Stabile Versorgung auch in Krisenzeiten
Die Süwag befindet sich in herausfordernden Zeiten – vor allem durch die Auswirkungen des Ukrainekriegs am Energiemarkt bedingt. Auf mögliche Schwierigkeiten bereitet sich das Unternehmen längst vor. Die Bilanz des Vorjahrs fällt zufriedenstellend aus.

In den Netzausbau will die Süwag künftig kräftig investieren. Foto: Süwag
Von Lorena Greppo
Frankfurt am Main/Backnang. Der Krieg in der Ukraine hat den Energiemarkt in den vergangenen Monaten ordentlich durcheinandergewirbelt, das ist auch an der Süwag nicht vorbeigegangen. Was machen die Energieversorger, wenn langfristig nicht mehr ausreichend Gas zur Verfügung steht? „Wir haben einen Krisenstab eingerichtet, die sich auf diesen Fall vorbereitet“, berichtet Markus Coenen, einer von zwei Vorstandsmitgliedern der Süwag Energie AG, bei einem Pressegespräch. Angesichts der Extremsituation durch den Ukrainekrieg habe sich das Geschäftsmodell der Süwag aber bislang als stabil erwiesen. Dennoch sei klar: „Wir sehen höhere Kosten auf uns zukommen“, das wird auch den Kunden nicht verborgen bleiben. Schon zu Beginn des Jahres wurden die Gaspreise erhöht, eine weitere Anpassung ist im Juli geplant. In der Sparte Strom kommt hier eine Besonderheit zum Tragen. Zum 1. Juli sinken die Preise durch den Wegfall der EEG-Umlage nämlich erst einmal um 4,43 Cent pro Kilowattstunde. Nur einen Monat später wird die Süwag allerdings die Preise erhöhen. „Unterm Strich kommt beim Kunden eine kleine Preissenkung an“, erklärt Coenens Vorstandskollege Mike Schuler. Er verweist darauf, dass die Beschaffungspreise enorm gestiegen sind. Hier seien auf dem Markt Dramatik und Dynamik schon vor dem Kriegsausbruch spürbar gewesen, die Thematik habe sich seitdem aber noch einmal deutlich verstärkt.
Ein starkes Jahr für Wasserkraft,ein schwaches bei der Windenergie
Trotz aller Turbulenzen an den Energiemärkten und der erschwerten Situation durch die Coronapandemie bezeichnet Markus Coenen 2021 als erfolgreiches Jahr. Die Süwag verzeichnet ein Ergebnis von 53,2 Millionen Euro. Das ist zwar deutlich weniger als noch im Vorjahr (74,8 Millionen Euro), doch das hänge auch mit der Ausgliederung des Teilbetriebs Rheinmünster zusammen. Um diesen Sondereffekt bereinigt hatte die Süwag „operativ ein höheres Ergebnis als im letzten Jahr“, so Coenen. Im Geschäftsjahr 2021 konnte das Unternehmen zudem die Kundenzahl um 24000 auf insgesamt 834000 steigern, 715000 in der Sparte Strom, 119000 beim Gas. Auch seien alle Partnerkommunen der Süwag im abgelaufenen Geschäftsjahr treu geblieben – keine habe von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht.
Positiv bewertet Mike Schuler auch das Jahr in manchen Sparten regenerativer Energie: „Wir haben ein sehr starkes Wasserjahr gehabt.“ Das Ergebnis lag etwa neun Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Nicht ganz so gut sei hingegen das Windjahr gewesen, hier wurde fast 17 Prozent weniger Leistung erbracht als im Vorjahr. Einen deutlich Schub hat die Süwag in Sachen Fotovoltaik wahrgenommen. In diesem Bereich habe sie neue Projekte angegangen und könne auch Erfolge im Vorjahr verzeichnen. So wurden etwa zwei PV-Projekte auf Schuldächern realisiert. In der hiesigen Region war die Süwag im vergangenen Jahr vor allem im Bereich Biogas und Nahwärme aktiv. Der Schöntaler Hof in Großaspach erzeugt seit zehn Jahren umweltfreundlichen Strom in seiner Biogasanlage. Die Abwärme nutzt die Süwag seit 2016 für die Beheizung von Gebäuden in Großaspach. In diesem Jahr sollen weitere Straßen an das bestehende Wärmenetz angeschlossen werden, das wurde vorbereitet. Ein weiteres Projekt: In Sulzbach an der Murr betreibt die Süwag seit vielen Jahren ein Nahwärmenetz basierend auf einer Holzhackschnitzelanlage und einer Biogasanlage. Das Netz wird in diesem Jahr ebenfalls erweitert. „Die Nachfrage im Ort ist aktuell sehr groß“, heißt es vonseiten des Unternehmens.
Für das laufende Geschäftsjahr plant die Süwag Investitionen in Höhe von rund 200 Millionen Euro. Geplant ist, dieses Niveau in den Folgejahren sogar noch zu erhöhen. Vor allem soll der Netzausbau weiter vorangetrieben werden, zudem soll beispielsweise die Infrastruktur weiter digitalisiert werden. Mit rund 50 neuen Stellen will das Unternehmen diese Aufgaben angehen. Als Ergebnis dieser Bemühungen erwartet der regionale Energiedienstleister – vorbehaltlich eventueller Belastungen im Zuge der Ukrainekrise beziehungsweise der Kapitalmarktentwicklung – für das Geschäftsjahr 2022 ein steigendes operatives Ergebnis.
Das Unternehmen Die Süwag Energie AG ist eine Aktiengesellschaft mit kommunaler Beteiligung. Das knapp 5200 Quadratkilometer umfassende Versorgungsgebiet der Süwag und ihrer Tochterunternehmen verteilt sich auf Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 beschäftigte die Süwag 1824 Mitarbeiter – 43 mehr als im Vorjahr.
Die Produkte Im Gesamt-Strommix verzeichnet die Süwag einen Anteil von 22,3 Prozent aus Herkunftsnachweisen erneuerbarer Energieträger, die nicht aus der EEG-Umlage finanziert sind. Betrachtet man die Ökostromprodukte, so sind diese zu 100 Prozent grün. Dort setzt sich die Lieferung zu 65 Prozent aus dem EEG und zu 35 Prozent aus Herkunftsnachweisen zusammen. In den übrigen Produkten beträgt der Grünstromanteil in Summe 65,1 Prozent . Das sind laut Süwag fast fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr .