Gewerkschaft Verdi
Tarifkonflikt auf Touren: Warnstreiks bei LBBW, L-Bank & Co.
Im Tarifstreit bei den öffentlichen Banken macht die Gewerkschaft Druck. Weil die Arbeitgeber eine lange Laufzeit von 35 Monaten anstreben, reicht Verdi auch ein zweistelliges Gehaltsplus nicht aus.
Von Matthias Schiermeyer
Die Gewerkschaft Verdi schlägt ein Gehaltsangebot der Arbeitgeber von 10,8 Prozent für die Beschäftigten der öffentlichen Banken aus und kündigt rasche Warnstreiks an – so wird an diesem Mittwoch in Stuttgart bei LBBW, L-Bank, Landesbausparkasse (LBS) und Sparkassenverlag ganztägig gestreikt. Geplant ist am Morgen auch ein Demonstrationszug vom Pariser Platz bis zum kleinen Schlossplatz.
Die Gewerkschaft nennt einen besonderen Grund für den Konfrontationskurs: Das in der zweiten Verhandlungsrunde verbesserte Angebot – konkret 5,8 Prozent beim Abschluss, 2,5 Prozent zum 1. Dezember 2025 und 2,5 Prozent ein Jahr später – soll sich über eine Laufzeit von insgesamt 35 Monate erstrecken.
Frank Hawel von Verdi Baden-Württemberg kritisiert, dass das Angebot den deutlichen Reallohnverlust für die Beschäftigten dauerhaft manifestieren würde. Bereits der vorige Abschluss von 2021 habe mit seiner langen Laufzeit weit unter der 2022 einsetzenden Inflation gelegen. Den davon besonders getroffenen Kräften in den niedrigeren Entgeltgruppen werde zudem eine sogenannte soziale Komponente strikt verweigert. Die Gewerkschaft fordert 12,5 Prozent, mindestens 500 Euro pro Monat, zudem eine Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen. Die Arbeitgeber hatten zum Auftakt der Tarifrunde ein Plus von 9,5 Prozent geboten.
Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 10. Oktober geplant. Die Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken verhandelt seit 2021 wieder eigenständig den Tarifvertrag für 45 Mitgliedsinstitute – etwa Landesbanken, Förderbanken, Bausparkassen und einzelne Sparkassen – mit ihren mehr als 60 000 Mitarbeitern.
Derweil ist der Personalabbau im deutschen Kreditgewerbe vorerst zum Stillstand gekommen, wie der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes ermittelt hat. Nach der Erhebung lag die Zahl der Beschäftigten Ende 2023 bei 537 650 – 0,3 Prozent höher als Ende 2022 (535 900).
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im privaten Bankgewerbe liegt inzwischen bei über einem Drittel: 2023 waren 36,5 Prozent aller außertariflich Angestellten weiblich (Vorjahr: 35,9). Eine auffällige Entwicklung zeigt sich bei der Teilzeitquote: 2023 arbeiteten nur noch 24,9 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit (gegenüber 30,9 Prozent in der Gesamtwirtschaft). Aus Sicht des Verbandes wirken hier die umfangreichen Maßnahmen für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.