Forderung zur Änderung des Wahlkampfstils
Trump sieht sich „berechtigt zu persönlichen Angriffen“ auf Harris
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Forderung seiner prominenten Parteikollegin Nikki Haley zurückgewiesen, seinen Wahlkampfstil zu ändern und die persönlichen Angriffe auf die Rivalin Kamala Harris zu unterlassen.
Von red/afp
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Forderung seiner prominenten Parteikollegin Nikki Haley zurückgewiesen, seinen Wahlkampfstil zu ändern und die persönlichen Angriffe auf die Rivalin Kamala Harris zu unterlassen. Er sei „sehr wütend“ auf Harris, und deshalb sehe er sich „berechtigt zu persönlichen Angriffen“, sagte der Republikaner am Donnerstagabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz. Harris und Präsident Joe Biden demonstrierten derweil bei ihrem ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt seit Bidens Verzicht auf die erneute Präsidentschaftskandidatur den Schulterschluss.
Trump sagte über Harris, dass er „nicht viel Respekt für ihre Intelligenz“ habe und sie eine „fürchterliche Präsidentin“ wäre. Haley hatte Trump am Dienstag aufgefordert, mit den persönlichen Attacken auf Harris aufzuhören und sich stattdessen auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu konzentrieren.
Haley unterstützt Trump
Die Wahl lasse sich nicht gewinnen, indem darüber geredet werde, welcher „Rasse“ Harris angehöre, oder darüber, dass sie „dumm“ sei, sagte Haley im rechtsgerichteten Fernsehsender Fox News. Die frühere Botschafterin und Ex-Gouverneurin bezog sich damit darauf, dass Trump seine Rivalin immer wieder als unintelligent schmäht und ihre Identität als Afroamerikanerin angezweifelt hat. Harris ist die Tochter eines schwarzen Jamaikaners, ihre Mutter stammt aus Indien.
Haley war Trump in den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner unterlegen, inzwischen unterstützt sie seine Kandidatur. Trump sagte auf der Pressekonferenz in seinem Golfklub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey zu den Forderungen seiner Parteikollegin, er schätze zwar Haleys Rat, doch müsse er den Wahlkampf auf „meine Art“ führen.
Trump wütend auf Harris
Der Ex-Präsident sagte zudem über sich, dass er eine „sehr ruhige Kampagne“ führe: „Es gibt kein Geschrei. (...) Ich bin eine sehr ruhige Person, glauben Sie’s oder nicht.“
Zugleich sagte der Ex-Präsident aber über Harris: „Ich bin sehr wütend auf sie wegen dem, was sie dem Land angetan hat. Ich bin sehr wütend auf sie, dass sie das Justizsystem gegen mich und andere Leute eingesetzt hat.“ Trump bezog sich damit auf die gegen ihn laufenden Strafverfahren, die er immer wieder als Machenschaften der Demokraten bezeichnet.
Der 78-Jährige sagte zudem, auch er werde von Harris persönlich attackiert, indem sie ihn wie auch seinen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance als „seltsam“ („weird“) bezeichne. Das Attribut „weird“ wird seit einigen Wochen von Harris und anderen Demokraten häufig auf Trump und Vance angewendet, ist aber nicht so verunglimpfend wie die ständigen Äußerungen Trumps über die mangelnde Intelligenz seiner Rivalin.
Trump bezeichnete Harris auf der Pressekonferenz zudem erneut als „radikale Linke“ und bescheinigte ihr eine „sehr starke kommunistische Neigung“. Das Einzige, was Harris liefern könne, sei „fürchterliche Inflation, massive Kriminalität und der Tod des amerikanischen Traums“.
Biden und Harris überzeug voneinander
Es war bereits Trumps zweite Pressekonferenz seit der vergangenen Woche. Der Rechtspopulist ist im Wahlkampf in die Defensive geraten, seit Präsident Joe Biden am 21. Juli nach wochenlanger Debatte über seinen geistigen Zustand seinen Verzicht auf die Kandidatur bei der Wahl im November erklärt und sich die Demokratische Partei danach rasch hinter Vizepräsidentin Harris als neuer Kandidatin vereint hatte.
Harris und Biden demonstrierten derweil bei ihrem ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt seit Bidens Verzicht auf die erneute Präsidentschaftskandidatur den Schulterschluss. Harris werde eine „verdammt gute Präsidentin sein“, sagte Biden bei der Veranstaltung nahe Washington.
Die Präsidentschaftskandidatin pries ihrerseits Biden als „außergewöhnlichen Präsidenten“. Wenige Anführer hätten mehr für das Land geleistet als er. Harris nannte als Beispiel für Bidens Verdienste einen erweiterten Zugang zu „bezahlbarer Gesundheitsversorgung“. Das Publikum in einer Hochschule im Bundesstaat Maryland rief dazu: „Danke, Joe! Danke, Joe!“.
Harris liegt leicht vor Trump
Kurz vor ihrem gemeinsamen Besuch in Maryland hatten Biden und Harris eine „historische“ Preissenkung bei zehn Medikamenten für ältere Menschen angekündigt. Die Vereinbarung mit den Arzneimittelherstellern werde die Senioren in den USA allein im Jahr 2026 um 1,5 Milliarden Dollar (rund 1,4 Milliarden Euro) und das staatliche Krankenversicherungssystem Medicare um sechs Milliarden Dollar entlasten.
In mehreren landesweiten Umfragen liegt Harris inzwischen leicht vor Trump. Ihr Wahlkampfteam teilte am Donnerstag mit, neben einem bereits vereinbarten Fernsehduell mit Trump am 10. September werde es im Oktober eine zweite Debatte geben. Ein genaues Datum für die zweite Debatte wurde zunächst nicht genannt. Von Trumps Wahlkampfteam lag zunächst keine Stellungnahme vor. Für die Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und Vance ist am 1. Oktober ein Fernsehduell angesetzt.