Trockenheit bedroht weitere Erdbeerernte im Rems-Murr-Kreis
Der süßesten Zeit des Jahres könnte durch den fehlenden Regen schon bald ein jähes Ende bereitet werden. Die Landwirte im Kreis bereiten sich auf die Ernte der letzten Freilanderdbeeren vor. Bislang können die Erdbeerfans ihre Früchte auch noch selbst pflücken.

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Landwirt Jens Häußermann ist mit dem bisherigen Verlauf der Erdbeersaison weitgehend zufrieden. Foto: Gabriel Habermann
Von Carolin Aichholz
Rems-Murr. Lange mussten die Beerenliebhaber in diesem Jahr auf den Beginn der Erdbeersaison warten. Zwar verlief der Frühling weitgehend frostfrei und dadurch ohne große Ernteeinbußen, doch die kühlen Temperaturen ließen die grünen Früchtchen einfach nicht reifen. Dann kam die Sonne doch noch – und mit ihr reiften die roten, süßen Erdbeeren heran.
Die Erntezeit startete zwar etwas später als in den letzten Jahren, doch mit der Qualität der Erdbeeren zeigte sich Landwirt Ottmar Dänzer aus Backnang sehr zufrieden. „Wegen des fehlenden Regens sind zwar kleinere, aber sehr aromatische Früchte auf dem Feld gereift.“
Doch mittlerweile ist immer noch kein Regen in Sicht – und gerade Erdbeeren sind sehr durstig. Laut WWF benötigen sie allein im Anbau stolze 300 Liter Wasser – pro Kilogramm.
Bewässerung als einzige Möglichkeit
Solange vom Regen also jede Spur fehlt, haben die Landwirte nun wieder ein Problem. Denn ohne Wasser kommen keine großen und prallen Früchte in den Verkauf, sondern eher kleinere Beerchen. Auf das Aroma wirkt sich das nicht negativ aus, auf den Ertrag jedoch schon. Zusätzlich könnte es die diesjährige Erdbeersaison empfindlich verkürzen.
Um das zu verhindern und die Erntezeit noch um einige Wochen zu verlängern, sucht Landwirt Jens Häußermann aus Nellmersbach nun andere Lösungen. „Wir arbeiten daran, die Pflanzen auch auf dem Feld bewässern zu können. Die spätreifenden Sorten könnten sonst noch auf dem Feld einfach vertrocknen, wenn auch weiterhin kein Regen fällt."
Das ist nicht nur schade für die Produzenten, sondern auch für die Käufer, denn die Beeren bestehen hauptsächlich aus Wasser und allerlei wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, die sich positiv auf den Körper auswirken können, vorausgesetzt, es sind Erdbeeren ohne Pestizidbelastung.
Mehr Ärger als Nutzen
Und wer neben dem Bioaspekt beim Konsum zusätzlich noch auf Regionalität und kurze Transportwege achten möchte, der kann seine Erdbeeren auch einfach selbst pflücken. Diese Möglichkeiten bieten einige Landwirte und Höfe im Kreis an. Da jedoch nicht alle Sorten gleichzeitig reif sind, lohnt es sich durchaus, telefonisch nachzufragen, ob man noch mit Kisten und Körben losziehen kann – oder am Ende vor einem leergepflückten Feld steht.
Auch auf dem Micheleshof in Nellmersbach kann man zur Zeit noch selbst pflücken. Wie lange dieses Angebot bestehen bleibt, hängt ebenfalls stark vom Wetter ab.
Allerdings entscheiden sich viele Landwirte mittlerweile dagegen, den Kunden die Erdbeerfelder zu überlassen. Diesen Entscheidungen gingen viele Probleme voraus. „Wir hatten damit am Ende mehr Ärger, als es uns genutzt hat“, so eine Landwirtin. „Die Kunden sammelten nur die größten und schönsten Früchte und am Ende musste das Personal noch mal die Reste nachpflücken. Vom Zeitaufwand ergibt das schon keinen Sinn.“ Es erfordert auch viel Vertrauen, denn auf Feldern, die mit dem Auto gut zu erreichen sind, „da kann man unbemerkt auch mal sonntags hingehen und sich den Korb füllen, ohne jemals dafür zu bezahlen.“
Erdbeerpflücken als Zeitvertreib
Und war die Begeisterung fürs Selbstpflücken in den letzten Jahren vielleicht auch eine Art Beschäftigungstherapie während der Corona-Pandemie? Gut möglich, meint Jens Häußermann, denn die Nachfrage sei in diesem Jahr deutlich gesunken. „Man hat wieder anderes zu tun. Und über die Pfingstferien, der diesjährigen Hochzeit der Erdbeeren, sind auch viele Leute wieder in den Urlaub gefahren.“
Doch nun bleiben den Naschkatzen nur noch wenige Wochen, um sich mit einem Jahresvorrat an Freilanderdbeeren für die Tiefkühltruhen einzudecken. Danach gibt es keine heimischen Erdeeren mehr und was bleibt, ist nur die Vorfreude auf die nächste Erdbeersaison.
Botanik Die Erdbeere zählt zur Familie der Rosengewächse und ihre Frucht ist genau genommen keine Beere. Eigentlich gehört sie zu den Sammelnussfrüchten.
Auftreten Archäologische Funde zeigen, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren bereits wilde Erdbeeren sammelten.
Herkunft Zu uns gelangte die Superbeere aus Kanada. Die Kulturerdbeere, wie wir sie kennen, entstand im 18. Jahrhundert wohl durch Zufall in den Niederlanden. Dort gelang es einem Bauern, die aromatische amerikanische Scharlach-Erdbeere mit der großfruchtigen Chile-Erdbeere zu kreuzen.
Vorkommen Mittlerweile gibt es rund 1000 verschiedene Sorten, die sich in Aussehen, Erntezeit, Form, Größe und Geschmack unterscheiden.