Sulzbach: Letzter Schritt bei Sanierung der Kläranlage
Die Kläranlage in Sulzbach an der Murr wird seit Jahren saniert. Letzter dicker Posten ist jetzt die Entwässerung des Klärschlamms.

© Pressefotografie Alexander Beche
Ingenieur Matthias Strobel (rechts) erklärte Sulzbacher Gemeinderäten bereits vor fünf Jahren die problematischen und auch sanierten Stellen der Kläranlage. Foto: Alexander Becher
Von Ute Gruber
Sulzbach an der Murr. Als letzte große Maßnahme der nunmehr seit zehn Jahren laufenden Sanierung der Kläranlage der Gemeinde, für die bisher knapp drei Millionen der ursprünglich eingeplanten 3,1 Millionen Euro investiert wurden, steht aktuell die Anlage zur Entwässerung des anfallenden Klärschlamms auf der Agenda.
In seiner vergangenen Sitzung hatte der Gemeinderat grundsätzlich darüber zu entscheiden, wie mit diesem Endprodukt der Abwasserreinigung weiterhin verfahren werden soll. Zur Debatte stand die Anschaffung einer neuen eigenen Anlage als Alternative zur derzeit praktizierten Entwässerung durch einen Lohnunternehmer. Letzteres war nötig geworden, nachdem vor vier Jahren die eigene Kammerfilteranlage aufgrund irreparabler Schäden außer Betrieb genommen werden musste, und stellt laut Bauamtsleiter Martin Hübl eigentlich eine provisorische Lösung dar, denn „die Klärschlammentwässerung war im Gesamtkonzept der Sanierung ohnehin als Posten vorgesehen“. Die Arbeitsspitzen bei den kurzfristigen Einsätzen des gefragten Lohnentwässerungsunternehmens stellen für das Mitarbeiterteam außerdem eine schlecht planbare Abhängigkeit dar.
Vorgestellt wird von Matthias Strobel vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Abtsgmünd, welches das Sanierungsprogramm von Anfang an begleitet, die Variante einer Dekanterzentrifuge, welche das Endprodukt zum Teil entwässert. Geschätzter Kostenpunkt: rund 950000 Euro. Damit hätte sich die Anschaffung im Vergleich zum Lohnunternehmer (rund 60000 Euro jährlich) allerdings erst in 15 Jahren amortisiert, was Reinhold Haag sauer aufstößt: „Bis dahin sind da ja schon wieder Teile zu ersetzen.“
Die Trocknung des Klärschlamms mit Sonnenenergie hat an Priorität verloren
Der von zwei auf 26 bis 30 Prozent Trockensubstanz ausgepresste Schlamm kann in überdachten Containern bis zur Abholung gelagert werden. Die noch vor drei Jahren favorisierte Variante der Trocknung des Klärschlamms mit Sonnenenergie hat inzwischen an Priorität verloren, einerseits wegen des zusätzlichen Flächenbedarfs, der rund um die Kläranlage ja im Überflutungsgebiet liegen müsste, andererseits, weil die maschinelle Entwässerung günstiger kommt als damals berechnet (ein einkalkuliertes Schlammsilo wird nicht benötigt), und vor allem, weil die Kooperation mit der Verbrennungsanlage in Backnang ausgelaufen ist. „Die hat ja nie richtig funktioniert“, erzählt Martin Hübl, „da gab es dauernd technische Probleme.“ Die Kosten wurden auf die anliefernden Gemeinden umgelegt: „Anfangs haben wir 75 Euro pro Tonne gezahlt, zuletzt waren das 150.“ Außerdem wäre die Trocknungsanlage mit rund 2,4 Millionen Euro sehr teuer geworden.
Eine Ausbringung des Klärschlamms, der durch seinen hohen Phosphatgehalt eigentlich ein hervorragender Dünger ist, auf landwirtschaftliche Flächen ist wegen eventueller Rückstände in Baden-Württemberg grundsätzlich verboten – im Gegensatz zu manchen anderen Bundesländern. Entwässerter Klärschlamm wiederum sei inzwischen wieder gefragt, zum Beispiel für die Zementherstellung: „Da gab es bei der Gemeinde schon Anfragen.“
Antibabypille und Schmerzmittel
Außerdem seien alle Kommunen laut Hübl ab 2032 verpflichtet, den wertvollen Rohstoff Phosphor (aus Waschmitteln) aus ihrem Klärschlamm zurückzugewinnen, und müssten hierfür ein Konzept vorlegen. Auch rechnet er damit, dass in Zukunft eine vierte Reinigungsstufe vorgeschrieben werden könnte, um die Medikamente im Abwasser auszufiltern, zum Beispiel mit Aktivkohle. Nach dem Ende der Gerberindustrie im Murrtal spielen nämlich als problematische Rückstände im Klärschlamm längst die Schwermetalle kaum mehr eine Rolle. Sie wurden abgelöst von Medikamenten wie zum Beispiel den Hormonen aus der Antibabypille oder Schmerzmitteln, die die Flora und Fauna bei der Rückführung in die Natur beeinträchtigen können.
Es bleibt also spannend auf der Kläranlage, auch nachdem diese letzte Millioneninvestition, für die sich nun der Gemeinderat letztlich mit einer Enthaltung ausgesprochen hat, getätigt sein wird.