Insolvente Großbäckerei

Sternenbäck macht Produktionswerk in Hechingen dicht

Die insolvente Großbäckerei Sternenbäck schließt ihr Produktionswerk in Hechingen auf der Schwäbischen Alb. Zudem stehen bei dem Unternehmen weitere Jobs und Standorte auf der Kippe.

Der Kostendruck macht nicht vor Brötchen halt.

© imago/mix1

Der Kostendruck macht nicht vor Brötchen halt.

Von Imelda Flaig

Die insolvente Großbäckerei Sternenbäck trennt sich von Filialen und schließt ihr Produktionswerk in Hechingen (Zollernalbkreis) bis spätestens Ende 2024. Wie viele Standorte und Beschäftigte insgesamt betroffen sind, ist noch unklar. Das Unternehmen, das auch in Stuttgart vertreten ist, gibt sich wortkarg.

„Für die Filialen befinden sich Verkaufsprozesse und Bieterverfahren in vollem Gange“, teilte Geschäftsführer Frank Winter in einem knappen Statement mit, nach dem das Unternehmen zuvor angekündigt hatte, dass der Produktionsstandort in Hechingen maximal noch bis zum Jahresende fortgeführt werde.

34 der bundesweit 123 Filialen sind in Baden-Württemberg

Die Großbäckerei mit bundesweit rund 1000 Mitarbeitern, 123 Filialen und drei Produktionswerken – neben Hechingen noch Gera (Thüringen) und Spremberg (Brandenburg) – hatte im Mai 2024 ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, um sich zu restrukturieren. Begründet wurde dies mit einem verschärften Kostendruck, allen voran gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal. Dies und das sich rapide wandelnde Marktumfeld sowie der Wandel des Kundenverhaltens hätten zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit derart nachhaltig verschlechtert, dass es keine Alternativen zu einer gerichtlichen Sanierung gegeben habe. Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens sei der Erhalt der Arbeitsplätze und des Geschäftsbetriebs der Sternenbäck-Gruppe, hieß es.

Die Standorte Gera und Spremberg werden laut Geschäftsführung unverändert weitergeführt. Es zeichnet sich nach Angaben des Unternehmen eine langfristige Fortführungslösung ab.

Während es für ostdeutsche Standorte Entwarnung gibt, wirft die Schließung des Produktionswerks Hechingen viele Fragen auf, denn vom Stammsitz auf der Schwäbischen Alb wurden bislang die Filialen in Baden-Württemberg beliefert. 34 sind es insgesamt – vom Bodensee über die Schwäbische Alb bis nach Stuttgart. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“ ist das Aus der Filialen im Südwesten bereits besiegelt, offenbar soll schon Ende Oktober Schluss sein, es ist sogar schon von bereits erfolgten Kündigungen die Rede.

Bereits die zweite Insolvenz

Das Unternehmen äußert sich nicht zu konkreten Fragen, antwortet in einem schriftlichen Statement nur allgemein: „In den Medien kursierende Berichte über die Kündigung von 1000 Mitarbeitern entsprechen nicht der Realität und sind unzutreffend.“ Sternenbäck betont, dass es oberste Priorität bleibt, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern und die Belegschaft in die laufenden Prozesse transparent einzubinden.

Sternenbäck hat Filialen in insgesamt fünf Bundesländern – der Großteil liegt in Ostdeutschland. Neben Baden-Württemberg ist das 1766 in Hechingen gegründete Traditionsunternehmen auch mit rund 90 Filialen in Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt vertreten.

Es ist die zweite Insolvenz der Großbäckerei, die sich 2020 mit einem ersten Sanierungsverfahren retten konnte und damals bereits das Filialnetz kräftig ausgedünnt hat. Die Corona-Krise hatte für fehlende Umsätze gesorgt. Insgesamt waren damals rund 220 Mitarbeiter aus dem Verkauf, der Produktion und der Verwaltung von den Schließungen betroffen, allein in Stuttgart wurden seinerzeit sieben Filialen geschlossen.

Das derzeitige Eigenverwaltungsverfahren wird von einem Restrukturierungsteam der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft RSM Ebner Stolz begleitet.

Zum Artikel

Erstellt:
8. Oktober 2024, 17:59 Uhr
Aktualisiert:
8. Oktober 2024, 18:13 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen