Ulrich Schielke feiert 75. Geburtstag
Power für die Schule und im Ehrenamt: Ulrich Schielke hat seine Pflicht getan – und weit mehr. Als Schulleiter hat der Backnanger zahlreiche Projekte wie etwa „Power ohne Fäuste“ oder auch die Backnanger Literatour angestoßen. Heute wird der leidenschaftliche Pädagoge 75.

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Ulrich Schielke initiierte unter anderem die Backnanger Literatour, eine Kinder- und Jugendliteraturwoche. Foto: Tobias Sellmaier
Von Armin Fechter
BACKNANG. „Es ist alles kein Problem, wenn man es gerne macht.“ Der Satz, den er fast beiläufig fallen lässt, steht bezeichnend für Schielkes vielfältiges Engagement. Er fügt hinzu: „Wenn einem etwas Freude macht, dann geht es nicht um Stunden.“ An der Tausschule war er 20 Jahre lang Schulleiter. Denn: „Das Geschäft hat mir Spaß gemacht.“ Weitere Ziele etwa in der Kultusverwaltung des Landes anzustreben, war nicht sein Ding – da wäre er zu weit von den jungen Menschen weg gewesen, mit denen er arbeiten wollte.
Schon als Jugendlicher zeigte er Einsatzbereitschaft. Mit 14 Jahren nahm der gebürtige Göppinger, der in einem kleinen Teilort von Creglingen nahe der bayerischen Grenze im Fränkischen aufgewachsen ist, eine Jungschargruppe – die „Wikinger“ – unter seine Fittiche. Wenige Jahre davor, 1956, war er nach Zwischenstationen in Ellwangen und Althütte nach Backnang gekommen, wo sein Vater eine Schulleiterstelle übernahm. „Ich habe drei verschiedene zweite Klassen besucht“, erzählt er mit einem Schmunzeln – zuletzt an der Tausschule.
Geprägt haben ihn aber außerschulische Erlebnisse und Erfahrungen. „Ich komme aus der Jugendarbeit“, blickt Schielke zurück. Er leitete die Jungenschaft „Ulrich von Hutten“ und engagierte sich schließlich im Zusammenwirken mit dem damaligen Pfarrer Schlatter im Club 2000 in der Matthäuskirche. Dazu übernahm er später auf Bezirksebene im Evangelischen Jugendwerk Verantwortung, wurde Delegierter im neu formierten Kreisjugendring Rems-Murr und bekleidete auch dort Vorstandsämter.
Erste Lehrtätigkeiten in Backnang und Großaspach
Nach dem Abitur am Gymnasium Backnang absolvierte Schielke seinen Wehrdienst – 18 Monate, die er, wie er sagt, nie bedauert hat: Die Pflichtzeit fördert in seinen Augen das Abnabeln von daheim und die Entwicklung zur Selbstständigkeit. Es folgte das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Nachdem er schon in dieser Zeit erste Lehrtätigkeiten an der Schillerschule in Backnang ausgeübt hatte, trat er in Großaspach seine erste Stelle an. Im Januar 1980 übernahm Schielke die erste Schulleiterstelle: In Burgstetten stand er vor der Herausforderung, die beiden bis dahin selbstständigen Grundschulen von Erbstetten und Burgstall zusammenzuführen.
Nächste Station war ab 1987 die Schillerschule, eine weitere Grundschule, und danach, ab 1992, die Tausschule – Letzteres, da er wie davor in Großaspach gerne auch mit älteren Jugendlichen zu tun haben wollte. Nun begann eine Phase immer neuer Projekte und Initiativen, die auch weit über die eigene Schule hinauswiesen. Eine erste Idee wurde in Gesprächen mit der damaligen Elternbeirätin Veronika Schäffer geboren: die Backnanger Literatour, eine Kinder- und Jugendliteraturwoche, die ab 1990 alle drei Jahre stattfinden sollte, ein Turnus, den nur die Coronapandemie aushebeln konnte. Mitstreiter fand Schielke, der das Großereignis 2011 letztmals organisatorisch begleitete, in den Reihen der Backnanger Schulleiter: Jutta Penka, Gabriele Traub, Herbert Nonnenmacher, Annedore Bauer-Lachenmaier und Heinz Harter.
Hinzu kam ab 2001 das Projekt „Power ohne Fäuste“ für Schulen aus Backnang und den Umlandgemeinden mit Streitschlichterkongressen und einem Netzwerk zur Gewaltprävention, das sukzessive auf- und weiter ausgebaut wurde und heute noch besteht. Gemeinsam mit der TSG Backnang Tennis rief Schielke das Projekt „Go Tennis“ ins Leben. Ferner hob er gemeinsam mit der früheren Backnanger Sozialamtsleiterin Renate Schmetz – heute Erste Bürgermeisterin der Stadt Ludwigsburg – ein Backnanger Bildungs- und Sozialprojekt aus der Taufe, für das beim ersten Treffen über 200 Mitstreiter gewonnen wurden. Darüber hinaus wurde der Sozialfonds Backnanger Schulen eingerichtet. Ab 1999 engagierte sich Schielke zudem im Friedrich-Bödecker-Kreis Baden-Württemberg, der sich der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen verschrieben hat. 2017 bis 2022 war er dessen Vorsitzender. Schließlich brachte er sich ab 2012 auch in der Backnanger Bürgerstiftung ein, deren Vorsitzender er 2013 wurde. Nach fast elfjähriger Tätigkeit wurde er 2023 aus dem Vorstand verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Appell an die jungen Leute, sich ehrenamtlich zu engagieren
An der Tausschule setzte Schielke viele neue Akzente, unter anderem im Bereich der Berufsorientierung, die der Schule mehrere Auszeichnungen im Wettbewerb „Starke Schule“ eintrug. Dem von der Hertie-Stiftung ausgeschriebenen bundesweiten Wettbewerb blieb der Backnanger auch weiterhin verbunden: Im Ruhestand war er bis 2018 als Juror tätig und lernte „viele tolle Lösungsansätze“ kennen, ganz abgesehen von spannenden Begegnungen, unter anderem mit mehreren Bundespräsidenten. Nachdem er von 2001 an auch als geschäftsführender Schulleiter der Backnanger Schulen fungiert hatte, trat Schielke 2012 in den Ruhestand. Für sein vielfältiges Engagement wurde er mehrfach geehrt, so mit dem Backnanger Teller und der Backnanger Kanne.
Rückblickend bricht der 75-Jährige, der seinen heutigen Festtag zusammen mit seinem Zwillingsbruder Joachim feiern kann, eine starke Lanze für das Ehrenamt und appelliert an die jungen Leute: „Habt den Mut, euch ehrenamtlich zu engagieren – es ist ein Gewinn.“ In doppelter Hinsicht: für die Persönlichkeit des Einzelnen, der im Ehrenamt Werte wie Empathie, Konfliktfähigkeit und Rücksichtnahme, aber auch zielgerichtetes, vorausschauendes Handeln, Organisieren und Vermitteln lernen kann, und für die Gesellschaft als Ganzes, denn ehrenamtlicher Einsatz stelle demokratisches Handeln dar. Das sei in einer Zeit, in der die Gesellschaft auseinanderdrifte, in der der Gewaltbegriff ins Rutschen geraten sei und in der häufig Ichbezogenheit vorherrsche, von besonderer Bedeutung.