Sogar eine Hochzeit wird gefeiert
Eintauchen in eine völlig andere Zeit beim dritten historischen Handwerkermarkt am Limes in Großerlach-Grab. Jan Vogel, Organisator des Markts, ist überwältigt von der riesigen Resonanz der Akteure und Besucher.

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Nick Eminger aus der Schweiz erklärt den Leuten, wie aufwendig die Färberei für die Soldatenbekleidung war. Fotos: Tobias Sellmaier
Von Nina Willführ
Backnang. Bereits von Weitem kann man das Gelände sehen, auf dem sich 54 Lagergruppen und 40 selbstständige Händler am Pfingstwochenende zusammengefunden haben. Auch die außergewöhnlichen Gewänder lassen darauf schließen, dass in Großerlach-Grab etwas ganz Besonderes passiert. Zum dritten Mal findet dort der historische Handwerkermarkt am Limes statt. „Es ist uns wichtig, die Geschichte näherzubringen, und das nicht nur durch Erklären, sondern auch durch Anfassen“, sagt Jan Vogel, Organisator des Markts. Rund 10000 Besucher erwarte er dieses Jahr. Bereits am Freitag waren viermal so viele Besucher da als 2019. „Der Markt hat einen gewissen Ruf und eine hohe Qualität“, erklärt sich Vogel den starken Besucheranstieg. Auch seien viele hochwertige Darsteller aus Österreich, der Schweiz, Polen und Deutschland dabei. Veranstaltet wird der Limesmarkt vom Verein für historisches Handwerk und lebendige Geschichte.
Historischer Handwerkermarkt am Limes in Großerlach-Grab am Pfingstwochenende 2022
Während der Marktöffnungszeiten stellen die Lagergruppen den Besuchern ihr Handwerk vor. „Das Interesse ist groß,“ sagt Jürgen Seifert, der zeigt, wie Papier hergestellt wird. Auch die Gruppe Traumwelten aus der Schweiz führt die teilweise mittelalterlich gekleideten Besucher zurück in die Vergangenheit. „Von der Schafwolle hin zur fertig gefärbten Tunika“ stellen sie das römische Handwerk, die Färberei, vor. Auch Markus Steiner ist extra aus der Schweiz angereist, um zu zeigen, wie im 14. Jahrhundert Körbe geflochten wurden. „Der Markt ist wunderbar“, sagt er. Vor allem freue er sich, die Mittelalterzeit gemeinsam mit Freunden genießen zu können.

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Ein ganz altes Handwerk: Jürgen Seifert in der Papierschöpferei.
Aber nicht nur die verschiedenen Handwerkszweige lassen die Besucher in eine völlig andere Zeit eintauchen. Auch die vielen Programmpunkte sorgen für ein abwechslungsreiches Wochenende. „Ein Highlight ist die Modenschau, bei der gezeigt und erklärt wird, wie sich die Mode über 1000 Jahre hinweg entwickelt hat“, sagt Jan Vogel. Aber auch die Feldschlacht am Samstagnachmittag, bei der Römer gegen Barbaren kämpfen, zählt zu den Höhepunkten des Markts. Des Weiteren unterhalten Gaukler, Feuershow und Konzerte der Mittelalter-Folk-Rock-Band Amarok Avari aus Wien die Besucher. Viele der Lagergruppen und Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei. Daniel Englisch, der als Fenris der Wanderdruide mit seinem Druidenstab über den Handwerkermarkt schlendert, ist zum zweiten Mal dabei. Für ihn sei es wieder ein voller Erfolg. „Es ist schön, dass so viele Lagerfreunde hier zusammenkommen“, sagt er. Auch Tassilo Schwab ist von Anfang an dabei. Er und die Wikingerlagergruppe Fyordstayn zeigen den Besuchern unter anderem, wie Rüstungen hergestellt werden. Für ihn war der diesjährige Markt allerdings etwas ganz Besonderes. Er und seine Frau Patricia haben sich beim Limesmarkt in Großerlach-Grab das Jawort gegeben. Ganz im Charme der Lagergruppe wurde die Trauung in Form einer Wikingerhochzeit durchgeführt. Dabei wurden unter anderem Schmuckstücke als Zeichen der Verbindung übergeben.

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Das Hochzeitspaar Patricia und Tassilo Schwab entzündet die Ehekerze bei der Trauung.
Abgeschlossen wurde die Trauung durch eine kleine Feuershoweinlage. „Für mich ist die nordische Mythologie besonders wichtig“, sagt Tassilo Schwab, nachdem er von vielen aus der Gemeinschaft beglückwünscht worden war. Ein weiterer Grund dafür, die Hochzeit auf dem Markt zu veranstalten, sei gewesen, dass der Limesmarkt der schönste Markt sei, den sie miterlebt habe, sagt seine Frau Patricia. „Besonders die Stimmung hier ist sehr schön“, bemerkt sie freudestrahlend.

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Ein Druide, ein Angehöriger der Elite in der keltischen Gesellschaft und Mythologie, beim Handwerkermarkt in Großerlach-Grab.
Auch Ronny Ruhm, der zusammen mit seiner Frau und Freunden den Markt besucht ist von der Stimmung begeistert. „Wir sind zum ersten Mal hier, aber wir würden auch nächstes Mal wiederkommen“, sagt er. Alexander Schuller hingegen ist schon ein Profi was Mittelaltermärkte angeht. „Es gibt immer etwas Interessantes zu sehen“, sagt er. Außerdem ist es schön und entschleunigt. Man käme einfach mal aus dem Alltag heraus. Aber auch tierisch ist einiges los auf dem Limesmarkt. Egal ob Hunde, Vögel, Eulen oder ein dickes Schwein, zu sehen gibt es hier einiges. Ebenso für die kleinen Besucher des Handwerkermarkts ist einiges geboten. Vor allem das handbetriebene Karussell und eine mittelalterliche Version von „Hau den Lukas“ sorgen für Begeisterung bei den Kindern.