Suppenvielfalt zur Hochsaison

Ob Kürbis, Kartoffeln oder Erbsen – in der kalten Jahreszeit hat die Stunde der heißen Suppen und Eintöpfe geschlagen. Wer sich etwas Abwechslung von den bewährten Klassikern wünscht, findet in Backnang und Umgebung eine große kulinarische Vielfalt.

Beim Anrichten der Dal Shorba verwendet Jamail Singh, Betreiber des Noor Mahal, Frühlingszwiebeln und Petersilie. Letztere ist in Indien eigentlich unbekannt, dort wird eher zu Koriander gegriffen – ein kleines Zugeständnis an den deutschen Geschmack. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Beim Anrichten der Dal Shorba verwendet Jamail Singh, Betreiber des Noor Mahal, Frühlingszwiebeln und Petersilie. Letztere ist in Indien eigentlich unbekannt, dort wird eher zu Koriander gegriffen – ein kleines Zugeständnis an den deutschen Geschmack. Fotos: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Rems-Murr. Wenn der Wind eisig um die Häuser pfeift und das Herbstlaub durch die Straßen fegt, die Regentropfen sich an der Fensterscheibe sammeln und die Laternen davor aufschimmern, dann ist alles für einen gemütlichen Abend in den eigenen vier Wänden angerichtet – im besten Fall auch eine heiße und nahrhafte Mahlzeit. Suppen und Eintöpfe, von der klassischen Hühnerbrühe über die Kartoffel-Wirsing-Suppe bis hin zum Gaisburger Marsch, erfreuen sich im Herbst besonders großer Beliebtheit. Aber darf es auch mal etwas anderes sein? Die deutsche Küche ist in dieser Hinsicht zwar variantenreich, doch wem der Sinn dennoch nach etwas Abwechslung steht, der findet bei den Gastronomen im Raum Backnang reizvolle kulinarische Exkurse. Denn auch in anderen Teilen der Erde wird vor allem in der kalten Jahreszeit gerne einmal Suppe in die Teller geschöpft.

„In Griechenland wird Suppe eigentlich nur gegessen, wenn es kalt ist“, bestätigt Ioannis Pathekas, in dessen Restaurant Thalassa in der Industriestraße in Backnang eine griechische Bohnensuppe mit dem wohlklingenden Namen Fasolada auf der Speisekarte steht. Diese sei in ganz Griechenland verbreitet und werde in der Regel nicht als Vorspeise, sondern als Hauptgericht gegessen, erklärt der Gastronom weiter. Die Zubereitung der Suppe sei keine Zauberei. „Wichtig ist bloß, dass man die Bohnen nicht zu lange kocht, weil sie sonst matschig werden. Ansonsten braucht man das Übliche: Pfeffer, Salz, Karotten, Tomaten... – es gibt kein großes Geheimnis.“

Einfach und deshalb beliebt

Diese Einschätzung trifft wahrscheinlich auf viele Suppengerichte zu, was einer der Gründe für deren kulturübergreifende Beliebtheit sein mag. Sie gehören zu den ältesten Zubereitungsformen der Menschheitsgeschichte und sind dabei in ihrer Bedeutung keineswegs auf die eines herbstlichen Seelenschmeichlers begrenzt. Vielmehr änderte sich diese beständig je nach Epoche, Region und Kulturkreis. Während Suppen hierzulande heute gerne als Vorspeise aufgetischt werden, sind sie in anderen Ländern, zumal in der ärmeren Bevölkerung, oftmals die Hauptmahlzeit.

Jamail Singh kommt aus dem nördlichen Teil Indiens und betreibt seit Sommer vergangenen Jahres in der Aspacher Straße in Backnang das Restaurant Noor Mahal. Schon davor hat er viele Jahre lang als Gastronom und Koch gearbeitet. „In Indien ist es schwer zu verallgemeinern, wann Suppen gegessen werden, es kommt sehr auf die einzelne Person an“, erklärt er. „Es gibt dort sehr arme Menschen, bei denen eine Suppe die Hauptmahlzeit des Tages ist. In der wohlhabenderen Bevölkerung ist es dagegen oft eine Vorspeise.“ Für einen kalten Herbst- oder Wintertag empfiehlt er die Dal Shorba, eine traditionelle Linsensuppe, die vor allem im Norden des Landes verbreitet ist. Sie schmeckt etwas säuerlich und hat eine angenehme Schärfe. „Sie wird nur mit Linsen und Gewürzen zubereitet, dazu noch etwas Zitrone. Kein Mehl, keine Milch, keine Speisestärke.“ Sie eigne sich besonders gut für kalte Tage, aber auch grundsätzlich für kranke oder ältere Menschen, da sie durch die Linsen und die Zitrone viel Eiweiß und Vitamine enthalte und zudem gut bekömmlich sei. „Außerdem ist es ein sehr beliebtes Gericht für Hochzeiten.“

Säuerlich und leicht scharf: die Dal Shorba von Jamail Singh.

© Alexander Becher

Säuerlich und leicht scharf: die Dal Shorba von Jamail Singh.

Wer sich in Backnang und in der Umgebung auf Suppensuche begibt, findet sich unversehens auf einer Weltreise wieder. Gelüstet es einen nach den Aromen Mittelamerikas, so findet man bei Joe Peña’s in der Backnanger Schillerstraße mit der Sopa de Bioniatos eine Süßkartoffelsuppe. Die Süßkartoffel, entgegen dem Namen keine Kartoffel, sondern ein Wurzelgemüse, stammt ursprünglich aus Mexiko und war neben Mais schon eines der Grundnahrungsmittel der Azteken. „Die Zubereitung der Suppe ist einfach“, sagt ein Sprecher des Franchise. „Die Süßkartoffel lässt sich leicht verarbeiten und braucht nicht so lange wie eine Kartoffel, um gar zu werden. Wir schmecken unsere Suppe dann noch mit etwas Weißwein, Sellerie und Muskatnuss ab.“ Auch in Mexiko werden Suppen vor allem in der kälteren Jahreszeit gegessen. Besonders im zentralen Hochland sind sie zudem als Hauptgerichte beliebt.

Das eritreische Gericht Merq Esau im Simba Bistro in Winnenden (Marktstraße) besteht aus einer roten Linsensuppe mit Zwiebeln, Knoblauch, Karotten und Petersilie. Und am Krähenbach in Backnang findet man im Restaurant Santa Lucia italienische Gaumenfreuden, etwa die Einlaufsuppe Stracciatella alla romana aus der Region Latium oder die klassische Minestrone (Gemüsesuppe).

Die Brühe ist das Salz in der Suppe

Asien ist in Sachen aromatische Suppen ein wahres Paradies, was sich auch in dem breiten gastronomischen Angebot in Backnang und Umgebung widerspiegelt. „Pho ist unser Nationalgericht“, sagt Tram Anh Nguyen vom Restaurant Oki in Murrhardt (Hauptstraße), in dem asiatische Fusionsküche kredenzt wird. Sie stammt aus der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi und betont die Bedeutung der traditionellen klaren Rinderbrühe mit Reisbandnudeln, Frühlingszwiebeln und Koriander für ihre Heimat. „Das Gericht gibt es in ganz Vietnam, aber es wird überall ein wenig anders zubereitet.“ Im Oki gibt es die Varianten Pho Ga mit Hähnchenbrust und Pho Bo mit Roastbeef. Beide seien für einen kalten Tag sehr zu empfehlen, sagt Tram Anh Nguyen, wobei die Suppe in Vietnam keineswegs ein saisonales Gericht ist, sondern ganzjährig und sowohl als Frühstück wie auch als Mittag- oder Abendessen beliebt ist. Am wichtigsten sei bei der Zubereitung die Brühe, erklärt die Gastronomin. „Die muss 24 Stunden lang kochen, mit vielen Aromen und verschiedenen Gewürzen.“ Damit ist der kulinarische Asientrip aber noch nicht beendet. Wem der Sinn nach thailändischer Küche steht, findet beim Asia Bistro Minh im Weissacher Ortsteil Cottenweiler (Unterweissacher Straße) die Gerichte Tom Yam Gung (Garnelen, Zitronengras und Ingwer) und Tom Kha Gai (Hühnerfleisch, Ingwer, Zitronengras und Kokosmilch). Im Ikigai in der Aspacher Straße in Backnang können japanische Spezialitäten wie Miso-Suppe mit Tofu, Seetang und Lauchzwiebeln oder eine Suppe mit Gyoza (gefüllte Teigtaschen) probiert werden. So kann man etwas Licht und Wärme in die dunkle Jahreszeit bringen.

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Erstellt:
9. November 2023, 06:00 Uhr

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