Tesat hat keine Planungssicherheit am Standort

Unternehmen möchte langfristig in der Innenstadt bleiben – Vertrag für gemietete Flächen läuft aber nur noch bis 2025

Backnangs größter Arbeitgeber, Tesat-Spacecom, möchte gerne langfristig am heutigen Standort in der Innenstadt bleiben und dort weiter wachsen. Allerdings sind Teile des Firmengeländes nur gemietet, und zwar von der Firma Riva mit Hermann Püttmer an der Spitze. Der Mietvertrag läuft 2025 aus. Für den Fall, dass man sich nicht auf eine langfristige Verlängerung einigen kann, hat Tesat einen Plan B in der Schublade.

Mehr als 1100 Mitarbeiter arbeiten in den Gebäuden der Tesat-Spacecom, aber ein gutes Drittel der Flächen gehört nicht Tesat, sondern Riva. Archivfoto: F. Muhl

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Mehr als 1100 Mitarbeiter arbeiten in den Gebäuden der Tesat-Spacecom, aber ein gutes Drittel der Flächen gehört nicht Tesat, sondern Riva. Archivfoto: F. Muhl

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Die Krise scheint überstanden: Nachdem Tesat-Spacecom im vergangenen Jahr einen Auftragseinbruch verkraften und sogar Kurzarbeit anmelden musste, geht es beim Backnanger Spezialisten für Satellitenkommunikation wieder bergauf. „Es war eine schwierige Zeit. Was uns gerettet hat, ist, dass wir auch in der Krise kontinuierlich in neue Technologien investiert haben“, sagt Marc Steckling, der seit einem Jahr Mitglied der Geschäftsführung ist und zum 1. Dezember Andreas Hammer an der Unternehmensspitze ablöst. Wenn die neuen Produkte wie erhofft einschlagen, sei in den kommenden Jahren ein Wachstum um 20 bis 30 Prozent möglich, glaubt Steckling. Aktuell beschäftigt das Airbus-Tochterunternehmen in Backnang etwa 1100 Mitarbeiter.

Die bezeichnet Steckling als „das eigentliche Kronjuwel unseres Unternehmens“, und weil die hoch qualifizierten Spezialisten, die Tesat benötigt, nicht auf Bäumen wachsen, ist eine Standortverlagerung kein Thema: „Tesat ist integraler Bestandteil der Stadt Backnang“, betonte Steckling am Donnerstag im Gemeinderat. Um sich am jetzigen Standort an der Gerberstraße weiterentwickeln zu können, braucht Tesat allerdings zwei Dinge: Flächen und Planungssicherheit. Und genau das ist das Problem.

Von den 53000 Quadratmetern Nutzfläche auf dem Betriebsgelände sind nämlich nur 33000 Quadratmeter im Eigentum des Unternehmens. Die restlichen 20000 Quadratmeter sind gemietet, der Vermieter heißt seit 2016 Riva. Firmenchef Hermann Püttmer hatte die Gebäude damals im Paket mit dem ehemaligen Kaelble-Gelände von einem Luxemburger Fonds gekauft. Die Mietverträge wurden zwar übernommen, allerdings laufen sie 2020 aus. Anschließend habe man noch eine Option für weitere fünf Jahre, sagt Steckling. Was danach passiert, sei momentan jedoch unklar. Erste Gespräche mit dem Vermieter haben zwar stattgefunden, aber bei Tesat will man sich nicht auf eine Einigung verlassen, zumal Püttmer als schwieriger Verhandlungspartner bekannt ist.

„Wir brauchen eine Lösung für die nächsten 20 bis 30 Jahre“, betont Marc Steckling. Und er will keine Zeit verlieren. Falls es bis zum dritten Quartal 2019 zu keiner Einigung mit dem Vermieter kommt, will Tesat die „Option 2“ verfolgen und die lautet: „Konzentration auf die gegenwärtig im Eigentum der Tesat stehenden Grundstücke.“ Konkret heißt das: Tesat würde prüfen, ob die noch freien Flächen auf dem Firmengelände bebaut werden können. Auch der firmeneigene Parkplatz an der Fabrikstraße rückt dabei ins Blickfeld. Wobei sich dann die Frage stellt, wo die Mitarbeiter künftig parken sollen. Aktuell hat das Unternehmen nämlich mehr als 500 Mitarbeiterparkplätze, rund die Hälfte davon sind von Riva gemietet. Auch aus diesem Grund setzt der Tesat-Chef auf eine Einigung mit Hermann Püttmer.

OB und Stadträte sagen

ihre Unterstützung zu

„Es spricht alles dafür, dass wir eine Lösung finden können“, sagt Steckling und hofft, dass die Stadt dabei als Moderator vermitteln kann. Aber es sei wichtig, im Falle eines Scheiterns nicht alternativlos zu sein. Keine Alternative ist für Tesat allerdings ein (teilweiser) Umzug ins Gewerbegebiet Lerchenäcker. Die hochsensiblen technischen Geräte an einen anderen Standort zu verfrachten, sei teuer und riskant, erklärte Steckling. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen würde sich eine Verlagerung nicht lohnen.

Im Gemeinderat bekam der Tesat-Chef breite Rückendeckung. „Backnang ist sehr stolz auf dieses Unternehmen“, erklärte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Ulfert. Heinz Franke (SPD) versprach, man werde „alles tun, damit Tesat nicht nur am Standort bleiben, sondern sich hier auch weiterentwickeln kann“. Ähnlich äußerten sich auch Eric Bachert (Bürgerforum Backnang) und Oberbürgermeister Frank Nopper.

Unklar ist, wie man bei Riva die Situation einschätzt. Hermann Püttmer, der die Gemeinderatssitzung im Zuschauerraum verfolgte, lehnte gestern auf Nachfrage eine Stellungnahme ab.

Telent-Chef: „Backnang ist kein Bürostandort“ Info Neben Tesat-Geschäftsführer Marc Steckling kam im Gemeinderat auch der Chef der benachbarten Firma Telent, Hans-Peter Fischer, zu Wort. Das Dienstleistungsunternehmen im Bereich Netzinfrastruktur beschäftigt in Backnang rund 150 Mitarbeiter und befindet sich ebenfalls in einem Firmengebäude, das Riva gehört. Vor drei Jahren habe sein Unternehmen konkrete Pläne gehabt, in eine Umlandgemeinde abzuwandern, sagte Fischer. Nach dem Einstieg von Riva habe man davon „in letzter Sekunde“ Abstand genommen. Zusammen mit dem Vermieter versuche man nun, das Bürogebäude modernen Anforderungen anzupassen, was aber schwierig sei. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz. Deshalb könne man zum Beispiel keine modernen Fenster einbauen. Der Umbau eines Hörsaals zu Büroflächen sei bisher an „bürokratischen Hindernissen“ gescheitert. Baudezernent Stefan Setzer widersprach: Grund für die fehlende Genehmigung sei, dass Telent noch kein Brandschutzkonzept vorgelegt habe. Hans-Peter Fischer bemängelte auch das geringe Angebot an Büroflächen: „Backnang ist kein Bürostandort“, sagte der Telent-Chef. Wenn man junge Firmen mit Wachstumspotenzial in die Stadt locken wolle, müsse man ihnen auch Flächen anbieten.

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Erstellt:
10. November 2018, 06:00 Uhr

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