Tennishalle wird für zwei Jahre angemietet
Während des Neubaus der Backnanger Karl-Euerle-Halle findet ein Teil des Sportunterrichts für die Schüler des Max-Born-Gymnasiums oder der Max-Eyth-Realschule in Oppenweiler statt. Für die Sportalternativen im näheren Umfeld der Schulen stehen Umkleidecontainer zur Verfügung.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Drei Monate noch, dann wird die Backnanger Karl-Euerle-Halle abgerissen. Die Vorfreude bei den Vereinen und Schulen auf die größere und natürlich modernere Halle ist riesig. Doch bis alle Nutzer in den Genuss der verbesserten Trainingsbedingungen und der sonstigen Verbesserungen kommen, heißt es erst noch eine Durststrecke zu überwinden: die zweieinhalb Jahre nämlich, die der Abriss und der Neubau der Halle dauern werden. Zwei Aspekte beschäftigen die Schulleiter des Max-Born-Gymnasiums und der Max-Eyth-Realschule am meisten: Wie kann während der Abriss- und Neubauzeit der Sportunterricht gewährleistet und wie die Sicherheit der Schüler angesichts der Großbaustelle garantiert werden?
Die Alternativen für den Sportunterricht sind vielfältig. So werden zum einen die Stadthalle und die Leichtathletikanlagen im Freien vermehrt genutzt. Zudem hat das Max-Born-Gymnasium mit dem Fitnessraum einen neuen Baustein in das gesamte Ersatzkonzept zugefügt. Vervollständigt werden soll dies durch die Anmietung der Tennishalle in Oppenweiler für mindestens zwei Jahre während der Bauzeit.
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses für den Neubau einer Schul- und Vereinssporthalle erläuterte Andreas Stier die Regelungen, die mit dem Eigentümer der Tennishalle vereinbart wurden. Noch gebe es keinen Mietvertrag, sondern nur einen „Letter of Intent“, also eine Absichtserklärung, die mit allen drei Vertragspartnern abgestimmt wurde. Die drei Parteien sind die Stadt, der Handbandballverein HC Oppenweiler/Backnang und der Vermieter.
Möglichst viel Sport soll in der Nähe der Schulen und ohne Busfahrten stattfinden
Während die Mehrzahl der Ausschussmitglieder die Tennishalle als gutes Ausweichquartier ansah, kritisierte Karl Scheib (BfB) die Pläne. Er rechnete vor, dass von der 90-minütigen Sportstunde mindestens 40 Minuten Fahrtzeit von den Schulen in Backnang nach Oppenweiler abzuziehen sind, dazu noch die Zeiten fürs Umziehen. Der sportbegeisterte Stadtrat fragte sich: „Wenn dann noch zehn Minuten Zeit für Sport übrig bleiben, kann man dann überhaupt noch vernünftig Sport machen oder ist das alles Blödsinn?“ Er plädierte ganz entschieden dafür, so viel Sport wie möglich in Schulnähe zu machen und Busfahrten zu vermeiden, wo immer es geht.
Den stellvertretenden MBG-Schulleiter Christoph Nesper beschäftigte ein anderes Problem. Er zeigte sich von der Darstellung irritiert, dass der MBG-Fitnessraum auch Teile des Sportprogramms der Max-Eyth-Realschule abdecken soll. Klar, die Realschüler könnten den Raum auch hin und wieder nutzen, „aber nicht dauerhaft das ganze Jahr über“. Nesper eindeutig: „Das war so nicht besprochen, wir brauchen den Fitnessraum für unseren Sportunterricht.“
Container sollen als Umkleiden fungieren
Auslöser der Irritation war die Darstellung von Stier, dass zwei Container zum Umkleiden zwischen den Schulen platziert werden sollten. So würden sich sowohl für die Gymnasiasten als auch für die Realschüler kurze Wege ergeben, wenn sie den Fitnessraum nutzen. Nesper hingegen betonte, das MBG benötige die Umkleidecontainer auch dann, wenn die Schüler im Freien Sport machen. Als er auch noch erklärte, dass er sich um die Sicherheit der Schüler sorge, wenn diese das künftige Baufeld queren würden, um etwa zur Stadthalle oder aufs Sportgelände des Euerle-Stadions zu gelangen, hakte Erster Bürgermeister Siegfried Janocha nach: „Sagen Sie hiermit, der jetzt gewählte Standort zwischen MBG und der Mensa ist falsch?“ So weit wollte Nesper nicht gehen. Er sagte: „Es gibt wohl keinen besseren.“ Aber angesichts der schweren Baumaschinen sei auf allen Wegen, egal welche Varianten vorgeschlagen wurden, äußerste Vorsicht geboten.
Andreas Stier wies darauf hin, dass die Stadtverwaltung die sichere Wegführung auch bei dem Großbauprojekt Sportkita in der Plaisir hinbekommen habe, „und dort sind die Kinder noch kleiner“. Doch Pia Täpsi-Kleinpeter (SPD) konterte, die Verhältnisse bei der Plaisir-Kita und beim Stadionumfeld seien nicht vergleichbar: „Dort sind es 200 Kinder, hier 2000.“ Stadtbaudezernent Stefan Setzer versprach: „Das Thema ist bei uns angekommen. Sobald feststeht, welche Firma zum Zug kommt, wird ein detaillierter Bauzeitenplan erstellt. Und dann werden mit den beteiligten Schulen die nötigen Absprachen getroffen.“
Halle soll bislang rund 16,7 Millionen Euro kosten
Mehrere Stadträte brachten die Überlegung ins Spiel, ob angesichts verschiedener Gründe ein weiterer Umkleidecontainer im Stadionbereich nicht sinnvoll wäre. So verwies etwa Karl Scheib darauf, dass die Sportlehrer viele Aktivitäten im Outdoorbereich ansiedeln würden. Und auch MBG-Schulleiterin Sonja Conrad betonte, dass man die Umkleiden auch für den Sport in der Stadthalle benötigen würde. Die Wegführung an der Baustelle vorbei bereite auch ihr Bauchschmerzen.
Rolf Hettich (CDU) erinnerte daran, dass die Sportler sich auch in der Stadthalle umziehen und duschen könnten, zumal die Sanitäranlagen dort jüngst saniert wurden. Er kritisierte, dass es keinen fließenden Übergang gebe zwischen dem Abriss der Euerle-Halle und der Anmietung der Tennishalle. Das sei für die Schulen zwar kein Problem, da die Sommerferien in dieser Zeit liegen, wohl aber für die Vereine. Sie würden zwischen Ende Juni und 12. September keinen Raum zum Trainieren haben.
Zudem erkundigten sich Hettich und Täpsi-Kleinpeter danach, ob die Container abschließbar seien. Angesichts der Tatsache, dass heute jeder Schüler ein hochwertiges Handy besitze und es so große Sachwerte gebe, regte Täpsi-Kleinpeter etwas in der Art eines Tresors in den Containern an. Dies wurde jedoch als unnötig zurückgewiesen, da es in den Schule sichere Möglichkeiten gebe, Wertsachen aufzubewahren.
Zu der Entwicklung der Kosten des Neubaus durfte Stier zu diesem Zeitpunkt des Verfahrens nichts Konkretes sagen. Bislang soll die Halle 16,7 Millionen Euro kosten. Stier erklärte, drei Generalbauunternehmen hätten sich um den Auftrag beworben: „Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir drei Angebote erhalten haben. Zwei davon liegen im Kostenrahmen, eines ist beachtlich übers Ziel hinausgeschossen.“
Interimssporthalle Die Tennishalle Oppenweiler wird derzeit vom Eigentümer umgebaut und den Bedürfnissen angepasst. Der Mietvertrag mit der Stadt beginnt am 1. September 2022. Die Nutzung der Halle von Schulen und Vereinen ist ab dem 12. September möglich. Die Nutzungsdauer beträgt zwei Jahre, sie beinhaltet jedoch eine Verlängerungsoption von einem halben Jahr. Im Anschluss soll das Mietverhältnis auf den HC Oppenweiler/Backnang übergehen. Die Nutzungsdauer für den HCOB beträgt voraussichtlich sechs Jahre, wobei auch in diesem Fall eine Verlängerungsoption von zwei Jahren existiert.
Bebauungsplan Beschlossen war bislang nur der Abriss der alten Karl-Euerle-Halle. Nun hat der Bauausschuss zum Neubau einer Schul- und Vereinssporthalle den Bebauungsplan für das Gebiet im beschleunigten Verfahren einstimmig abgesegnet. Das Gebiet umfasst den Bereich Büttenenfeld I, KarlEuerle-Halle und Max-Eyth-Realschule. Der endgültige Beschluss wird am 28. April im Backnanger Gemeinderat gefasst. Der Bebauungsplan lag von Mitte Dezember vergangenen Jahres bis Ende Januar öffentlich aus. Vonseiten der Bürger wurden in dieser Zeit keine Anregungen vorgebracht.
Neubau Alle Generalunternehmer, die sich für den Neubau der Halle beworben hatten, mussten bis Mitte März ihre „finalen Angebotsüberarbeitungen“ abgegeben haben. Derzeit werden die Angebote „fachtechnisch geprüft und in die Auswertung eingepflegt“, so Amtsleiter Andreas Stier. In der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt soll am 19. Mai der Baubeschluss vorberaten, im Gemeinderat am 2. Juni dann die Entscheidung gefällt werden. Nach der Bewilligung der Fördermittel soll noch vor den Sommerferien die Entscheidung fallen, welcher Generalbauunternehmer zum Zug kommt.
Abbruch Der Abbruch der Euerle-Halle findet im dritten und vierten Quartal statt, der Neubau soll Anfang 2023 beginnen und bis zum Start des neuen Schuljahrs im dritten Quartal 2024 abgeschlossen sein.
Kosten Der Abbruch der Halle kostet 864000 Euro und wird von der Weinstadter Firma JMS übernommen. Der Neubau verschlingt laut neuestem Stand insgesamt 16,7 Millionen Euro. Die Stadt geht laut Haushaltsplan von einem Zuschuss in Höhe von 3,6 Millionen Euro aus. Er setzt sich zusammen aus 3 Millionen Bundesförderung und 600000 Euro Landeszuschuss.