Trennung und Erbe spielen Rolle beim Mordversuch

Ein Mann greift seine Noch-Ehefrau mit einem Messer an. Die 48-Jährige sagt vor Gericht, der Angeklagte habe Geld gewollt.

Symbolfoto: BilderBox - Erwin Wodicka

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Von Heike Rommel

Fellbach. Fünf Kinder, die Eigentumswohnung nicht abbezahlt und dann steht ein Erbe ins Haus: Trennungsabsichten und dieses Erbe der Frau waren Themen im Fellbacher Fall des versuchten Mordes vor der Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts (wir berichteten). Während der 60-jährige Angeklagte meinte, er habe am geerbten Geld seiner Noch-Frau kein Interesse gehabt, sprach die Frau bei ihrer Zeugenvernehmung davon, dass das Geld vor dem Griff ihres Mannes zum Messerblock Thema gewesen sei.

Am 19. April dieses Jahres soll er auf seine Frau mit einem Messer eingestochen haben. Die Frau, welche vor Gericht als Nebenklägerin auftritt, spricht von acht Messerstichen und davon, dass sich ihr Noch-Mann danach selbst einen Stich zugefügt habe. „Ich war nicht der perfekte Ehemann, aber ich habe alles versucht“, schildert zunächst der Angeklagte die familiäre Situation, in welcher Wohn- und Kindergeld genauso eine Rolle gespielt hätten wie Urlaube auf den Bahamas, in Florida, in Dubai und Rolex-Uhren. Seine Frau habe viel Geld für sich selbst ausgegeben. Dann sei die Schwiegermutter in Paris verstorben, womit eigentlich rund 245000 Euro ins Haus gestanden hätten.

Von der Noch-Frau wollte die Vorsitzende Richterin, Monika Lamberti, wissen, wie sie den Angeklagten kennengelernt hat. „Wir hatten eine traditionelle Hochzeit“, erzählte die 48-Jährige, geboren sei sie in Paris, aber auch ihre Eltern seien Albaner gewesen und hätten sie und ihren Mann vor etwa 26 Jahren aneinander vermittelt. Geheiratet habe sie ihr Mann erst, als alle fünf Kinder schon auf der Welt waren.

Es war ein 14-jähriger Sohn, den die Mutter zur Wohnungstür schickte, als es überraschend klingelte. Der Sohn ließ seinen Vater, gegen den die Mutter ein Annäherungsverbot erwirkt hatte, in die Wohnung. Die Mutter war davor schon zweimal im Frauenhaus gewesen und einmal in einem Hotel, weil kein Platz frei war. Ums Erbe ihrer Mutter aus Paris, erinnerte sich die Frau, sei es am Tatmittag nicht mehr gegangen. Ihr Mann habe nicht akzeptieren können, dass sie sich von ihm trennen will, erklärt die Frau.

Als das Gericht ein Beweisfoto von der blutüberströmten Küche der Fellbacher Wohnung auf den Monitor warf, wandte sich die Zeugin ab. Am Grundriss der Küche sollte sie dann schildern, was zwischen ihr und ihrem Mann passiert ist. „Es waren acht Stiche, aber ich habe nur die ersten gespürt“, erinnert sie sich. „Hatten Sie selbst auch ein Messer in der Hand?“, fragt Monika Lamberti, weil der Angeklagte ebenfalls verletzt war, als die von dem 14-jährigen Sohn gerufenen Rettungskräfte eintrafen. „Nein“, sagte die Zeugin. „Als er mit mir fertig war, zog er sein T-Shirt hoch, stach sich selber und sagte, oh, das hat weh getan.“ Noch heute, so die 48-Jährige, leide sie an den Folgen der Tat. Direkt danach sei ihre linke Gesichtshälfte gelähmt gewesen, ein Auge sei nicht mehr aufgegangen. Ihre linke Körperhälfte sei immer noch wie taub. „Er wollte mich in die Psychiatrie schicken“, beschrieb sie ihre Ehe, welche noch nie eine gute gewesen sei. Der Angeklagte seinerseits führte an, vor der Tat an Depressionen gelitten zu haben.

Ob das Schwurgericht den 14-jährigen Sohn in den Zeugenstand ruft, der seiner Eltern wegen einen Notruf abgesetzt hat, wurde am zweiten Prozesstag nicht bekannt gegeben. Aus der Familiengerichtsakte ging außerdem hervor, dass Nachbarn schon öfter die Polizei gerufen hatten, weil sich das Ehepaar stritt.

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Erstellt:
6. November 2023, 16:00 Uhr

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