Treffpunkt der Vielfalt mitten in der Stadt

BKZ-Leser helfen Die Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) baut im ehemaligen Osiander aktuell um. Dort soll mehr Platz für die Projekte des Vereins sein, es soll aber auch ein Treffpunkt für verschiedenste Menschen werden. Mit dem Geld von „BKZ-Leser helfen“ wird eine Küche gekauft.

Von Kristin Doberer

Backnang. Wer aufmerksam durch die Backnanger Innenstadt geht, hat vermutlich schon bemerkt, dass sich auf der Ladenfläche des ehemaligen Osiander gerade einiges tut. Bücher sind weit und breit nicht mehr zu sehen, stattdessen spielen Baumaschinen nun die Hauptrolle. Denn aktuell baut der Verein Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) die Räumlichkeiten um. Der Verein, der im ersten Stock des Gebäudes seine Räumlichkeiten hat, erweitert sich durch die Anmietung der Ladenfläche nicht nur räumlich, auch neue Projekte, die bisher aufgrund von fehlendem Platz nicht umgesetzt werden konnten, sollen das Angebot des Vereins erweitern.

In einer Ecke ist eine kleine Bühne für Lesungen und Veranstaltungen geplant, in einer anderen Ecke sollen sich Kinder und Jugendliche gestalterisch austoben können. „Uns ist es wichtig, dass die Klienten auch selbst mitgestalten“, sagt Hannah Nothstein von der ZWR. Außerdem sind Plätze für spontane Beratungen geplant. Eigentlich nämlich müssen für Beratungsgespräche vorab Termine vereinbart werden. „Immer wieder kommt dann aber jemand und hat nur eine kurze Frage. Nur zehn Minuten, heißt es dann immer“, berichtet Hannah Nothstein. Gerade solche Anfragen sollen dann zukünftig im Erdgeschoss auch ohne Termin möglich sein, die längeren Beratungsgespräche finden weiterhin in den Büros im ersten Stock statt.

Von Büchern keine Spur mehr: Ein Team der Zukunftswerkstatt Rückenwind rund um Misha Rybalchenko, Bilal Alali und Dani Khouri (von links) ist gerade mit vielen Ehrenamtlichen mit dem Umbau des ehemaligen Buchladens beschäftigt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Von Büchern keine Spur mehr: Ein Team der Zukunftswerkstatt Rückenwind rund um Misha Rybalchenko, Bilal Alali und Dani Khouri (von links) ist gerade mit vielen Ehrenamtlichen mit dem Umbau des ehemaligen Buchladens beschäftigt. Foto: Alexander Becher

Im Moment ist das ZWR-Team mitten im Umbau. Ein Großteil der Bücherregale ist demontiert, zum Teil werden Wände gerade neu verkleidet und Löcher werden gestopft. Nicht nur auf der Ladenfläche wird fleißig geschafft, sondern auch in den hinteren Räumen. Gefördert von der Aktion Mensch wird es eine barrierefreie Toilette geben, auch ein Lagerraum ist angedacht – der Verein ist mittlerweile auch auf einigen Veranstaltungen unterwegs und benötigt Platz für Bierzeltgarnituren, Pavillon und Co. Wann genau der Umbau fertig sein soll, steht noch nicht fest. „Wir hoffen, irgendwann zwischen Februar und Mai“, sagt Hannah Nothstein. Gerade weil über den Jahreswechsel viele Betriebe nicht arbeiten, sei es schwer, einzuschätzen, wann Dinge wie Sanitär und Elektrik – also die Arbeiten, die sie nicht selbst erledigen können – angegangen werden können. Bei einem Großteil der Arbeiten aber packt das Team selbst an. Dabei wird es von vielen ehrenamtlichen Helfern unterstützt, darunter auch viele Klienten mit Fluchterfahrung, die in ihrem Herkunftsland zum Beispiel als Handwerker tätig waren. Besonders packen Misha Rybalchenko aus der Ukraine sowie Bilal Alali und Dani Khouri aus Syrien mit an. Bei Rybalchenko und Khouri soll später auch die Organisation des laufenden Betriebs liegen.

Treffpunkt der Vielfalt mitten in der Stadt

Obwohl der Umbau noch nicht fertig ist, nutzt der Verein die Räumlichkeiten bereits jetzt. Zum Beispiel für eine Nikolausaktion für über 100 Kinder oder für das Jahresabschlussfest, bei dem so viele Menschen teilnehmen, dass es in den Vorjahren aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten immer in Schichten stattfinden musste. „Manchmal kommt auch schon eine Sportgruppe runter“, nennt Nothstein ein weiteres Beispiel. Später allerdings soll deutlich mehr hier stattfinden, unter anderem soll gemeinsam gekocht werden: „Kochen verbindet – über alle Generationen und Sprachen hinweg.“ Aktuell gibt es in der kleinen Küche im ersten Stock kaum Möglichkeiten, für viele Menschen gleichzeitig zu kochen. Speziell für die neue Küche soll das Geld von „BKZ-Leser helfen“ eingesetzt werden. Dazu komme dann auch ein großer Tisch. „Aber nur einer“, meint Hannah Nothstein. Schließlich sollen alle Menschen an einem Tisch zusammenkommen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Handicaps. Auch geplant sind Gruppen zum Deutschlernen, Stricken, Musizieren und vieles mehr. Ebenfalls denken sie über Kooperationen mit anderen Backnanger Vereinen nach.

Ein neuer Name für den Treffpunkt steht aktuell noch nicht fest. Klar ist aber, dass ein Bezug zum Schwanen hergestellt werden soll. So hieß die Gaststätte, die vor der Buchhandlung jahrzehntelang dort ansässig war. „Wir wollen daran zurückerinnern und hier soll es auch wieder so gesellig werden“, sagt Nothstein. „Ziel ist, dass wir viele Menschen erreichen, Vielfalt repräsentieren und Einsamkeit lindern.“

Spender können ihren Beitrag für die Aktion „BKZ-Leser helfen“ auch online auf der BKZ-Homepage leisten, entweder über Paypal oder mit ihrer Kreditkarte. Der Link dazu lautet www.bkz.de/aktionen/bkz-leser-helfen. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass der Zahlungsdienstleister von jeder Zahlung 1,5 Prozent der gespendeten Summe sowie 35 Cent pro Abbuchung als Verwaltungsgebühr einbehält. Wer diese Bezahlvariante nicht möchte, kann wie bisher seine Spende auf eines der Spendenkonten bei der Kreissparkasse Waiblingen oder der Volksbank Backnang überweisen. In diesen Fällen verhält es sich wie bisher, dass kein Cent an Verwaltungsgebühren von der Gabe abgezogen wird. So wie auch für die Abrechnung, Verteilung oder die zahlreichen redaktionellen Beiträge bei der Backnanger Kreiszeitung kein Euro verrechnet wird.

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Erstellt:
6. Dezember 2024, 06:00 Uhr

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