Von Ingrid Knack

Backnang. Fotografieren in Zeiten von Corona: Ganz bewusst standen beim 47. Blende-Fotowettbewerb Themen zur Auswahl, bei denen es leicht ist, Motive auch im unmittelbaren Lebensfeld zu finden. Inszenierungen mit anderen Menschen waren nicht das Gebot der Stunde. Zahlreiche Leser unserer Zeitung nahmen die Herausforderung an, und so hatte es die Jury mit Redaktionsleiter Kornelius Fritz und den Redakteurinnen Lorena Greppo, Melanie Maier und Ingrid Knack nicht leicht, die besten Aufnahmen aus all den Einsendungen herauszufiltern. Die Ergebnisse:

Faszinierende Tierwelten

Bei diesem Thema erzielte Andreas Bobanac aus Backnang Platz 1. Die Aufnahme des aus einem See trinkenden Fuchses entstand in Ostböhmen, Tschechien. Wie es zu dem Bild kam, erklärt Bobanac so: „Mit Unterstützung von Tierguides aus diesem Gebiet wurde der Fuchs mit einem Luder an den Bachlauf gelockt. Bei der Suche nach dem Luder lief er unter anderem auch an diesem Baumstamm entlang und suchte systematisch und flink den Platz ab. Dabei ermöglichte er mir mit diesem kurzen Augenblick das Bild ,Nah am Wasser‘.“

Platz 2 ging an Sandra Fadini aus Burgstetten für „Ein Herz für Bienenfresser“. Sie lässt dazu wissen: „Der farbenfrohe Bienenfresser ist einer meiner Lieblingsvögel in Deutschland. Aufgrund des Klimawandels ist er mittlerweile immer häufiger in Deutschland anzutreffen, wenn er geeignete Nistmöglichkeiten wie Kies- oder Tonwände vorfindet. Mit dem Ziel in den Tag gestartet, den gewandten Flieger in der Luft zu fotografieren, entstand diese emotionale Momentaufnahme nach langem Ansitzen, als ich aus dem Augenwinkel plötzlich wahrnahm, dass auf einem nahe gelegenen Ast zwei Bienenfresser gelandet waren.“

Die „Wachmannschaft“ brachte Ralf Blum aus Backnang den dritten Preis ein: Die „Wachmannschaft“ befand sich unter einem Garagendach. Blum sagt: „An verschiedenen Stellen in unserem Garten entstanden kleinere Nester der ,Haus-Feldwespe‘, einer eher kleinen und friedfertigen sowie als Insektenjäger nützlichen Wespenart, deren Nester durch die fehlende Außenhülle einsehbar sind und in aller Regel oberirdisch an einer warmen Stelle liegen. Gerade abends scheint dann die Sonne direkt unters Dach, sodass man auch gut in das Nest sehen kann. Dort zu sehen sind leere Waben ebenso wie einzelne Eier oder schon die größeren noch verpuppten Larven. Als ich mich mit der Kamera dem Nest näherte, kamen die vier Wespen hervor.“

Unsere Heimat

Den „Hintersee“ (Berchtesgaden) hat Adrian Schoenenberg aus Oppenweiler als Motiv gewählt, der erste Platz war ihm damit sicher. Nach einem Spaziergang durch den „Zauberwald“ gelangte er an diese schöne und sehr fotogene Stelle. „Der Einsatz eines Stativs, die Wahl der tiefen Position und der richtigen Filtersysteme verleiht dem Bild seine Wirkung“, verrät er.

Ralph Krüger aus Backnang stieß auf das Motiv mit dem Titel „Unsere Heimat ist im Weidenhof“, mit dem er auf Platz 2 landete, nicht zufällig. Eigentlich hatte er „Brotbacken auf dem Land“ thematisieren wollen, da viele Menschen in der Coronapandemie das Brotbacken als eine Art Hobby für sich entdeckten. Krüger: „Über einen Kollegen fand ich eine Familie in Kaisersbach, die regelmäßig auf Bestellung Brot und Salzkuchen bäckt – im elterlichen Haus im Weidenhof. Nach Kontaktaufnahme und Erklärung, was ich vorhabe, durfte ich die gesamte Familie beim Brotbacken und die Söhne auch mit den Hühnern fotografieren.“ Nicht ein Brotback-Bild, sondern ein Foto mit einem Kind mit Hühnern wurde schließlich ein Siegerbild.

Steffen Wihofszki aus Backnang erzielte mit „Nachthimmel in der Heimat“ den dritten Preis. Das Foto ist zwischen Steinbach und Oberbrüden entstanden. „Das Motiv ist mir während einer Radtour im Sommer 2021 aufgefallen: Leichte Hanglage mit freier Sicht und der Jägerstand als interessanter Vordergrund. Ideal für eine Aufnahme des Nachthimmels mit sogenannten Sternenspuren“, erklärt er. Bei solchen Aufnahmen werde die „Wanderung“ der Sterne am Nachthimmel auf einem finalen Foto festgehalten. Eine Variante, um „Sternenspuren“ zu fotografieren sei, mehrere Bilder mit relativ langer Belichtungszeit (zirka 30 Sekunden) vom Stativ aus zu machen, die dann später am PC zusammengerechnet werden. „Hier waren dies über 180 Fotos, welche innerhalb von etwa zwei Stunden aufgenommen wurden. Für Fotos mit Sternenspuren muss man Geduld mitbringen, bis dann alle Einzelaufnahmen ,im Kasten‘ sind. Die Person mit der Stirnlampe neben dem Jägerstand ist ebenfalls eine Einzelaufnahme, die dann am PC mit integriert wurde“, lässt sich der Preisträger über die Schulter schauen.

Licht und Schatten

Dietmar van der Linden aus Aspach überzeugte mit dem Bild „Durch Licht und Schatten“, die Jury belohnte ihn mit Platz 1. Das Bild entstand während eines Kurzurlaubs nach Valencia. Früh morgens ging er auf Fotopirsch. „Auf dem Areal der Wissenschaft und Künste war es noch sehr ruhig und keine anderen Touristen waren vor Ort, die mir ins Bild laufen konnten. Es waren nur ein paar Nachtschwärmer und ein weiterer verrückter Fotograf, der auch früh aufgestanden ist, dort unterwegs. Nach einem kurzen fotografischen Austausch ist dann jeder seines Weges gegangen und man hat so weit Rücksicht genommen, dass man sich nicht im Bild steht. Die architektonischen Leckerbissen von dem Stararchitekten Santiago Calavatra stehen dort im trockengelegten Flussbett des Turia und bieten für Liebhaber der Architekturfotografie, zu denen ich mich zähle, ganz tolle Möglichkeiten zum fotografieren. Auf der Suche nach fotografisch interessanten Standpunkten an den Gebäuden, ist mir dieser Bogengang aufgefallen, der durch das Spiel von Licht und Schatten dem Bild eine schöne Tiefe gibt. Aufgenommen habe ich es vom Stativ aus, um bei der gewählten kleinen Blendenöffnung und langer Belichtungszeit nicht zu verwackeln und dem Bild eine möglichst große Schärfentiefe zu geben. Als Zusatzeffekt entstand auch durch die geeignete Blendenwahl solch ein Lichtstern, in diesem Fall von einem Strahler.“

Der zweite Platz wurde Jörg Frase aus Backnang für „Applaus im Nebel“ zuerkannt: Frase: „Das Bild entstand bei einem Gang durch das nächtliche Backnang am 11.11.2021. Der Applaus von den Balkonen ist längst verklungen, aber die Claqueure vor dem Rathaus klatschen unermüdlich weiter.“

Anette Weichelt aus Backnang bekam für „Licht und Schatten – Leben mit Corona“ den dritten Preis. Das Foto hat sie in ihrem „Atelier“ in Backnang mithilfe einer Handy-Selbstauslöser-Einstellung aufgenommen. „Ich wollte damit Licht und Schatten, Aktivität des Malens und dargestellte Gefühlsausdrücke, gegensätzlich und gemeinsam, in Szene setzen. Ich bin Künstlerin und male, seit ich einen Stift halten kann.“

Fit & Fun

Julian Kugler aus Althütte landete mit „Der grüne Hut“ auf Platz 1. Wie es zu dem Foto kam, schreibt er in einer E-Mail: „Gerade bin ich auf einem Volontäreinsatz in Papua Neuguinea. Dieses Bild entstand, als ich im November einen einheimischen Freund in seinem Dorf besuchen ging. Dort trainierten sie gerade auf einem Süßkartoffelfeld des Dorfes für eine von einem Chef der Region organisierte Rugby-Meisterschaft (bald sind Wahlen, und da wollen sie sich davor meistens noch etwas beliebt machen). Das Feld war, da die Trockenzeit letztes Jahr erst sehr spät zu Ende war, ganz ausgetrocknet und staubte so schön unter den Füßen der motivierten Spieler, dass ich dann doch noch die Kamera rausholen musste. Zufällig rannte dann direkt der Kapitän der Mannschaft mit dem ergatterten Ball auf mich zu, und das Bild ,Der Grüne Hut‘ entstand (welcher übrigens erstaunlicherweise nie herunterfiel).“

Joachim Pfleiderer aus Backnang brachte das Foto „AlpenX2021“ den zweiten Platz ein. Das Bild entstand im Juli 2021 bei einer Fahrt von Ischgl zur Heidelberger Hütte im hinteren Fimbatal am Fuße des Fluchthorns in der Silvretta. Pfleiderer: „Das war die erste Etappe einer siebentägigen Alpenüberquerung (AlpenX) mit dem Mountainbike und Rucksack von St. Anton am Arlberg nach Riva am Gardasee. Der Platz auf dem Foto ist nur durch eine Kletterpartie mit dem Rad zu erreichen.“

Gudrun Siegel aus Weissach im Tal landete mit „Yoga for everybody“ auf Platz 3. Geplant war ein Fotoshooting im Garten für einen Online-Yoga-Kurs. Die Kinder Leni und Feli sollten währenddessen auf dem Trampolin bleiben. „Aber schon nach zwei Minuten kamen die zwei angeschlichen und haben einfach mitgemacht. Da sie sich mächtig angestrengt haben, konnten wir sie unmöglich wegschicken.“

„Unsere Umwelt“ (Jugendthema)

Anna Rapp aus Backnang bekam mit „In der Stadt“ den einzigen Preis, den die Jury unserer Zeitung in der Kategorie für die Jugend vergab. Das Foto mit den rauchenden Schornsteinen „ist letztes Frühjahr spontan entstanden, als die Schulen geschlossen waren und Online-Unterricht stattfand. Ich hatte also Zeit und die Möglichkeit, den Sonnenaufgang über Backnang von zu Hause aus zu fotografieren“, erzählt die junge Fotografin.