Tag des Schlafs: Zwei Backnanger Stadträte verraten, ob sie Frühaufsteher oder Langschläfer sind

Während Stadtrat Jörg Bauer bei Sonnenaufgang vor Arbeitsbeginn Sport treibt, beginnt sein Amtskollege Heinz Franke das Tagwerk nicht vor halb zehn am Vormittag. Zum heutigen Tag des Schlafes schildern sie, weshalb sie Frühaufsteher beziehungsweise Langschläfer sind.

Heute ist der Tag des Schlafs. Der Aktionstag wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen.  Symbolbild: stokkete - stock.adobe.com

© stokkete - stock.adobe.com

Heute ist der Tag des Schlafs. Der Aktionstag wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Symbolbild: stokkete - stock.adobe.com

Von Nicola Scharpf

Backnang. Jörg Bauer stellt sich zur Sicherheit zwar einen Wecker. Aber in der Regel wacht der Backnanger BfB-Stadtrat, Bauunternehmer und spät berufene Leistungssportler ein paar Minuten vor dem Klingeln auf – morgens um 4.30 Uhr. Dann treibt er eine Stunde Sport, bevor er seinen Arbeitstag beginnt. „Das wäre für mich die Höchststrafe“, gesteht sein Stadtratskollege Heinz Franke. Das SPD-Urgestein und die treibende Kraft bei der Hospizstiftung und dem Verein für Kinder- und Jugendhilfe erlaubt es sich, den Wecker nicht zu stellen und auszuschlafen. Vor halb zehn am Vormittag möchte er nicht behelligt werden.

 Jörg Bauer nimmt seinen Hund zum frühmorgendlichen Sport mit. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Jörg Bauer nimmt seinen Hund zum frühmorgendlichen Sport mit. Foto: Alexander Becher

Beide, der Frühaufsteher und der Langschläfer, leben ihre Schlaf-Wach-Rhythmen seit Jahrzehnten und sehen die Vorteile, den Tag auf diese oder jene Weise zu strukturieren. Bauer ist noch nie ein Morgenmuffel gewesen und ist als Kind schon früh aufgestanden. Sein Tagwerk hat er immer schon früh begonnen. „Man hat den Tag vor sich. Man wird nicht gestört. Es klingelt kein Telefon. Das ist Zeit, die mir selbst gehört“, listet er die Vorzüge des Early-Bird-Seins auf. Dass er am frühen Morgen joggt oder Rad fährt, praktiziert er seit zwölf Jahren. Kämpfte der 53-Jährige damals noch mit überflüssigen Pfunden, sind es heute die anderen Teilnehmer beim Ironman auf Hawaii oder weiteren Triathlon-Wettkämpfen. „Erst fünf Stunden nach dem Aufstehen ist der Körper hochgefahren“, weiß Bauer zu berichten. Dank seines Frühsports „komme ich schon wach zur Arbeit“. Ausgesprochen früh zu Bett geht Bauer dennoch nicht – zwischen 22 und 23 Uhr. Es sei Trainingssache, mit wie viel Schlaf man auskomme. „Die Lebenszeit ist viel zu kurz, um sie zu verschlafen.“ Bauer kennt keine Einschlafprobleme. „Wenn ich schlafe, dann schlafe ich tief.“ Er kann sogar im Stehen schlafen. In der Jugend habe er um 23 oder 24 Uhr die Disco verlassen und im Stehen schlafend am Auto gewartet, bis seine Kumpels ein paar Stunden später abfahrtbereit die Lokalität verlassen hätten. Sein Rhythmus wirkt sich auch bei langen Sitzungsabenden des Gemeinderats aus: „Um 22 Uhr habe ich die Schnauze voll und werde grätig.“ Er stehe dann von seinem Platz auf und gehe. „Keine Macht der Welt hält mich dann noch wach.“

„Ich habe gelernt, mitwenig Schlaf auszukommen“

Heinz Franke kann dieses Empfinden gut verstehen, obwohl er zu später Stunde eigentlich zu Höchstform aufläuft. Dass sich seine Akkus um 22 Uhr im Gemeinderat leeren, hat weniger mit der Uhrzeit zu tun als damit, dass vier bis fünf Stunden der Aufmerksamkeit und Konzentration vorangegangen sind. Es gebe Wochen, in denen er jeden Abend aufgrund seiner vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten Sitzungen habe, spät heimkomme und anschließend Zeit zum Abschalten brauche. Der 73-Jährige setzt sich dann am späten Abend zuerst an den Computer und arbeitet. „Ich brauche auch Druck, um etwas fertig zu machen. Es passiert auch, dass ich mal die Nacht durchmache.“

Heinz Franke möchte vor halb zehn am Vormittag mit nichts behelligt werden – außer einem Frühstück in aller Ruhe und der Zeitungslektüre. Foto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Heinz Franke möchte vor halb zehn am Vormittag mit nichts behelligt werden – außer einem Frühstück in aller Ruhe und der Zeitungslektüre. Foto: Alexander Becher

Vor zwei Uhr in der Nacht geht Franke nicht ins Bett, liest noch bis halb drei. Bedingt durch eine Tätigkeit als Nachtwache in einem Pflegeheim lebt Franke seinen Rhythmus seit 45 Jahren und fühlt sich wohl und ausgeruht damit. „Ich habe gelernt, mit wenig Schlaf auszukommen.“ Anders als in der Phase des Erwerbslebens könne er es sich nun im Ruhestand leisten, auszuschlafen. „Es ist relativ bekannt, dass ich vor halb zehn keine Anrufe möchte. Ich kokettiere auch ein wenig damit, dass ich dafür bis spätabends um 24 Uhr erreichbar bin.“ Zwischen acht und neun Uhr kommt er aus den Federn. „Wenn ich munter bin, stehe ich auf.“ Franke frühstückt in Ruhe und liest die Zeitung. „Ich möchte nicht gestresst in den Tag hineinkommen, sondern in Ruhe.“

Die jeweiligen Ehefrauen sind andere Schlaftypen. „Meine Frau schimpft immer“, sagt Bauer über ihre Reaktion auf sein frühes Aufstehen. Um sie nicht zu wecken, schließt er die Schlafzimmertür, wenn er aufsteht. Denn sein Hund, der ihn beim morgendlichen Sport begleitet, quiekt und fiept lautstark am frühen Morgen. Weil Frankes Gattin früh zu Bett geht, schlafen sie und er in unterschiedlichen Räumen. So kommen Frühaufsteherin und Langschläfer beide zu ihrer ungestörten Nachtruhe.

Tag des Schlafes

Aktionstag Heute ist nicht nur Sommeranfang und damit die kürzeste Nacht im Jahr, sondern auch Tag des Schlafes. Der Aktionstag ist eine im Jahr 2000 vom gleichnamigen Verein ins Leben gerufene Initiative, um auf die Bedeutung eines ausreichend langen und erholsamen Schlafes aufmerksam zu machen. Es beteiligen sich Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Industrie.

Hintergrund Die Initiative wurde gegründet, weil den beiden Begründern „ein erhebliches Informationsdefizit in der Öffentlichkeit“ auffiel. Der erste Aktionstag stand unter dem Motto „Gestörter Schlaf – Konsequenzen für die moderne Leistungsgesellschaft“ und wurde im alten Bundestag in Bonn öffentlich vorgestellt.

Parallelaktion Auch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin nutzt den 21. Juni für ihren eigenen nationalen Schlaftag. Ihr Motto 2023 lautet: „Einfach schlafen!“

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Erstellt:
21. Juni 2023, 06:00 Uhr

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