Strategie für mehr Fotovoltaik vorgestellt

Landrat Richard Sigel will weitere Liegenschaften des Rems-Murr-Kreises mit Solaranlagen energietechnisch ertüchtigen.

Fotovoltaik Anlage auf dem Dach des Bize in Weissach im Tal. Archivfoto: E. Layher

© Edgar Layher

Fotovoltaik Anlage auf dem Dach des Bize in Weissach im Tal. Archivfoto: E. Layher

Von Bernhard Romanowski

Rems-Murr. In Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bekam das Thema Fotovoltaik gestern eine zusätzliche Dynamik. Denn neben der angestrebten Klimaneutralität ist auch die energiepolitische Unabhängigkeit ein Thema, das angesichts der Geschehnisse in Osteuropa offenbar für eine fraktionsübergreifende Einigkeit sorgt. Im Ausschuss für Umwelt und Verkehr des Rems-Murr-Kreises, der diesmal in Schorndorf tagte, wurden nämlich die Überlegungen vorgestellt, auf welche Weise sich der Ausbau der Solarenergiegewinnung auf den kreiseigenen Liegenschaften bestmöglich realisieren lasse. Es mag Zeiten gegeben haben, da hätten sich die Mitglieder der verschiedenen Fraktionen zu diesem Thema in lange Diskussionen verwickelt. Das war nun nicht der Fall. Vielmehr wurde von der Kreisverwaltung erörtert, wie sich der Ausbau nun am besten realisieren lasse.

Denn egal wie eng der Schulterschluss der Kreispolitiker zu diesem Thema sein mag – mit einem bloßen Fingerschnippen lässt sich so etwas nicht umsetzen. Die Fotovoltaik steht seit Jahren im Fokus der Landkreisverwaltung und der Tochterunternehmen des Kreises. Daher wurden auch bereits auf verschiedensten Gebäuden im Kreis leistungsstarke Fotovoltaikanlagen errichtet. In Backnang findet man sie unter anderem auf dem Dach der Gewerblichen Schule und auf der Biovergärungslage Neuschöntal. Mittlerweile wurden die Potenziale der Dächer auf allen Liegenschaften des Kreises untersucht und auf ihre technische Eignung hin bewertet.

„In diesem Zusammenhang gilt es auch, Fragestellungen hinsichtlich der Beschaffung und Bewirtschaftung der Anlagen frühzeitig zu klären. Wichtige Aspekte dabei sind die Nutzung möglicher Synergieeffekte innerhalb der Kreisfamilie, aber auch die Berücksichtigung steuerlicher und rechtlicher Aspekte“, wie Peter Schäfer gestern als zuständiger Dezernent im Ausschuss erklärte. Entsprechend der Haushaltsanträge von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD-Fraktion habe die Kreisverwaltung eine Strategie für den Umgang mit Fotovoltaikanlagen auf den kreiseigenen Dächern entwickelt. Das Institut für Nachhaltige Energietechnik und Mobilität der Hochschule Esslingen hat derweil eine Potenzialanalyse für den Ausbau von Fotovoltaik vorgenommen. Diese ergab, dass fast alle Dächer der Bestandsgebäude des Kreises mit einer solchen Anlage bedeckt werden könnten. Durch die Installation weiterer 25 Anlagen mit rund 7808 Kilowatt Peak könnten bis zum Jahr 2030 rund 7,3 Gigawattstunden pro Jahr an Strom produziert und somit rund 4238 Tonnen CO2 eingespart werden.

Aus umsatzsteuerrechtlichen Gründen und um die Fotovoltaikanlagen in der kreiseigenen CO2- und Energiebilanz mitsamt den Schulen und Tochterunternehmen weiterhin berücksichtigen zu können, müssten die Anlagen im Eigentum des künftigen Endverbrauchers errichtet werden. Um Synergieeffekte zu nutzen, empfiehlt die Kreisverwaltung, die Beschaffung und Bewirtschaftung an zentraler Stelle für die gesamte Kreisfamilie zu bündeln.

„Unter Berücksichtigung der vergaberechtlichen Aspekte, erscheint insbesondere die Beschaffung und Bewirtschaftung durch die Landkreisverwaltung oder die Abfallwirtschaft Rems-Murr als Dienstleister sinnvoll. Beide Varianten bieten dieselben steuerrechtlichen Ausgangssituationen, ebenfalls müssten bei beiden Varianten entsprechende Stellen neu geschaffen werden“, ließ Schäfer die Ausschussmitglieder wissen. Die Frage, wer es letztlich macht – Landratsamt oder AWRM– wird noch zu klären sein.

Die Investitionskosten des Landkreises für den angestrebten Ausbau von 17 Fotovoltaikanlagen auf den Liegenschaften der Landkreisverwaltung, den kreiseigenen Schulen und den Straßenmeistereien, liegen bei rund 4,9 Millionen Euro. Ein ziemlicher Batzen, aber, so Schäfer: „In den nächsten Jahren ist von steigenden Energiepreisen und daher erheblichen Mehrkosten für die Versorgung mit Strom auszugehen. Durch die Installation von Fotovoltaikanlagen wird Strom zum Eigenverbrauch produziert, wodurch eine erhebliche Energiekosteneinsparung sowie eine Reduzierung von Abhängigkeiten bei Energieimporten erfolgt.“

Somit sei der Ausbau der Fotovoltaik nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll. Der Ausschuss stimmte der Fotovoltaik-Strategie einstimmig zu.

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Erstellt:
22. März 2022, 06:00 Uhr

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