

Fast allen Kommunen wurden inzwischen Fördermittel für die Sirenen bewilligt. Doch die Umsetzung verzögert sich. „Wir warten noch auf den Umbau“, sagt der Bürgermeister Uwe Bossert (Spiegelberg). Das Problem sei, dass es nur einen größeren Anbieter im Kreis gebe. „Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass der Umbau noch dieses Jahr erfolgt“, so Bossert. Carolin Scholz von der Gemeindeverwaltung Aspach erklärt: „Durch das Förderprogramm sind die Auftragsbücher voll, dass es da zu Verzögerungen kommen kann, ist verständlich.“ Das Förderprogramm sei bereits verlängert worden, „bedenkt man aber, dass ganz Deutschland aufgrund des Programmes auf die wenigen Fachfirmen zugeht, ist eine weitere Verlängerung sicher notwendig.“ Der Bürgermeister Christoph Jäger (Großerlach) kritisiert die Umsetzung des Förderprogramms. Die eine Firma sei hoffnungslos überlastet, was wegen der „Reflexförderung“ vorhersehbar gewesen wäre.

Die Sirene in Burgstall wird um 11 Uhr testweise Alarm geben. Archivfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Selllmaier

Die Sirene in Burgstall wird um 11 Uhr testweise Alarm geben. Archivfoto: Tobias Sellmaier

Eine Dachsirene wird dabei mit einer Summe von 10850 Euro gefördert. Die Kommunen rechnen aber mit weiteren Kosten. „Die Stadt Backnang geht von Kosten von durchschnittlich zirka 15000 Euro pro Sirene, beziehungsweise pro Sirenenstandort aus“, sagt Christian Nathan, Pressesprecher der Stadt Backnang. In Großerlach beträgt die Fördersumme etwa 54000 Euro. Die Verwaltung rechnet im Endeffekt mit rund 63000 Euro Kosten. Hinzu kommen würden vermutlich nochmals rund 20000 Euro wegen nicht kalkulierbarer Kosten, etwa für Dachdecker und Elektriker.

Die Kommunen bleiben auf einem Anteil der Kosten sitzen

Dass die Fördersumme nicht kostendeckend ist, kritisiert Bürgermeister Bernhard Bühler (Oppenweiler): „Nachdem es sich beim Zivil- und Katastrophenschutz um eine Bundes- beziehungsweise Landesaufgabe handelt, sollten von dort auch die Kosten getragen werden. Dies gilt auch für die laufenden Unterhaltungskosten der Anlagen.“ Seine Kommune plant zunächst nur zwei Anlagen statt der laut Schallgutachten empfohlenen fünf zu installieren. „Wir wollen abwarten, wie gut wir mit den zwei Sirenen warnen können. Dann soll entschieden werden, ob weitere errichtet werden“, sagt Bühler.

Sulzbach an der Murr wiederum hat immer noch keine Fördermittel bewilligt bekommen. Der Fördertopf hat erneut nicht für alle gereicht. „Wünschenswert ist eine neue Förderrunde seitens des Bundes“, sagt Alexander Hübner, der Kommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr in der Gemeinde ist. Er kritisiert, dass die Mittel nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ verteilt wurden. So hat Murrhardt die Gelder für alle 13 Sirenen zugesagt bekommen, während Sulzbach selbst für seine zwei beantragten Sirenen leer ausgegangen ist.

In Backnang sollen nächstes Jahr 13 moderne Sirenen montiert werden

Ansonsten steht der Ausbau bei den Kommunen kurz bevor. Wenn nächstes Jahr wieder Warntag ansteht, sollte es im Raum Backnang um einiges lauter werden.

In Backnang existieren aktuell insgesamt sechs alte, nicht digitalisierte Sirenen, die sich jeweils in den Stadtteilen Heiningen, Maubach, Schöntal, Steinbach, Strümpfelbach und Waldrems befinden. Am heutigen Warntag sind sie wie die meisten anderen alten Sirenen stumm geblieben, weil sie noch nicht mit dem bundesweiten Warnsystem verbunden sind. Der Ausbau des Sirenennetzes soll nächstes Jahr erfolgen, die Stadt plant 13 neue Sirenen.

Murrhardt hat aktuell 13 alte Sirenen. Die wurden am Warntag alle getestet, mit dem für die Feuerwehralarmierung eingestellten Warnton; dabei heulten die Sirenen um 11 Uhr drei Mal laut auf, das dauerte insgesamt 12 Sekunden. Um 11.45 Uhr erfolgte die Entwarnung mit selbigem Ton. Die bestehenden Sirenen sollen noch diesen Oktober umgerüstet werden. Zudem sollen zwei neue Sirenen am Rathaus und in der Weststadt installiert werden.

In Burgstetten gibt es eine digitalisierte neue Sirene auf dem Rathaus in Burgstall, die am Warntag um 11 Uhr etwa eine Minute lang aufheulte – um 11.45 Uhr dann erneut. Die alten Sirenen in Erbstetten und im Kirschenhardthof (letztere ist bereits demontiert), sollen noch dieses Jahr durch neue ersetzt werden.

In Oppenweiler gibt es eine alte Sirene, die digital angesteuert werden kann. Diese wurde am heutigen Warntag getestet, indem die Rems-Murr-Leitstelle sie ansteuerte. Die Gemeinde plant überdies eine oder zwei neue Sirenen zu errichten und/oder die Sirene im Hauptort zu ertüchtigen. Das soll bis Ende 2024 gelingen.

In Aspach sind sieben neue Sirenen geplant. In diesem Jahr sollen noch fünf Anlagen installiert werden, im nächsten Jahr sollen die restlichen zwei folgen.

Sulzbach an der Murr stellt im Haushalt 2024 Mittel für zwei Sirenen bereit, Fördermittel wurden noch keine bewilligt.

Althütte plant zwei Sirenen, eine im Hauptort und eine im größten Teilort Sechselberg. Die Umsetzung verzögert sich vermutlich bis nächstes Jahr.

Großerlach plant fünf Sirenen zu installieren. Wann der Auftrag von der Firma umgesetzt werden kann, sei noch nicht absehbar, frühestens nächstes Jahr.

In Allmersbach im Tal sollen dieses Jahr zwei Sirenen angebracht werden. Eine auf dem Rathaus in Allmersbach und eine auf dem Alten Rathaus in Heutensbach.

Kirchberg an der Murr plant sechs Sirenen zu installieren, sobald die Lieferung vollständig ist.

In Spiegelberg gibt es einige alte Sirenen, weil die Gemeinde damals alle vom Bund übernommen hatte. Zudem hat sie Fördergelder für sieben Anlagen erhalten.

Weissach im Tal hat einen Förderbescheid für fünf Anlagen erhalten und hofft, dass diese im ersten Halbjahr 2024 installiert werden können.

Auenwald hat bis Redaktionsschluss leider keine Auskunft gegeben.

Meldung auf das Handy

Warntag Der Warntag soll ab diesem Jahr jährlich am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

Warnmittel Das kann eine Sirene sein, oder eine Meldung auf dem Handy, im Radio, im Fernsehen oder auf Webseiten. Beim letzten Warntag erfolgte die Warnung erstmals

auch per SMS an alle Mobiltelefone über den neun Warnkanal, den Cell Broadcast.

Da voraussichtlich noch nicht alle via SMS gewarnt werden, ist das Herunterladen der Warn-App Nina umso wichtiger.

Umfrage Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat eine Umfrage erstellt, bei der alle Bürger ihre Erfahrungen zum Warntag teilen können. Diese ist am 14. September ab 11 Uhr geöffnet. Hier geht es zu der Umfrage.

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Erstellt:
14. September 2023, 06:00 Uhr

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