Sommer, Sonne, Körperkunst

Serie: Gestochen scharf Die BKZ widmet sich in den kommenden Wochen dem Trend und der Faszination Tätowierungen

Im Sommer sind Bilder, die unter die Haut gehen, besonders oft zu sehen. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Im Sommer sind Bilder, die unter die Haut gehen, besonders oft zu sehen. Foto: T. Sellmaier

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Uralt ist die Idee, neu der Trend: Mit bis zu 7500 Bewegungen pro Minute sticht eine Tätowiernadel in die Haut und bringt Farbe in die zweite Hautschicht. Im Laufe ihrer Geschichte dienten Tattoos als Zuordnung zu einem Volk, einer Religion, einer Kultur, als Auszeichnung für besondere Leistungen, aber auch als Bestrafung. Erst in den vergangenen Jahrzehnten wurden sie zu dekorativen Zwecken benutzt, als Verschönerung des Körpers.

Ob Anker, Drachen oder das allseits bekannte Arschgeweih: Tätowierungen sind heute im Alltag gegenwärtig, denn jeder fünfte Deutsche ist tätowiert. Eine Studie der Uni Leipzig aus dem Jahr 2017 fand zudem heraus, dass rund die Hälfte aller Frauen zwischen 25 und 34 Jahren tätowiert ist, das seien 19 Prozent mehr als im Jahr 2009.

Tattoos sind heute

alltagstauglich

Heute im Jahr 2018 scheint es nun so, als seien Tätowierungen gesellschaftsfähig geworden. Vor allem jetzt im Sommer blitzt hier und da der farbige Körperschmuck, der im Winter von langen Hosen und dicken Pullovern verdeckt wird.

Was lange Zeit als verpönt galt, ist heute ganz normal. Nur Seemänner oder Kriminelle haben Tattoos, war vor vielen Jahren der Tenor, der sich in den Köpfen festsetzte. Tattoos gehörten in die Schmuddelecke, waren anstößig, verwegen, ordinär. Dieses Image haben Tätowierungen längst abgelegt, das Bewusstsein hat sich geändert. Eine Schwalbe hier, ein Blümchen da und am Handgelenk das Zeichen für Unendlichkeit – Tattoos sind chic.

Diesem Trend der Körperkunst will unsere Zeitung in den kommenden sechs Wochen eine Serie widmen, in der wir dem ganzen Trubel um Nadelstiche und Farbe auf den Grund gehen.

Zu Beginn der Sommerserie geht es um Trends. Denn nicht nur was Kleidung, Musik oder Frisuren angeht, kristallisieren sich bei der Körperkunst, die für immer bleiben wird, Trends heraus. Was sind die typischen Motive, die es in den vergangenen Jahren in die Tattoo-Studios geschafft haben und auf der Haut vieler Menschen für die Ewigkeit gemacht sind? Und was wurde aus den Tribals über den Steißbeinen, den Stacheldrähten, die sich um Oberarme schlangen, aus den Sternen und Federn? Und wann sagt ein Tätowierer eigentlich mal „Nein“ zum gewollten Motiv?

Hier ein Spruch, da ein Porträt und ein Bein voll traditioneller Muster der Maori, der indigenen Bevölkerung Neuseelands: Kai Gehring ist Abwehrspieler des Drittliga-Vereins SG Sonnenhof Großaspach und fällt vor allem durch seine Tätowierungen auf. Wir fragen ihn, ob die alle wirklich eine Bedeutung haben, ob er sich noch an seinen ersten Gang ins Tattoo-Studio erinnert oder ob auch eines dabei ist, was er im Nachhinein bereut?

Doch wer sind eigentlich diejenigen, die die Farbe unter die Haut bringen? Diejenigen Kreativen, die ganze Kunstwerke zeichnen und dann auf der Haut eines anderen verewigen? Wir schauen, wer die Tätowiermaschinen schwingt, wie man eigentlich zu diesem Beruf kommt und was man dafür können muss. Wie übt man denn eigentlich und wie ist es, das erste Mal einen anderen Menschen zu tätowieren?

Tätowierungen sind ein Leben lang auf der Haut – ein wichtiger Grund, sich vorab richtig zu informieren. Aber was macht eigentlich einen guten Tätowierer aus? Was muss ich wissen, bevor ich das erste Mal ins Studio gehe, und worauf muss ich achten, wenn ich dort bin?

Doch Trend hin, Trend her: „Das kann doch nicht gesund sein“, hört man als Tätowierter immer wieder. Deshalb fragen wir von der BKZ Ärzte, wie gefährlich Tätowieren eigentlich ist. Was bedeutet es für den Körper, Farbe unter der Haut zu tragen? Enthalten die Farben Schwermetalle und wie steht es eigentlich um Infektionen oder allergische Reaktionen?

Im letzten und abschließenden Teil wollen wir wissen, wie es eigentlich in manchen Berufen ist. Denn im Alltag schmücken sie zwar jeden fünften Deutschen, doch in manchen Berufszweigen sind sie nicht gerne gesehen. Das war lange Zeit bei der Polizei ein Problem, seit 2018 erlaubt die Dienstvorschrift Tragen von sichtbaren Tätowierungen bei Beschäftigten der Polizei in Berlin.

Die Sommerserie im Überblick Info Wie individuell ist das noch? Motive, Trends und Dauerbrenner Kai Gehring, Kicker der SG Sonnenhof Großaspach, erzählt von seinen Tätowierungen Tätowierer – ein Beruf? Wie wird man eigentlich Tätowierer? Woran erkennt man einen guten Tätowierer? Auf was sollte man achten? Wie gefährlich ist das eigentlich? Was sagen Ärzte dazu? Tätowierungen im Arbeitsleben – Geht das oder wo geht es nicht?

Zum Artikel

Erstellt:
28. Juli 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen