Von Carolin Aichholz

Backnang. Zwei neue Geschäfte erweitern das Warensortiment in der Backnanger Innenstadt: Die Brüder Milot und Altin Zogaj haben am 1. Juni das ehemalige Geschäft des Optikers Stroh in der Grabenstraße als „Wurst Discounter“ neu eröffnet. „Innerhalb von wenigen Tagen haben wir alles aufgebaut, der Rest kommt jetzt nach und nach“, sagt Milot Zogaj, der aktuell noch auf einen Kassentisch wartet.

Für die Kunden gibt es dennoch bereits ein recht großes Sortiment an Fleisch-, Fisch- und Wurstwaren: Ihre Produkte beziehen die Brüder größtenteils von der Waiblinger Großmetzgerei Kübler unter der Leitung von Philipp Kübler, der ebenfalls am Geschäft beteiligt ist. Es werden Produkte verkauft, die von den Maschinen der Metzgerei als Ausschuss entstehen, etwa zu früh oder zu spät abgeschnittene Wurststücke. „Die passen nicht in die Einzelhandelsverpackungen und können im Laden wegen ihrer Optik nicht regulär verkauft werden“, erklärt Milot Zogaj. Kunden bekommen dies Waren darum günstig im Wurstdiscounter.

Die Idee entstand im Gespräch mit Metzgereibesitzer Philipp Kübler. Die drei sind alte Schulfreunde und Kübler sponsert inzwischen Altin Zogaj, den aktuell amtierenden Europameister im Halbschwergewichtsboxen (IBO). Drei Tonnen „Wurstabfälle“ fielen in der Metzgerei pro Woche an, also überlegten sich die drei eine Möglichkeit, diese zu retten und unters Volk zu bringen.

In Backnang eröffnet die zweite Filiale des „Wurst Discounter“

Eine erste Filiale wurde vor drei Monaten in Waiblingen eröffnet und lief gut an. „Sie ist allerdings außerhalb der Innenstadt. Jetzt versuchen wir, mehr Laufkundschaft anzusprechen“, erhofft sich Milot Zogaj. Die Metzgerei Kübler ist in Waiblingen bekannter als im Backnanger Raum. Hier sehen die Brüder eine Möglichkeit, die Verbreitung der Kübler-Produkte zu erweitern.

„Wir haben auch optisch einwandfreie Produkte oder Original-Dosen im Sortiment, für Kunden, die darauf Wert legen“, erklärt Altin Zogaj. Manche Waren mit relativ kurzen Mindesthaltbarkeitsdaten sind hier ebenfalls billiger. Das Sortiment wechsle ständig, je nachdem, welche Waren optisch aus dem Raster fallen. „Wir bieten auch Fleisch an, das nach Halalrichtlinien zubereitet wurde“, sagt Milot Zogaj. Dieses Fleisch importiert die Metzgerei zur Verarbeitung aus dem Ausland, da die Art der Schlachtung in Deutschland verboten ist. Inzwischen erweitern auch „falsch belegte“ Tiefkühlpizzen und Fischfilets, von denen Teile abgebrochen sind, das Sortiment.

Mit den neuen Verkaufswegen wollen die Brüder bald vielleicht auch Tüten bei „Too good to go“ anbieten. Dabei handelt es sich um eine App, bei der Warenhersteller, Supermärkte und andere Läden tagesaktuell ihre übrig gebliebenen Waren als Überraschungstüten günstig unters Volk bringen können. Da das jedoch auf quasi all ihre tiefgekühlte oder gefrorene Ware zutrifft, sehen sie die Kunden immer noch im Vorteil, wenn sie einfach im Laden vorbeischauen und mitnehmen, was ihnen gefällt.

Nicht alle übrig gebliebenen Waren können bislang gerettet werden, doch die Brüder könnten sich auch vorstellen, weitere Läden zu eröffnen, je nachdem, wie der „Wurst Discounter“ in Backnang anläuft. „Die Lage mitten in der Innenstadt ist super. Und wir kennen uns in der Gegend auch gut aus, ich habe früher bei der TSG auch Fußball gespielt“, sagt Altin Zogaj. Der Möglichkeit, ihre „Ausschusswaren“ an Tafelläden zu verteilen, wollten die drei Geschäftspartner ebenfalls nachgehen, doch sie mussten feststellen, dass den Tafeln entsprechende Kühlmöglichkeiten fehlen. „Und die Metzgerei müsste draufzahlen, wenn sie für Transport und Kühlung aufkommen müsste, das lohnt sich also leider nicht“, bedauert Milot Zogaj.

Afternoon Tea als Erlebnis

Bereits seit Mitte Mai gibt es im „Teatime“ in der Marktstraße im unlängst fertig sanierten Gebäude unterhalb des Schreibwarenladens Kreutzmann viele verschiedene Teesorten und britische Scones zu kaufen.

Inhaberin Cara Thompson Barthels hat sich mit ihrem Geschäft einen Traum erfüllt. Bereits seit dem 15. Mai müssen die Kunden schnell sein, um die frisch gebackene Scones zu ergattern, die in Großbritannien üblicherweise zum Tee gereicht werden. „Selbst wenn ich zweimal am Tag backe, sind sie manchmal schon am frühen Nachmittag ausverkauft“, erzählt Cara Thompson Barthels. „Die Backnanger lieben scheinbar Scones.“

Ihre Leidenschaft für Tee bekam die Amerikanerin mit britischen Wurzeln zwar bereits in die Wiege gelegt, so richtig gefunkt hat es jedoch erst während ihrer Zeit in Bremen an der Musikhochschule. „Meine Nachbarn haben mich immer zum Ostfriesenteetrinken eingeladen“, sagt die 44-Jährige. Dieser ist auch heute noch einer ihrer Lieblingstees. Aber: „Welchen Tee ich trinke, ist auch immer abhängig von meiner Stimmung und Tagesform“, so die ausgebildete Teesommelière.

Im Angebot hat sie darum etwa 50 offene Teesorten. „Hier sollte jeder Geschmack etwas finden“, sagt Thompson Barthels über ihr „vorerst kleines Sortiment“ und lacht. Tee in ruhiger Atmosphäre probieren und ihn im besten Fall mit nach Hause nehmen zu können – diese Möglichkeit bietet die Strümpfelbacherin ihren Kunden. Ihr Laden soll eine Oase der Ruhe und der Begegnung sein. „Fürs Teetrinken muss man sich viel Zeit nehmen“, so die Philosophie von Cara Thompson Barthels. Besonders gerne gekauft werden ihre selbst kreierten Kräuterteesorten. „Sie scheinen den Kunden auch im Sommer zu schmecken“, resümiert die Ladeninhaberin die ersten Wochen. Bald möchte sie auch Eistee für ihre Kunden anbieten. Ein Whisky- und Gintasting findet heute Abend statt, passenderweise vor dem EM-Auftaktspiel gegen Schottland.

Im „Teatime“ soll es auch Platz für Livemusik, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen geben. Zu besonderen Anlässen möchte die Gastgeberin auch hausgemachte Clotted Cream servieren. Dieser eher dicke Rahm wird gerne zum Tee und den Scones gegessen.

Cara Thompson Barthels stellt zudem Bilder von Künstlerinnen und Künstlern der Umgebung und dekorative Trockenblumenkränze einer Backnangerin aus, die von Kunden gekauft werden können. Die Musikerin möchte den Laden nutzen, um für Kunstschaffende eine Plattform und für ihre Kunden einen Treffpunkt zu schaffen.