Sulzbachs Bürgermeister Dieter Zahn tritt wegen Krankheit zurück
Der Sulzbacher Bürgermeister kann seine vierte Amtszeit nicht mehr zu Ende bringen und macht den Weg frei für Neuwahlen. Der Zeitplan für die Wahl des Nachfolgers steht noch nicht fest, aber die Stelle wird spätestens am 22. Dezember ausgeschrieben.
Von Matthias Nothstein
Sulzbach an der Murr. Dieter Zahn ist derzeit der dienstälteste Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis. Der 63-jährige, der seit dem 12. Mai 1992 die Geschicke im Rathaus von Sulzbach an der Murr lenkt, hätte gerne noch seine vierte Amtszeit zu Ende gebracht, doch es ist nun anders gekommen. In einer persönlichen Presseerklärung teilt Dieter Zahn nun mit, dass er nach langer Krankheit nun den Weg frei macht, damit der Gemeinderat das Verfahren zur vorzeitigen Ausschreibung und Neubesetzung seiner Nachfolge zeitnah und noch vor Ablauf von Zahns Amtszeit im Mai nächsten Jahres auf den Weg bringen kann.
Zahn teilt schriftlich mit: „Am vergangenen Wochenende habe ich dem Gemeinderat und Landrat Richard Sigel mitgeteilt, dass es mir meine schwere Erkrankung nicht erlaubt, meine Aufgaben in gewohnter Verantwortung bis Mai 2024 zu Ende zu führen. Die Entscheidung, kurz vor Ende meiner Amtszeit aus dem Amt auszuscheiden, ist mir unglaublich schwergefallen. 32 Jahre war das Wohl der Gemeinde Sulzbach an der Murr für mich – neben meiner Familie – das allerwichtigste Anliegen. Schweren Herzen muss ich aber nunmehr anerkennen, dass meine Kraft nicht mehr ausreicht.
Einst der jüngste Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis
Die Gemeinde braucht aber einen Bürgermeister beziehungsweise eine Bürgermeisterin, der/die sich mit voller Kraft den vielfältigen Pflichten der Gemeinde widmet, wie es für mich bis zu meiner Erkrankung stets Lebensaufgabe war.“
Einst war Zahn der jüngste Bürgermeister, heute ist er der dienstälteste
1992 war Zahn der jüngste Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis, inzwischen ist er der dienstälteste. Bei einer Ehrung zu seinem Dienstjubiläum 30 Jahre sagte Rems-Murr-Landrat Richard Sigel: „Dieter Zahn ist länger mit der Gemeinde verheiratet als mit seiner Frau.“ Das stimmt, denn Zahn heiratete tatsächlich erst kurz nach seiner Wahl.
Vor genau zwei Jahren sagte Dieter Zahn noch voller Überzeugung: „Für mich ist das Amt des Bürgermeisters immer noch ein Traumjob.“ Damals wollte er nicht ausschließen, dass er sogar eine fünfte Amtszeit dranhängen wollte. Sie hätte – die Wiederwahl einmal vorausgesetzt – im Mai 2024 begonnen. Er erklärte damals: „Das Bürgermeisteramt ist eine große Aufgabe, bei der man einiges bewegen kann. Das macht mir immer noch Spaß, ich bin sehr motiviert und habe noch einige Themen, bei denen ich dranbleiben möchte.“
Nun jedoch hat die Krankheit den schaffigen Macher ausgebremst. Landrat Richard Sigel kann gut nachempfinden, wie schwer es Zahn wohl gefallen sein muss, jetzt seinen Amtsverzicht öffentlich zu machen. Dass Zahn diesen Schritt geht, nennt Sigel „respektabel und anerkennenswert“. Auf der anderen Seite war die Entscheidung unumgänglich. Sigel war in einem langen und engen Austausch mit dem Bürgermeister und der Gemeindeverwaltung und spricht aus Sicht eines Verwaltungsmannes von einer „schwierigen, krankheitsbedingten Situation, die wir vonseiten des Landratsamtes intensiv begleitet haben“.
Intensiv eingespannt war zuletzt auch Edelgard Löffler, die erste Stellvertreterin Zahns. Sie hat in den vergangenen Monaten viele Aufgaben und offiziellen Termine von Bürgermeister Zahn übernommen. So etwa beim Bürgerempfang im Sommer, bei den Zahn bereits nicht mehr persönlich anwesend sein konnte. Ebenso am Samstag, als die Sporthalle in Willy-Ehnis-Halle umbenannt wurde. Und am Tag zuvor hatte Hauptamtsleiter Michael Heinrich die Rede Zahns zur offiziellen Einweihung der Hochwasserschutzmaßnahmen im Ort verlesen. Auch Heinrich war zuletzt bei vielen Verwaltungsaufgaben ganz besonders gefordert.
Ein Blick zurück: Als Zahn am 12. Mai 1992 sein Amt angetreten hat, ist Deutschland erst seit zwei Jahren wiedervereint. In Sulzbach stehen zahlreiche Aufgaben auf dem Programm. Zahn packt sofort nach seinem Wechsel aus der Kämmerei von Spiegelberg auf den Chefsessel von Sulzbach mehrere Projekte entschlossen an: Die Erweiterung der Realschule, der Ausbau der L1066 nach Spiegelberg oder das neue Baugebiet Ziegeläcker. Bei der Realschule geht die Gemeinde gar mit 4,5 Millionen Mark in Vorleistung, ohne zu wissen, ob sie Zuschüsse bekommen wird. Später ändert sich der ‚Schwerpunkt der Aufgaben, es geht um Digitalisierung und den Hochwasserschutz. Schon früh setzt sich Zahn für nachhaltige Projekte ein, etwa den Ausbau des Nahwärmenetzes, das zu 90 bis 95 Prozent aus den regenerativen Energiequellen Hackschnitzel und Biogas gespeist wird.
Herkunft Dieter Zahn ist im Jahr 1960 in Marbach am Neckar zur Welt gekommen und dort auch aufgewachsen. Seine Ausbildung zum Verwaltungsfachmann begann er beim Bürgermeisteramt Marbach und beim Landratsamt Ludwigsburg. Es schloss sich ein Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg an, das er als Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. In einem Abendstudium bildete er sich an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Stuttgart weiter und legte dort eine Prüfung als Betriebswirt ab. Danach arbeitete Zahn als Leiter der Finanzverwaltung bei der Gemeinde Spiegelberg.
Wahlen In der Vergangenheit hatte sich Dieter Zahn bei jeder Wahl souverän durchgesetzt. Bei der jüngsten Wiederwahl 2016 hatte er trotz eines Gegenkandidaten 90 Prozent der Stimmen erhalten. Allerdings handelte es sich bei seinem Herausforderer um ein Mitglied der Nein-Partei. Im Jahr 2008 waren es 77,5 Prozent, auch damals hatte er einen (chancenlosen) Gegenkandidaten. Im Jahr 2000 hatte Zahn gar 88,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können. Damals war Zahn der einzige Kandidat, weshalb die Wahlbeteiligung auch nur bei 31 Prozent lag. Bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister im Jahr 1992 hatte sich Zahn gegen drei Mitstreiter durchgesetzt. Nach einem spannenden Wahlkampf und am Ende eines Kopf-an-Kopf-Rennens schaffte es Zahn aber doch im ersten Wahlgang, 59,6 Prozent der Wähler für sich zu gewinnen. Härtester Gegner damals war Manfred Merges, der 38,4 Prozent erreichte. Die anderen beiden Kandidaten – Stefan Verba und Werner Tereba – spielten überhaupt keine Rolle.
Privat Dieter Zahn ist verheiratet und Vater von drei Söhnen. Der 63-Jährige ist parteilos, er kandidierte jedoch bei der jüngsten Regionalwahl im Jahr 2019 auf der Liste der Freien Wähler als Kandidat des Rems-Murr-Kreises.
Zeitplan Die vierte Amtszeit von Dieter Zahn endet regulär am 11. Mai 2024. Da bislang kein anderes Datum offiziell bekannt ist, könnte der erste Wahlgang frühestens am Sonntag, 25. Februar stattfinden, der zweite Wahlgang – falls notwendig – dann zwei Wochen später. Dies bedeutet, dass die Stellenausschreibung spätestens am 22. Dezember erfolgen würde. Zahn selbst spricht von einer vorzeitigen Ausschreibung und dass er eine zeitnahe Nachfolge ermöglichen möchte. Insofern sind die Termine noch nicht in Stein gemeißelt. Hauptamtsleiter Michael Heinrich bestätigte, dass der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung darüber beraten wird.