Sonntags haben viele Lokale in Backnang geschlossen

Für nicht wenige Bewohner ist das gastronomische Angebot am Sonntag zu klein. So manches beliebte Lokal in der Innenstadt hat an diesem Tag in der Woche geschlossen. Wir haben bei ein paar Gastronomen nachgehakt, wie ihre Öffnungszeiten zustande gekommen sind.

Unter anderem hat das Kunberger sonntags geschlossen – so auch am gestrigen Tag, an dem das strahlende Wetter zahlreiche Menschen in die Backnanger Altstadt gelockt hat. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Unter anderem hat das Kunberger sonntags geschlossen – so auch am gestrigen Tag, an dem das strahlende Wetter zahlreiche Menschen in die Backnanger Altstadt gelockt hat. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Am Sonntag, wenn die Geschäfte geschlossen sind und die meisten Menschen frei haben, ist für viele ein guter Tag, um mit Freunden oder der Familie auswärts essen oder einen Kaffee trinken zu gehen. In der Backnanger Innenstadt ist am Tag des Herrn allerdings nicht besonders viel los. Zumindest, wenn kein Event wie der nun anstehende Tulpenfrühling geplant ist oder das Wetter mal besonders herausragend ist und die Leute an die Sonne lockt. Dass die Innenstadt ansonsten recht leer bleibt, könnte auch daran liegen, dass viele beliebte Lokalitäten geschlossen haben. So sehen es jedenfalls viele Backnanger und Backnangerinnen. Viele sind der Meinung: An einem Sonntag essen gehen, das gestaltet sich eher schwierig.

Das bestätigt unsere nicht repräsentative Umfrage auf Instagram. Auf die Frage an unsere Instagram-Follower, ob sie sich sonntags mehr offene Lokale in der Backnanger Innenstadt wünschen, haben 67 Prozent der Teilnehmer für „Ja, es haben viele zu, die ich mag“ gestimmt. 21 Prozent haben für „ich finde, es gibt genug offene Lokale“ abgestimmt und zwölf Prozent gaben an, dass das für sie nicht so relevant ist, weil sie (fast) nie sonntags essen beziehungsweise etwas trinken gehen. Insgesamt haben 219 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Am Sonntag zu arbeiten, ist für Mitarbeiter mit Familie ein Nachteil

Diesen Eindruck bestätigt auch Petra Wolf, die das Restaurant Kunberger neben dem Rathaus betreibt. „Das stimmt schon, dass es wenige Angebote gibt“, sagt sie. Dabei gehört ihr Lokal mit Sicherheit zu denjenigen, die sonntags vermisst werden. „Mein Koch hat zwei Kinder“, erklärt Wolf, warum sie dennoch am sonntäglichen Ruhetag festhält. Der Familienvater will verständlicherweise an einem Tag frei haben, an dem er Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Der Gastwirtin selbst ist es egal, ob sie am Sonntag oder an anderen Tagen pausiert. Sie geht auch davon aus, dass sonntags viele Kunden vorbeikommen würden. Wirtschaftlich angewiesen ist sie darauf allerdings nicht, denn gut besucht ist das Kunberger auch an den anderen Tagen. Momentan sei im Kunberger eigentlich jeden Tag viel los, sagt Petra Wolf.

Ebenfalls am Sonntag bei vielen vermisst wird die zentral gelegene Gaststätte Storchen. Der Inhaber Dimitrios Pinakas hatte vor über zehn Jahren sein Lokal noch sonntags offen, doch dann hat es sich ergeben, dass dieser Tag zum Ruhetag wurde. „Freitags und samstags ging immer lang, da braucht man einen Tag Ruhe“, erklärt er die Entscheidung. Außerdem sei es so leichter, Personal zu finden. Für ihn persönlich ist es auch ein Vorteil, am Sonntag frei zu haben. Schließlich sei das der einzige Tag in der Woche, an dem man nichts machen könne und die Geschäfte zuhaben. Für Pinakas ist es deshalb wichtig, sich selbst zu entspannen und sich mit Familie und Freunden zu treffen. „Sonntags ist die Backnanger Innenstadt schlecht zum Essengehen, aber die Menschen müssen verstehen, dass wir auch ein Leben haben“, findet der Gastronom.

Bei Christos Kiroglou, dem Inhaber des Restaurants Merlin ist der Sonntag ebenfalls zum Ruhetag geworden, weil freitags und samstags viele Events stattfinden, die bis spät in die Nacht gehen können. Er und sein Personal brauchen den siebten Tag der Woche wie auch beim Storchen für die Erholung. Für Kiroglou ist aber auch der wirtschaftliche Anreiz, an diesem Tag zu öffnen, nicht so groß, weil er davon ausgeht, dass weniger Kunden vorbeikommen würden als früher. Zwar sei der Sonntag normalerweise schon der typische Ausgehtag für die Familie, aber „es ist für viele mittlerweile finanziell schwierig, dass die ganze Familie essen geht“, berichtet der Gastronom, was er in Gesprächen mit seinen Kunden mitbekommen hat. Generell seien seine Gäste seit Corona zurückhaltender bei ihren Ausgaben geworden und würden abends nicht mehr so lange im Lokal verweilen. Er vermutet aber, dass das bei den typisch schwäbischen Lokalen in zentralerer Lage in der Altstadt anders ist als im Merlin.

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Abgesehen von diesen Beispielen gibt es natürlich auch in der Backnanger Innenstadt viele Lokalitäten, die sonntags ihre Türen öffnen, wenn auch nicht so viele, wie es sich manch einer wünscht. Darunter etwa das Gasthaus zum Löwen, das die Familie Hilt betreibt. Die haben den Sonntag als Chance gesehen, gerade weil viele Lokale zuhaben, „und das hat sich auch bewahrheitet“, erklärt der Koch Alexander Hilt. Die Nachfrage sei sehr hoch, allerdings sei dies auch an anderen Tagen der Fall. Dass er sonntags nicht einen freien Tag genießen kann, so wie viele andere, stört Hilt nicht. „Wir haben montags und dienstags zu, da holen wir das nach“, sagt er.

Die Inhaber des Lisboa nehmen sich im Urlaub mehr Zeit für die Familie

Für das Restaurant Lisboa ist der Sonntag ebenfalls ein wichtiger Tag. „Ich habe gemerkt, dass viele sonntagmittags zumachen. Aber für uns ist der Sonntagmittag noch ein gutes Geschäft“, berichtet die Inhaberin Sonja Moreiro. Sie und ihr Mann halten das Lokal nur am Montag und am Freitagmittag geschlossen. Diese Zeiten haben sie schon vor zehn Jahren festgelegt und dabei wollen sie auch bleiben. „Sonntag ist normalerweise ein guter Tag“, sagt Sonja Moreiro. Die Arbeitszeiten in der Gastronomie seien zwar nicht sehr familienfreundlich, aber um mehr Zeit mit ihren Kindern bemühen sich die beiden dann im Urlaub. „Deswegen machen wir manchmal zu, wenn die Kinder Schulferien haben.“

Das Restaurant Christina’s Tapas & More, das vor nicht ganz einem Jahr eröffnet wurde, hat freitags bis montags geöffnet, nimmt also den Sonntag mit. Die Tage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag nutzt die Familie, um zu ruhen und Produkte vorzubereiten. „Wir machen vieles selber“, erklärt Christina Martins, warum sie sich für eine Viertagewoche entschieden haben. Für sie ist das Wochenende dabei wichtig, weil sie vom Mittagstisch unter der Woche weg wollten und den Fokus mehr auf Events und Kochkurse gelegt haben. Und trotzdem bleibe ihr am Samstag und Sonntag noch genügend Zeit für die Familie, weil das Restaurant erst nachmittags öffne. „Im Endeffekt entscheidet aber der Kunde die Öffnungszeiten“, sagt Martins. Wenn sich ihre Gäste völlig andere Zeiten wünschen würden, könne sie sich vorstellen, das Konzept des Lokals dementsprechend anzupassen.

Schlussendlich liegt es wohl auch im Auge des Betrachters, das gastronomische Angebot in Backnang zu bewerten. Wenn das eigene Lieblingslokal auch am Sonntag die Türen offen hat, kann man sich glücklich schätzen. „Das Joe Peña’s hat offen, das gefällt mir sehr“, schreibt uns beispielsweise eine Instagram-Nutzerin. Über die Taverna To Beles freut sich ein anderer.

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Erstellt:
8. April 2024, 06:00 Uhr

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