Trotz Pandemie den Jugendtreff saniert
Der Auenwalder Gemeinderat ist mit der Jugend- und Schulsozialarbeit sehr zufrieden. Die beiden Jugendreferenten Lukas Euchner und Konstantinos Kafasis berichten über ihre vielseitigen Aufgaben und über unterschiedlichste Aktivitäten.

© Tobias Sellmaier
Am Billardtisch im Treff (von links): Noemi Wertz (Jugendvertreterin), Lukas Euchner (Jugendreferent und Jugendtreffleiter), Leonie Wissmann (Jugendvertreterin), Konstantinos Kafasis (Jugendreferent und Jugendtreffleiter), Ylenia Lauber (Jugendvertreterin), Philipp Leuthold und Luis Certoma (beide Jugendvertreter). Foto: T. Sellmaier
Von Florian Muhl
Auenwald. Luis Certoma aus Hohnweiler ist begeistert vom Jugendtreff in Auenwald. Der 17-Jährige ist das erste Mal mit zwölf Jahren in den Treff hochgegangen, der im alten Rathaus in Lippoldsweiler, direkt gegenüber der Kirche, eingerichtet worden war. Damals – noch unter anderer Leitung – sei der Treff bereits gut gewesen. „Aber seit Lukas und Kosta da sind, hat sich’s noch mal deutlich verbessert, es ist einfach eine extrem schöne Connection“, sagt Luis. „Man fühlt sich wohl, hat immer was zum Lachen, man geht immer aus Spaß hoch und jeder ist motiviert. Alle haben beim Aufräumen mitgeholfen und jeder war auch beim Streichen mit dabei. Das ist einfach schön, weil’s so eine enge Beziehung ist.“
Ylenia Lauber aus Unterweissach geht seit etwa zwei Jahren in den Treff in Lippoldsweiler. Anfangs war sie skeptisch, erzählt die 19-Jährige, aber Freundinnen haben sie überreden können, einfach mal mitzugehen. „Lukas und Kosta sind mit ihrer offenen Art gleich auf mich zugekommen, haben gefragt, wie’s mir geht und was ich so mache. Ich habe dann dort auch andere Jugendliche getroffen, die ich bereits kannte, und habe sofort Anschluss gefunden.“ Mittlerweile geht Ylenia fast jeden Tag hin, wenn offener Treff ist. Mit 17 hatte sie einen Roller, jetzt fährt sie ihr eigenes Auto, nimmt hin und wieder auch den Bus und ist die Strecke auch schon gelaufen.
„Eine Villa und einen Pool können wir uns nicht hinstellen lassen“
Luis Certoma und Ylenia Lauber sind zwei von insgesamt acht Jugendvertreterinnen und Jugendvertretern, die es im Auenwalder Treff gibt. Jeweils drei kommen aus Auenwald und Weissach im Tal, jeweils ein Mädchen aus Allmersbach im Tal und Rudersberg. Gewählt wurden die acht Sprecherinnen und Sprecher im Rahmen des Jugendhearings im November 2020. Sie sehen sich als eine Art Sprachrohr. „Wir fragen die Jugendlichen, was man schöner machen könnte, was man sich wünschen könnte. Viele träumen immer recht groß, aber ne Villa und einen Pool können wir uns jetzt nicht hinstellen lassen. Wir versuchen dann immer in Absprache mit Lukas und Kosta im Rahmen des Möglichen zu sagen, was denn umsetzbar ist, und das geht in einer kleineren Gruppe besser, als wenn 30, 40 Jugendliche auf die beiden Leiter einreden.“
Ylenia findet die Jugendvertreter deshalb wichtig, weil sie so unterschiedlich sind, wie die Jugendlichen selbst. Sie sind unterschiedlich alt, haben die unterschiedlichsten Hintergründe und kommen aus allen möglichen Ortsteilen. Neben dem offenen Treff von Dienstag bis Donnerstag schätzt die 19-Jährige auch die Einzelfallarbeit freitags. „Da geht’s beispielsweise um Bewerbungen. Viele Jugendliche haben da gar keine Ahnung, was sie schreiben sollen, und haben Angst vor dem Vorstellungsgespräch. Im Treff lernen sie, wie man eine Bewerbung schreibt, und üben in Rollenspielen, wie sie auf Fragen reagieren sollen und wie sie antworten können.“
„Das Engagement von Lukas und Kosta macht einfach Spaß, weil die beiden extrem motiviert sind. Man merkt, dass die selbst Laune haben, auch wenn Projekte manchmal anstrengend sind“, sagt Luis. „Die wollen wirklich, wenn ich das so sagen kann, einfach das Allerschönste für uns. Die wollen den Treff so schön wie möglich gestalten, und das finde ich einfach stark.“
Luis Certoma und Ylenia Lauber waren zusammen mit ihren Mitstreitern aus der Jugendvertretung zu Gast in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Sie verfolgten den Tagesordnungspunkt „Vorstellung der kommunalen Jugend- und Schulsozialarbeit“. Referenten waren Lukas Euchner und Konstantinos Kafasis. Die beiden Jugendreferenten haben jeweils eine 100-Prozent-Stelle inne und sind seit Januar 2018 beziehungsweise Mai 2019 in der Gemeinde Auenwald tätig.
„Unser Jugendtreff in der Hauptstraße 1 in Lippoldsweiler dient als Begegnungsstätte für Kinder- und Jugendliche und ist Anlaufstelle bei Problemen“, erläuterte Kafasis. „Wir leisten dort niederschwellige Arbeit.“ 2020 seien zwischen 8 und 13 Mädchen und Jungen in den Teenietreff (13 bis 16 Jahre) gekommen, 2021 seien es nach dem Sommerfest und den Sanierungsarbeiten bis zu 20 Teenies gewesen. „Beim Jugendtreff waren das ganz andere Zahlen, viel höher natürlich“, so der studierte Kindheitspädagoge (BA). Anfang 2020 seien es zwischen 27 und 32 Jugendliche gewesen, und dann, nach der Coronazwangspause, „hatten wir bis zu 44 Jugendliche, die zeitgleich bei uns im Jugendtreff drin waren“.
„Unser Nummer-eins-Ziel war es, die Jugendlichen nicht im Stich zu lassen“
„Wir haben überlegt, wie wir den Kontakt zu den Jugendlichen halten können“, schilderte Lukas Euchner die Zeit, als die Kontaktregeln verschärft wurden. „Unser Nummer-eins-Ziel war es, die Jugendlichen nicht im Stich zu lassen. So haben wir ein Online-Angebot gestaltet, das die Jugendlichen auch annehmen“, so der Referent, der Gesundheitsförderung und Prävention studiert hat (BA). Der Kontakt wurde per Apps und WhatsApp-Gruppen sowie durch wöchentliche Telefonate aufrechterhalten. Als großen Erfolg wertete Euchner auch die Sanierung des Treffs in Kleingruppenarbeit. „Das schafft eine Identifikation mit dem Jugendtreff und der Jugendarbeit vor Ort und sie können selbst gestalterisch tätig sein und haben einen strukturierten Alltag.“ Das Jahr 2021 habe dann leider auch mit einem Lockdown begonnen.
„Ende 2020 haben wir das sogenannte Projekt Jungsein in der Kommune, kurz Pjuk, an Land ziehen können, über das wir 15000 Euro bekommen haben“, sagte Euchner. So habe man zusammen die Renovierungsarbeiten weiter fortsetzen können, habe einen zweiten Jugendraum um- und eine Küche eingebaut, „alles in Eigenleistung mit den Jugendlichen und engagierten Eltern“.
„Oft müssen wir einfach nur zuhören“, beschrieb Kafasis den Alltag. „Viele von den Jugendlichen wissen nicht, wem sie etwas anvertrauen wollen, oder sie wollen auch mal Sachen erzählen, ohne dass sie gewertet werden, ohne gleich mit erhobenem Zeigefinger.“ All das würden sie im Treff bekommen. „Nach dem Zuhören heißt es für uns im zweiten Schritt, zusammen mit den Jugendlichen die Probleme zu analysieren“, so der Jugendreferent. Meist gebe es nicht nur ein Problem, sondern einen Komplex aus mehreren Problemen, die unüberwindbar erscheinen würden. Gemeinsam versuche man, das Ganze zu entwirren. „So entstehen kleine Problemchen, die dann übersichtlicher sind, und der Jugendliche sieht, dass das gar nicht so groß ist.“
Dann folge der dritte Schritt. „Wir fragen den Jugendlichen: Was genau möchtest du von uns, was können wir für dich machen? Wir gehen mögliche Strategien durch“, erläuterte Kafasis. Es gebe auch Fälle, bei denen die Jugendreferenten auf Spezialisten verweisen würden, beispielsweise bei einer Drogenproblematik. Andere Themen seien Vereinsamung sowie psychische und schulische Probleme. So sieht die Einzelfallarbeit in der Jugendarbeit aus.
Im Rahmen der Projektarbeit wurde ein Logo mit Eber entworfen, der Treff renoviert, samt Graffiti, und eine Medienstation mit Beamer aufgebaut. Für die 50-Jahr-Feier wollen die Jugendlichen jetzt noch einen professionellen Film drehen und schneiden.
Brückenfunktion Ihre Schulsozialarbeit mit einem Stellenanteil von 50 Prozent seit Anfang 2021 haben Lukas Euchner und Konstantinos Kafasis so gegliedert, dass sie einen Tag vor Ort in der Grundschule Lippoldsweiler sind und einen Tag haben sie in den Jugendtreff verlagert, sozusagen als Brücke von der Jugendarbeit zur Schulsozialarbeit.
Konzept „Wir haben ein ganzheitliches Konzept, wir haben alle Lebensfelder der Kinder im Blick und nicht nur ein bestimmtes“, sagt Kafasis. Die Schulsozialarbeit basiert auf drei Säulen: dem Präsenztag montags, 9 bis 12 Uhr mit Beziehungsarbeit und offener Sprechstunde, der Erreichbarkeit außerhalb der Präsenzzeit und dem Grundschultreff.
Stuhlkreis Der Grundschultreff ist für die 3. und 4. Klasse gedacht und findet abwechselnd wöchentlich jeweils zwei Stunden lang statt. Im ersten Teil wird im Stuhlkreis über eventuelle Probleme in der Schule gesprochen. Im zweiten Teil dürfen die Kinder den Jugendtreff nutzen, um zu chillen, Musik zu hören oder zu spielen.