Übernahme von Abellio-Tochter durch Land besiegelt
dpa/lsw Stuttgart. Das finanziell angeschlagene Bahnunternehmen Abellio Baden-Württemberg GmbH wird vom Land für zwei Jahre übernommen. Der Vertrag mit der landeseigenen Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG) sei unterzeichnet worden, teilte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart mit. Der Kaufpreis wurde mit etwas mehr als 5 Millionen Euro beziffert. Bis zum Jahresende soll die Transaktion dann abgeschlossen sein.
Hermann sagte, es sei die beste Lösung, dass die SWEG für die nächsten zwei Jahre Abellio Baden-Württemberg übernehme. „So werden die Arbeitsplätze erhalten und die Fahrgäste können mit einem zuverlässigen Betrieb rechnen.“ Der Chef der SWEG, Tobias Harms sagte, es sei selbstverständlich für die Landesgesellschaft, in dieser Krise Verantwortung zu übernehmen.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen die von Abellio befahrenen Strecken wieder ausgeschrieben werden. Daran kann sich auch die SWEG beteiligen, wie der Grünen-Politiker mitteilte. „Wir beenden also mit der nun fixierten Zwischenlösung die unsichere Phase und bereiten ein faires und transparentes Vergabeverfahren vor.“
Die Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH ist ein Tochterunternehmen von Abellio, zählt über 360 Beschäftigte und ist auf folgenden Strecken unterwegs: Stuttgart-Mühlacker-Bruchsal/Pforzheim, Stuttgart-Heilbronn-Mannheim/Osterburken, sowie Stuttgart-Plochingen-Tübingen.
Abellio, eine Tochter der niederländischen Staatsbahn (Nederlandse Spoorwegen), steckte in finanziellen Schwierigkeiten und befand sich seit Juni in einem Schutzschirmverfahren. Dies ist eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzrechts. Dem Geschäft mit dem Land Baden-Württemberg muss die Gläubigerversammlung noch endgültig zustimmen.
Der FDP-Politiker Christian Jung äußerte sich skeptisch zu dem Geschäft. „Ich warne vor einem drohenden Schienenverkehrs-Chaos in Baden-Württemberg.“ Die SWEG stehe mit der Übernahme vor ganz erheblichen Herausforderungen. Die pünktliche und zuverlässige Erbringung von Verkehrsleistungen in Metropolregionen sei etwas ganz Anderes.
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