Solarboom im Rems-Murr-Kreis hält an
Die Vor-Ort-Checks der Energieagentur geben eine wichtige Orientierung.
Rems-Murr. Der Ausbau der Solarenergie im Rems-Murr-Kreis schreitet weiter voran: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind kreisweit über 2300 neue Anlagen dazugekommen, teilt die Energieagentur Rems-Murr mit. Das sind fast neun Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Mit ihren Vor-Ort-Checks möchte die Energieagentur den Fotovoltaikausbau weiter beschleunigen – auch um das Ziel der Klimaneutralität im Landkreis bis 2035 zu erreichen.
„Eine 5-kWp-PV-Anlage in Südausrichtung auf dem Dach eines Einfamilienhauses spart mit dem selbst produzierten Sonnenstrom durchschnittlich gut zwei Tonnen CO2 pro Jahr – in etwa so viel, wie ein Benziner bei 20000 Kilometer Fahrt verursacht. PV-Strom ist also ein echter Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Tilman Landwehr, PV-Experte der Energieagentur. „Natürlich ist dafür auch eine Investition nötig. Bei Kosten von derzeit rund 1900 Euro pro kWp sind das bei obigem Beispiel knapp 10000 Euro. Je mehr vom Strom selbst verbraucht wird, umso schneller geht die Amortisation. Länger als 15 Jahre sollte es nicht dauern“, erklärt Landwehr. „Derzeit gibt es zwar kaum staatliche Zuschussgelder, aber viele Kommunen haben spezielle Förderprogramme für ihre Bürgerschaft.“
Die unabhängige und produktneutrale PV-Beratung der Energieagentur war bereits für viele Hunderte Interessierte im Rems-Murr-Kreis eine wichtige Hilfe. Bei den Vor-Ort-Besuchen geht es in erster Linie darum, welche Anlagengröße und Stromernte möglich sind und was es kostet.
Die Checker prüfen dafür die Dachfläche, welche Hindernisse und Verschattungen es gibt, wie Kabel verlegt werden können und wo ein Speicher möglich wäre. Auch der Zustand des Dachs oder die Wärmeversorgung im Haus werden dabei berücksichtigt. „Eine zehn Jahre alte Gasheizung brauche ich nicht ersetzen. Aber sie kann beispielsweise mit einer solarstrombetriebenen Warmwasserwärmepumpe ergänzt werden“, erläutert Landwehr.
Ein Speicher macht unabhängiger
Bei einer aktuellen Einspeisevergütung von elf Cent ist es besonders wichtig, dass möglichst viel PV-Strom selbst verbraucht wird. Dafür ist teilweise auch eine Verhaltensumstellung nötig: Verbrauchsintensive Geräte wie Waschmaschine und Geschirrspüler sollten nur laufen, wenn die Sonne scheint. Wer den Sonnenstrom auch in den Abend- und Nachtstunden nutzen will, braucht einen Speicher. Pro kWh Speicher sollten rund 800 Euro veranschlagt werden, also nochmals etwa 4000 Euro für ein Einfamilienhaus. „Wer eine PV-Anlage plus Speicher hat, macht sich noch unabhängiger von steigenden Strompreisen. Der Autarkiegrad kann dann bis zu 80 Prozent betragen“, so Landwehr. Übrigens: Wurden vor der Beratung schon Angebote eingeholt, führen die Checker auch eine preisliche Bewertung durch, also inwiefern die Komponentenpreise von den sonst üblichen Preisen im Landkreis abweichen. Nach der Beratung wird ein schriftlicher Bericht verschickt, der eine erste Orientierung gibt. Diese ersetzt allerdings nicht die genaue Planung durch einen Fachbetrieb.
„Immer mehr Menschen wollen ihren Strom selber produzieren. Mehrheitlich sind es die über 50-Jährigen, die sich für unsere Fotovoltaikberatungen interessieren, und meist geht es um Einfamilienhäuser“, sagt der PV-Experte. Das im Mai verabschiedete Solarpaket der Bundesregierung macht es einfacher und unbürokratischer, eine PV-Anlage zu installieren und Solarenergie zu nutzen. Die „Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ ermöglicht es auch Mieterinnen und Mietern in Mehrfamilienhäusern, günstigeren Solarstrom von Dächern, Garagen oder Batteriespeichern direkt zu nutzen. pm