Technischer Defekt löst Amokalarm an Murrhardter Schule aus

Die fehlerhafte Anlage ist bereits ausgetauscht, damit sich die belastende Situation nicht wiederholt.

Am Dienstagvormittag wurde an der Herzog-Christoph-Schule Alarm ausgelöst, gegen Mittag gab die Polizei Entwarnung. Symbolbild: yanggiri - stock.adobe.com

© yanggiri - stock.adobe.com

Am Dienstagvormittag wurde an der Herzog-Christoph-Schule Alarm ausgelöst, gegen Mittag gab die Polizei Entwarnung. Symbolbild: yanggiri - stock.adobe.com

Von Matthias Nothstein

Murrhardt. Der Amokalarm an der Herzog-Christoph-Schule in Murrhardt ist nach derzeitigem Wissensstand aufgrund eines technischen Defekts ausgelöst worden. Dies erklärte gestern Bernd Merkle, einer der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Aalen. Zumindest sind die Knöpfe, mittels derer der Alarm ausgelöst werden könnte, an der Schule allesamt unberührt, „insofern kommt nur ein technischer Defekt infrage“. Dafür spricht auch, dass vom Schulträger bereits eine Firma beauftragt wurde, die Anlage zu überprüfen, damit sich ein solch belastender Fehlalarm nicht noch einmal wiederholt. Diese Firma war gestern bereits vor Ort und hat die Anlage ausgetauscht.

Fehlalarme kommen immer wieder vor. Laut dem Kultusministerium ist dies 2014 an 18 Schulen im Land geschehen, 2015 waren es vier, im Jahr 2016 wieder zwölf. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) fordert schon länger, diese Fehlerquoten zu verringern und das Personal zu schonen.

In jedem Rektorat gibt es einen Alarmknopf

Wie genau der Ablauf nach einem Amokalarm in Murrhardt war, möchte Schulleiter Carsten Gehring nicht in der Zeitung lesen. Karin Moll, die geschäftsführende Schulleiterin der Backnanger Schulen, berichtet hingegen, dass es in jedem Rektorat einen Alarmknopf gibt, mit dem eine Lautsprecherdurchsage „Es liegt eine Gefahrenlage vor“ ausgelöst werden kann. Die Lehrer müssen dann die Klassenzimmer abschließen, sich verbarrikadieren und bestimmte Stellen in Türnähe meiden. Einmal jährlich spielt Moll das Band dem Kollegium vor, eine Amokübung jedoch gibt es an der Mörike-Gemeinschaftsschule nicht, „weil eine solche die Kinder eher verstören würde“.

Nach der Lautsprecherdurchsage muss die Schulleitung oder ein anderer Verantwortlicher die Polizei alarmieren. Danach muss man über ein Krisenhandy Kontakt mit dem Krisenteam der Schule herstellen und die zuständigen Behörden informieren.

Alle Schulen in Baden-Württemberg sind mit einem zentralen Warnsystem ausgestattet

Der Amoklauf von Winnenden im März 2009 stellte eine Zäsur für viele Schulen dar, in den Jahren danach wurden verschiedenste Warn- beziehungsweise Alarmierungssysteme installiert, wobei jeder Schulträger selbst in der Verantwortung stand, geeignete Lösungen zu finden.

Darüber hinaus wurden alle Schulen in Baden-Württemberg mit einem zentralen Warnsystem ausgestattet. Die Landesregierung schaffte für alle Schulen Pager (Piepser) an, wie sie auch in anderen Bereichen zu Alarmierungszwecken eingesetzt werden. Die Bezeichnung Pager kommt aus der Hotelbranche und erinnert an den Ruf eines Pagen. Die Pager waren gut gemeint, doch seit Mitte Mai dieses Jahres ist das Angebot aus verschiedensten Gründen eingestellt. Die Funkmelder waren sehr teuer und wurden kaum genutzt, seit der Einführung im Jahr 2012 nämlich nur zweimal. Die geringe Inanspruchnahme habe dazu geführt, dass viele Lehrer die Geräte nicht mitgeführt haben. Oft seien die Batterien leer und die Pager gar nicht einsatzbereit gewesen. Bei der letzten Probealarmierung 2020 konnten trotz Ankündigung etwa zehn Prozent aller Schulen nicht über den Pager erreicht werden. Auch war einer der wesentlichen Gründe, sich für diese Technik zu entscheiden, im Laufe der Jahre weggefallen. Denn die Regierung hatte ursprünglich auf den Pager gesetzt, weil beim Amoklauf 2009 in der Albertville-Realschule das Handynetz in den betroffenen Gebieten zusammengebrochen war. Mit der Folge, dass umliegende Schulen nicht gewarnt werden konnten. Mit den Pagern hingegen war es möglich, Warnungen unabhängig vom Handynetz an die Rektoren zu übermitteln. Jetzt hat das Land den Weiterbetrieb des Systems eingestellt, weil eine Überlastung der Mobilfunknetze heute aufgrund des flächendeckenden Ausbaus der Mobilfunkinfrastruktur weitestgehend ausgeschlossen werden kann. So lautet zumindest die Argumentation der Landesregierung.

Jede Schule hat einen Krisenplan zu erstellen

Zu der Frage, wie sich vorbereiten auf den Notfall, verweist das Kultusministerium auf eine gemeinsame Verwaltungsvorschrift des Kultus-, Innen- und Umweltministeriums über das Verhalten an Schulen bei Gewaltvorfällen. Diese gilt seit 2012. Danach hat jede Schule einen Krisenplan zu erstellen. In dem Plan sind Krisenvorsorge, Verhalten im Krisenfall sowie Krisennachsorge beschrieben. Als Bestandteil des Krisenplans haben Schulen eine Alarmierungs- und Erreichbarkeitsliste zu führen. Sie sollen sicherstellen, dass die Schulleitungen für die Rettungsbehörden erreichbar sind.

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Erstellt:
21. Juni 2023, 06:00 Uhr

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