Ex-Chef von Daimler

Was bleibt von Edzard Reuter? Freunde und Bewunderer erinnern sich

Es ist schon 30 Jahre her, dass Edzard Reuter als Chef des Daimler-Konzerns abtrat. Nun ist er im Alter von 96 Jahren gestorben. In Wirtschaft und Politik wird man sich aber noch lange an ihn erinnern. Warum?

Der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter ist im Alter von 96 Jahren in Stuttgart gestorben.

© dpa/Norbert Försterling

Der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter ist im Alter von 96 Jahren in Stuttgart gestorben.

Von Klaus Köster und Matthias Schmidt

Wäre es nach Edzard Reuter gegangen, dann wäre der heutige Autobauer Mercedes-Benz ein ganz anderes Unternehmen. Aber es ging nicht nach ihm. Reuters Vision blieb eine Vision. Er hatte versucht, den Autokonzern zu einem viel breiter aufgestellten Technologie-Imperium zu machen.

Der größte Traum von Edzard Reuter ging also nicht in Erfüllung. Seinem Ansehen hat das nicht geschadet. Zahlreiche Freunde, Weggefährten und Bewunderer haben auf Reuters Tod reagiert. Wir haben die wichtigsten zusammengefasst...

Ola Källenius, Chef von Mercedes Benz

„Wir trauern um eine herausragende Persönlichkeit unserer Firmengeschichte“, erklärte Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. „Er prägte das Unternehmen mit visionärer Gestaltungskraft und einem umfassenden Verantwortungsbewusstsein.“ Reuters gesellschaftlicher Einfluss habe auf seinem „festen Wertekanon und dem großen Einsatz für das Gemeinwohl“ gefußt.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Ministerpräsident Winfried Kretschmannerklärte, mit Reuter „verlieren wir einen mutigen Vordenker mit klaren Werten“. Reuter habe die soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen schon früh im Blick gehabt und seine Ideen trotz einiger Widerstände ehrgeizig vorangetrieben. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Daimler-Vorstand sei Reuter seinem Kompass treu geblieben und habe sich mit der Helga und Edzard Reuter Stiftung bis zuletzt „für eine weltoffene und tolerante Gesellschaft eingesetzt. Sein Vermächtnis inspiriert dazu, unermüdlich für die eigenen Überzeugungen einzustehen und dabei unerschrocken neue Pfade zu beschreiten.“

Claus Paal, Chef der IHK in Stuttgart

Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart, erklärte, Reuters Tod hinterlasse eine große Lücke für die Wirtschaft in der Region Stuttgart. „Als prägende Persönlichkeit und visionärer Unternehmer hat er maßgeblich zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts beigetragen.“ Unter seiner Führung seien innovative Technologien gefördert und nachhaltige Produktionsprozesse etabliert worden. Zudem habe sich Reuter für die Vernetzung von Industrie und Forschung eingesetzt, was die Region als Zentrum für Automobil- und Maschinenbau gestärkt habe. „Die Wirtschaft in der Region Stuttgart hat ihm viel zu verdanken.“

Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin in Baden-Württemberg

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut erklärte, wenn auch nicht alle seiner Pläne und Strategien letztlich aufgegangen seien, habe sich Reuters schwungvoller Elan ebenso stilprägend ausgewirkt wie sein auf soziale Partnerschaft und gesellschaftliche Verantwortung ausgerichtetes Unternehmensverständnis. Sie verwies darauf, dass sich Reuter nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben mit seiner Frau in der Helga und Edzard Reuter-Stiftung für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen engagiert habe. Er sei „ein kritischer Zeitgeist bis zuletzt“ geblieben. Baden-Württemberg trauere um einen „Wirtschaftslenker von großem Format, der ein Menschenfreund und seiner Wahlheimat Stuttgart eng verbunden war.“

Cem Özdemir, Landwirtschaftsminister des Bundes

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erklärte, Reuter sei ein „Manager mit Haltung und festen Werten“ gewesen. „Er war im besten Sinne ein Homo Politicus - oft unbequem, immer geradlinig.“ Seine Kindheit in der Türkei, die Flucht der Eltern vor den Nazis hätten ihn geprägt. „Seine Stimme, sein wacher Geist, sein Einsatz für die Demokratie werden mir und uns allen sehr fehlen.“

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner würdigte Reuter als einen „großen Freund Berlins“. Seit der Rückkehr in die Heimat im Jahre 1946 habe sich Reuter unermüdlich „um seine Vaterstadt verdient gemacht“. „Edzard Reuter war einer der großen Freunde Berlins und hat sich in zahllosen Formaten für das bürgerschaftliche Ehrenamt eingesetzt und als wichtiger Botschafter der deutschen Hauptstadt gewirkt.“ Damit habe er sich herausragende Verdienste um das Bild Berlins in der Welt erworben. Er habe den Berlinerinnen und Berlinern aber durch das eine oder andere offene Wort auch Gelegenheit zum Nachdenken über die eigene Stadt gegeben, Selbstvertrauen und Aufbruchstimmung angemahnt.

Hans Peter Stihl, Unternehmer aus Waiblingen

Der Waiblinger Unternehmer Hans Peter Stihl erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Edzard Reuter: „Ich habe Herrn Reuter als Menschen kennenlernen dürfen, auf dessen Rat und Unterstützung ich in meiner Zeit als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages immer zählen konnte. Mich beeindruckten seine Urteilskraft, seine Kompetenz, sein Verantwortungsbewusstsein und sein kluger Weitblick.“ Verbunden habe ihn mit Reuter „vor allem, dass wir als Unternehmer und bei der Verfolgung wirtschaftlicher Anliegen im politischen Raum eine Wellenlänge hatten, sei es in Bonn, Berlin oder der Region Stuttgart. Mein großer Respekt galt stets seinem Wirken im Interesse der deutschen Wirtschaft“.

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Erstellt:
29. Oktober 2024, 13:36 Uhr
Aktualisiert:
30. Oktober 2024, 11:03 Uhr

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