Umzüge halten die Narren fit

Die Faschingsfans sind abgehärtet – Dennoch gibt es das eine oder andere Durchhalterezept – Gefastet wird später

Umzüge bei Wind und Wetter, lange Prunksitzungen, Partys und ein voller Terminkalender: Wir interessierten uns dafür, ob die Faschingsfans ganz persönliche Geheimrezepte haben, um die anstrengende Zeit durchzuhalten, und starteten eine kleine Umfrage unter Vertretern der Faschingsvereine in Backnang und Umgebung.

Hart im Nehmen: Die Damen schützen sich bei einem Umzug in Althütte vor dem Nass von oben mit durchsichtigen Capes. Fotos: A. Becher, E. Layher, privat

© Pressefotografie Alexander Beche

Hart im Nehmen: Die Damen schützen sich bei einem Umzug in Althütte vor dem Nass von oben mit durchsichtigen Capes. Fotos: A. Becher, E. Layher, privat

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Es gibt viele Tipps, wie man sich nach einer durchfeierten Nacht im Karneval verhalten kann, um – sollte es nun so sein – seinen Kater wieder loszuwerden. Vom sauren Hering bis hin zum Espresso mit Zitrone gegen Kopfschmerzen. Ob das hilft, wollen wir jetzt einmal dahingestellt sein lassen und fragten lieber die Profis, also diejenigen, die über Wochen bei Umzügen, Partys, Seniorennachmittagen, Kinderveranstaltungen und Prunksitzungen mit dabei sind, wie sie das Mammutprogramm durchstehen.

Gaby Kallfaß vom Präsidium des Backnanger Karnevals-Clubs (BKC) sagt lachend: „Ich bin Mutter von drei Kindern, von daher ist mit Ausschlafen nicht so viel drin.“ Aber sie achtet darauf, sich Oasen der Ruhe freizuschaufeln. Zum Beispiel für ein paar Saunagänge. Da kann sie abschalten. Auch Spaziergänge spricht sie an. In der heißen Phase der Fasnet setzt sie auf heiße Zitrone mit Ingwer. Das tut immer gut, nicht nur, wenn man gegen eine Erkältung ankämpft. Schon seit 6. Januar ist Gaby Kallfaß jedes Wochenende in Faschingsangelegenheiten unterwegs. Irgendwo ist immer ein Umzug oder ein Termin, zu dem der BKC eingeladen ist. Unter der Woche beschäftigt sich Kallfaß mit Vorbereitungen für die Prunksitzungen. Dazu gehört, das Programm zusammenzustellen und die Ehrengäste einzuladen. Alles nebenher, neben Familie und Halbtagsjob. Um das kalendarische Faschingswochenende herum nimmt sie sich eine Woche Urlaub. So bekommt sie es ganz gut hin, eine Balance zwischen Beruf, Freizeit und Ehrenamt zu finden.

Den Narren wird schon einiges abverlangt. Eine Prunksitzung vorzeitig zu verlassen, weil man schon ein wenig durchhängt zum Ende der Saison hin, das kommt gar nicht gut. „Ich lege bei den Aktiven Wert darauf, dass sie erst heimgehen, wenn das Programm beendet ist.“ Unter anderem hat dies mit Respekt vor den Akteuren zu tun, die später drankommen. Kallfaß hat zudem ein Auge darauf, dass das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. Die unter 16-Jährigen müssen vor 22 Uhr aufgetreten sein, und mit Alkohol geht gar nix. „Die Faschingszeit kostet einen viel Energie und es braucht einige Tage, bis man sich regeneriert hat“, ist die Erfahrung von Gaby Kallfaß. Doch wer ein echter Narr ist, dem macht das nichts aus.

Miriam Staita vom Sulzbacher Carnevalsverein sagt, als sie gefragt wird, wie sie sich fit hält: „Ich habe zwei Hunde. Man muss bei jedem Wetter raus. Das härtet ab.“ Neben der Bewegung bei Spaziergängen mit ihren Jagdhunden setzt sie – nicht nur in der Faschingszeit – auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse. „Von jedem etwas, man muss darauf achten, dass man genug Vitamine zu sich nimmt.“ Auch Miriam Staita, die zusammen mit Birgit Kollak und Nadja Deiß das Dreigestirn des Sulzbacher Carnevalsvereins bildet, erzählt von Umzügen – beispielsweise zwischen Ansbach und dem Bodensee –, bei denen ihr Verein mit dabei ist. Was die Vorbereitungen für den Fasnetshöhepunkt anbetrifft, erklärt sie: „Das meiste ist gelaufen.“

Die Fußgruppen können sich über mangelnde Bewegung nicht beklagen

Matthias Schlichenmaier von den Murreder Henderwäldlern, Sprecher und Repräsentant der Zunft, der selbst als Wasserfratz unterwegs ist, zerbricht sich nicht den Kopf über besondere Durchhalterezepte. „Während der Faschingszeit sind wir jede Woche auf Umzügen unterwegs und an der frischen Luft.“ Als Mitglied einer „Fußgruppe“ hat er Bewegung genug. Außerdem ist für ihn klar: „Alkohol in Maßen und nicht in Massen.“ Ab Schmotzigen Donnerstag nimmt er in der Regel ein paar Tage Urlaub.

Marcel Fiechtner, Vorstand des Unterweissacher Carnevals-Clubs und seit über 22 Jahren Hästräger (Batzenschmeißer), lässt wissen: „Im Prinzip mache ich nicht mehr, aber auch nicht weniger als im restlichen Jahr. Immer nach den Sommerferien beginnen wir mit dem wöchentlichen Training für unseren Tanz mit dem UCC-Herrenballett, bei dem ich auch aktiv mittanze. Hier muss besonders für unsere Auftritte an der UCC-Prunksitzung am 16. Februar und dem UCC-Herrenballettturnier am 23. März alles stimmen.“ Die Umzüge, die überwiegend an Sonntagen stattfinden, seien besser als Spaziergänge, die man unter dem Jahr macht. Gemeint ist damit: „Gerade wir Hästräger können uns austoben, unter den Masken erkennt uns ja niemand.“ Und: „Bei den Abendveranstaltungen, beziehungsweise den Hallenveranstaltungen, die in der Regel an Freitagen und Samstagen stattfinden, sind wir Batzenschmeißer vor allem als Unterstützung für unsere Garden gefragt und gefordert. Unsere Gardemädels haben hier den deutlich sportlicheren Part.“ Wenn es die Zeit zulässt, geht Fiechtner unter der Woche gerne in der Sauna entspannen. „Ansonsten werden die Abende unter der Woche ruhiger angegangen, was nicht allzu oft gelingt.“

Alexander Sturm, der dieses Jahr beim Umzug in Erbstetten als beim Rathaus zu findender Sprecher fungierte – diese Aufgabe hatte er als Elferrat des Faschingsvereins Burgstetten wahrgenommen –, ist gewöhnlich als Hästräger unterwegs. „Ich bin einer der Murrtalspatzen.“ Im Alltag joggt er viel und geht ins Fitnessstudio. Dennoch sagt er: „Während des Faschings mache ich prinzipiell nichts anders als sonst auch.“ Und stehen gleich mehrere anstrengende Veranstaltungen an, hält er’s mit einem guten Essen im Vorfeld. Wenn es doch einmal ein Schnäpsle gebe, sei eine gute Grundlage nicht von Schaden. Nach der Faschingszeit werde dann gefastet.

Viele schwören auch auf die Narrensuppe, die an kalten Tagen heiß begehrt ist. Die Rezepte dafür sind ganz unterschiedlich. Die Narrensuppe kann als deftige Nudelsuppe mit Rindfleischeinlage, aber auch als Bohnen-, Linsen-, Erbsensuppe, als scharfe Gulaschsuppe oder Gaisburger Marsch daherkommen.

Alexander Sturm

© Carlitos

Alexander Sturm

Marcel Fiechtner

Marcel Fiechtner

M. Schlichenmaier

© Jörg Fiedler

M. Schlichenmaier

Miriam Staita

© Jörg Fiedler

Miriam Staita

Gaby Kallfaß

© Edgar Layher

Gaby Kallfaß

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Erstellt:
5. Februar 2019, 06:00 Uhr

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