So teuer war Heiraten noch nie
Die Hochzeitsmesse „Trau dich“ in Stuttgart bietet für Brautpaare viele Ideen – und zeigt, wie viel „der schönste Tag des Lebens“ kosten kann.
Von Torsten Schöll
Stuttgart - Schlicht oder pompös? Mit dem eigenen Auto zum Altar oder in der Kutsche? Ein wenig Kerzenschein oder doch lieber gleich ein ganzes Feuerwerk? Wer heiratet, hat bei der Gestaltung der eigenen Hochzeit die Qual der Wahl. Die Stuttgarter Messe „Trau dich“ zeigt: Machbar ist fast alles, Grenzen setzt nur das eigene Budget.
Die Liste auf einem Hochzeitsplan kann lang sein: kirchliche Trauung, Standesamt, Polterabend, Ringe, Brautkleid, Hochzeitstorte, Catering, Blumenschmuck, Fotograf, Make-up, Frisur, Tischdekoration, Musiker, Kinderbetreuung, Gastgeschenke, Hochzeitsspiele und noch ein paar Kleinigkeiten mehr. Allein das Grundgerüst für eine Hochzeit geht dabei mächtig ins Geld. Von Extravaganzen ganz zu schweigen.
Nach Auskunft des Veranstalters der Hochzeitsmesse „Trau dich“, die am Wochenende im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle in Stuttgart stattgefunden hat, liegt das Durchschnittsbudget für eine Hochzeit aktuell bei rund 16 500 Euro. Die Traudich-Messe-GmbH bezeichnet das als Allzeithoch, die Tendenz sei steigend.
Doch was ist der Grund dafür, dass Brautpaare offenbar bereit sind, immer tiefer für ihren Glückstag in die Tasche zu greifen? Einen Hinweis gibt das relativ hohe Alter der meisten Brautleute. Denn laut des Statistischen Bundesamts steigt seit Jahrzehnten das Durchschnittsalter bei Eheschließungen in Deutschland an. Zuletzt waren demnach Frauen bei ihrem ersten Ja-Wort rund 32,5 Jahre alt, Männer 35 Jahre alt. Und auch der Anteil der über 50-Jährigen unter den Heiratswilligen wird tendenziell immer größer. Soll heißen: Je älter das Brautpaar, umso mehr Zeit hatte es, für die eigene Hochzeit das nötige Kleingeld auf die Seite zu legen.
Dazu passt, was auf der Messe die Profis berichten: Mihael Novosel vom Unternehmen „House of Sounds“ aus Bietigheim-Bissingen ist seit 15 Jahren Hochzeitsplaner. „Beim ersten Kennenlerntermin des Brautpaars“, sagt der 50-Jährige, „bespricht man, wo die Wünsche liegen.“ Vom Brautkleid bis zur Lokalität werde dann auch schon eine erste grobe Kostenrechnung erstellt. Wichtig sei: Als Hochzeitsplaner, dessen Honorar Teil der Budgetplanung ist, gebe er auch Tipps, wo bei der Hochzeit Geld gespart werden kann. So zum Beispiel bei den Getränken. Sich beim Caterer auf Pro-Kopf-Pauschalen einzulassen, rechne sich indessen meistens nicht, sagt er. „Eine Oma trinkt nicht für 40 Euro.“
Doch klar ist auch: Kunden, die für ihre Hochzeit einen Planungsprofi engagieren, sind in der Regel von vornherein bereit, etwas mehr auszugeben. „Unsere Kunden“, sagt Novosel, „investieren zwischen 20 000 und 50 000 Euro für ihre Hochzeit“. Am Ende sei die Höhe der Kosten vor allem abhängig von der Zahl der Gäste.
Kollegin Janett Zappe, Hochzeitsplanerin bei „pure perfect“ aus dem Raum Tübingen, sieht das ähnlich: Die vom Profi geplante Hochzeit sei „für Leute mit einem gewissen Budget und wenig Zeit“. Schon bei 50 Gästen sei man schnell bei 30 000 Euro, „und gut wird es bei 40 000 bis 50 000 Euro“. So rät Zappe auch, nicht an der falschen Stelle zu sparen: Ein guter Fotograf, der den wichtigsten Tag des Lebens im Bild festhält, sei das Geld wert, das er koste. „Es ist möglich, eine Hochzeit für 20 000 Euro durchzuführen, aber da muss man eben auf viel verzichten.“
Malte und Carmen aus Stuttgart-West wollen nicht verzichten, machen dafür aber vieles selbst: Das Paar schlendert am Samstag durch die Messehallen, um letzte Ideen für den Blumenschmuck und die Deko für ihre Hochzeit zu sammeln. „Alles andere haben wir schon organisiert“, sagt Malte, 33 Jahre alt.
Zu ihrer Feier in Weingarten bei Karlsruhe erwarten die beiden rund 140 Gäste. „Weniger war schwierig“, gibt die 31-Jährige zu, die aus Baden stammt. Ihre erste Budgetkalkulation sei bei 20 000 Euro gelegen. Trotz der vielen Gäste werden sie diese auch beinahe einhalten. „Das geht aber nur, weil wir fast alles selbst machen, vom Aufbau bis zur Deko“, erklärt Carmen. „Wir kommen am Ende unter 25 000 Euro raus“, ergänzt ihr künftiger Ehemann, der dann noch einräumt, dass er als Schwabe bei den Ausgaben etwas auf die Spaßbremse getreten war.