Neuinterpret der S-Klasse
Trauer um früheren Mercedes-Chefdesigner Bruno Sacco
In seine Ära fallen prägende Stilwechsel beim Mercedes-Topmodell S-Klasse. Bruno Sacco ist im Alter von 90 Jahren in Sindelfingen gestorben.
Von Matthias Schmidt
Er gab dem legendären orangefarbenen Mercedes-Versuchssportwagen C111 – mit Wankelmotor und Flügeltüren – seine Form. Und er führte die S-Klasse stilistisch in die Moderne. Mercedes-Benz trauert um seinen langjährigen Designchef Bruno Sacco. Der gebürtige Italiener mit deutscher Staatsbürgerschaft ist am 19. September im Alter von 90 Jahren in Sindelfingen gestorben.
„Bruno Sacco hat das Unternehmen mit seinen ikonischen Designs und seiner Leidenschaft für Ästhetik nachhaltig geprägt“, sagt Gorden Wagener, der aktuelle Chief Design Officer von Mercedes-Benz. „Mit ihm verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit und einen beeindruckenden Ästheten.“ Der 1933 in Udine geborene Sacco kam nach seinen Anfangsjahren beim italienischen Karosseriebauer Ghia 1958 zu Mercedes, wo er den Posten des Chefdesigners bis 1999 inne hatte.
Zu seinen herausragenden Stilvorlieben gehörten klassische Proportionen, glatte Flächen und klare Formen. Dem Ornamentalen früherer Autodesigns setzte er aerodynamische Maßstäbe und hohe Funktionalität entgegen. Bezeichnend dafür war der Entwurf des S-Klasse Modells W126 von 1979: Statt einer doppelten Chromstoßstange wie beim Vorgänger prangte nun ein Plastikstoßfänger unterm Kühlergrill, auch die Türen wurden mit einem Rund-um-Schutz versehen, der von Kritikern als „Sacco-Bretter“ geschmäht wurde.
„Die Baureihe 126 in allen Gestaltungsformen ist das Beste, was ich für Mercedes-Benz gemacht habe“, sagte Sacco Jahrzehnte später. Ein dunkelblauer 560 SEC stand auch während seines Ruhestands in seiner Garage, wie das Unternehmen berichtet. Ebenso gut in Erinnerung dürfte aber ein anderes Modell seiner Ära bleiben: Sacco entwarf auch den 190er, den Vorläufer der C-Klasse, mit dem sich Mercedes in den 1980ern eine neue Käuferschicht erschloss.