Tante-M-Laden eröffnet in der Backnanger Innenstadt
Christian Maresch startet in Backnang ein Pilotprojekt. Der Unternehmer wagt mit seinen Nahversorgungsläden den Sprung vom Dorf in die Stadt. „Tante-M“ wird zum „City-M“. Einkaufen ist jeden Tag von 5 bis 23 Uhr möglich. Die Eröffnung im Burgel-Gebäude soll Ende März/Anfang April sein.
Von Florian Muhl
Backnang. Die Tante-M-Ladenkette wächst und wächst. Das Konzept der kleinen Nahversorgungsläden in den Dörfern – selbst bedienen und kassieren ohne Personal – bei fast unschlagbaren Öffnungszeiten – an sieben Tagen die Woche, 365 Tage im Jahr von 5 bis 23 Uhr – kommt bei Kunden gut an. Als der erste Tante-M-Laden im Altkreis Backnang im Juni 2021 in Großerlach eröffnete – damals die letzte Chance für eine Nahversorgung im Ort – war es der elfte Tante-M-Laden insgesamt. Drei Monate später eröffnete der Tante-M-Laden in Waldrems. „Mittlerweile haben wir 57 Märkte“, sagt Christian Maresch. „Derzeit eröffnen wir zwei Märkte die Woche.“
Jetzt will der Unternehmer aus Bad Urach mit seinen Nahversorgungsläden den Sprung vom Dorf in die Stadt wagen. In Backnang startet Maresch ein Pilotprojekt. Mit einem erweiterten Angebot zieht er ins Erdgeschoss des Burgel-Gebäudes in der Marktstraße 11. Dort will er seine Waren auf 100 Quadratmetern Verkaufsfläche anbieten. Ein Sprung ins kalte Wasser? „Wir wollen das jetzt mal testen, weil wir eine andere Kundschaft erwarten und damit sicherlich auch einen anderen Umgang mit dem Konzept“, erklärt der Geschäftsführer, der sich am Mittwoch die Räumlichkeiten in Backnang ansah und den Vertrag mit der Stadt Backnang unterzeichnete. „Wir sind selbst gespannt auf das Verhalten unserer Kunden“, sagt Maresch.
Ein Vorzeigeprojekt für andere Städte
Für den Betreiber der Selbstbedienungsläden ist klar, dass im ländlichen Bereich die Uhren anders ticken. „Da läuft alles deutlich persönlicher ab.“ Maresch sieht im Backnanger Modell wesentlich mehr als nur ein Pilotprojekt. „Für uns wird es sicher auch ein Vorzeigeprojekt für andere Städte und Kommunen sein“, kündigt der Unternehmer an. Aus seitheriger Erfahrung sagt er voraus, dass Delegationen kommen werden, „Bürgermeister, die sich das für ihren Ort anschauen möchten“. Er sieht das Projekt als Win-win-Situation.
Was schon sicher ist: „Der Laden wird nicht Tante-M heißen, er wird einen abgewandelten Namen bekommen.“ Die Stadt werde darin eine Rolle spielen und das „M“ werde vorkommen. „Der Projektname ist City-M.“ Backnang soll ein Testlauf für einen zweiten Zweig werden.
Der Sortimentsbereich soll breiter werden. „Bisher haben wir hauptsächlich Produkte der Nahversorgung im Sinn von klassischen Lebensmitteln und noch ein bisschen Convenience im Programm“, sagt Maresch. „Wir werden hier mehr Angebot schaffen im Bereich Convenience und ,ready to eat‘, wie man’s heutzutage sagt, also sprich: alles, was man sofort verspeisen kann, auf die Hand sozusagen.“ Der Unternehmer wird auch auf lokale und regionale Erzeugnisse setzen. Diesbezüglich will er noch seine Fühler ausstrecken, „was es hier alles so gibt“.
Ein gutes Angebot, aber nicht das eines Discounters
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Insgesamt will Maresch in seinem Backnanger Laden rund 1500 Produkte anbieten. „Das entspricht ja schon einem Standardlebensmittelsortiment eines Discounters“, meint der Geschäftsführer. In Waldrems sind es knapp 1100 Produkte. „Es wird auf jeden Fall ein gutes Angebot sein, aber nicht das eines Discounters, sondern eine Mischung aus Preiseinstiegsprodukten und höherpreisigen Produkten.“ Es wird auch Tiefkühlprodukte geben, aber keine alkoholischen Getränke und keine Tabakwaren.
In Sachen Elektronik will der Unternehmer auch umfangreich investieren. „Wir werden erstmals elektronische Preisschilder einführen und im Bereich der Sicherheits- und Überwachungstechnik aufrüsten.“ Zum letzteren Punkt nennt Maresch keine Details. Nur so viel: „Die Videoüberwachung wird intensiviert und wir werden dafür eine neue Technik einsetzen. Zudem werden wir erstmalig eine Zugangskontrolle einsetzen.“ Diesbezüglich soll es zwei Möglichkeiten geben. „Es wird sowohl eine Variante geben, wo sich Leute registrieren können und dann über eine App Zugang bekommen, aber es wird auch die Variante geben für die Laufkundschaft, dass auch unregistrierte Kunden hineinkommen, beispielsweise mittels Bankkarte.“ Der Eröffnungstermin soll Ende März/Anfang April sein.
Mitarbeiter kümmern sich um den Laden, aber nicht als Verkaufspersonal
Ganz ohne Personal läuft Tante-M oder City-M natürlich nicht. „Es werden natürlich Mitarbeiter angestellt, die sich um den Laden kümmern, aber nicht als Verkaufspersonal. Das heißt, sie werden nur in begrenzten Zeitfenstern da sein, um nach dem Rechten zu schauen und Regale zu befüllen“, sagt Maresch. Es soll auch für Servicezeiten feste Zeitfenster geben, in denen das Personal ansprechbar ist, Dinge erklärt und hilft. „Aber das Hauptkonzept ist, dass es komplett personallos funktioniert, ansonsten sind die Öffnungszeiten und auch die Kostenseite nicht darstellbar“, so der Unternehmer.
„Wir freuen uns riesig auf das Vorhaben. Es ist ein lang geäußerter Wunsch vieler Backnanger Bürgerinnen und Bürger, insbesondere in der Innenstadt, dass es wieder die Möglichkeit gibt, Lebensmittel einzukaufen“, kommentiert Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. „Zudem begrüßen wir natürlich, dass Herr Maresch angekündigt hat, dass er gern auch mit lokalen und regionalen Partnern kooperieren wird.“