Ungünstiger Zeitpunkt für neue Gasleitungen in Oppenweiler
Auch in Oppenweiler gibt es nun Gas. Doch nur wenige Bewohner haben sich angesichts der aktuellen Preise einen Anschluss legen lassen.
Von Anja La Roche
Oppenweiler. Bei der Einweihungsfeier der neuen Gasleitungen in Oppenweiler gab es gestern etwas für den Gaumen statt für das Auge. „Wir werden heute keine Gasflamme entzünden, weil dafür niemand Verständnis hätte“, stellt Bürgermeister Bernhard Bühler zu Beginn klar. Wegen der aktuellen Sorge um Gasengpässe und gestiegenen Gaspreise wäre ein solcher symbolischer Akt eher unpassend. Stattdessen konnten sich die geladenen Gäste über ein Spanferkel freuen, spendiert von der Firma, deren Mitarbeiter in den vergangenen zwölf Monaten im Auftrag der Stadtwerke Backnang die Leitungen verlegt haben. Die geplanten Kosten von 1,8 Millionen Euro konnten eingehalten werden, so Thomas Steffen, Geschäftsführer der Stadtwerke.
Wasser- und Stromversorgung haben Gemeinde und Stadtwerke mit bedacht
Die Bauarbeiten wurden genutzt, um neben Gas- auch Strom- und Wasserleitungen zu verlegen. David Riker vom beteiligten Planungsbüro Riker&Rebmann erläutert: „Mit dem Baubeginn Mitte Juni 2021 verlegten die Beauftragten eine 2,7 Kilometer lange Trasse, in welche man Gasleitungen und Stromleitungen zur Netzentflechtung sowie 1 200 Meter Wasserrohre eingebettet hat.“ Die Kosten für die Wasserleitungen von 550 000 Euro hat die Gemeinde Oppenweiler übernommen.
Die Mitarbeiter der Baufirma aus Abtsgmünd mussten gleich zweimal unter der Murr durchbohren sowie einmal unter der B14. „Das war der schwierigste Teil“, sagt Firmenchef Georg Eichele, sogenannte Spülbohrungen waren notwendig. Alles habe jedoch reibungslos funktioniert. Vor genau einem Monat konnte das Projekt von den Stadtwerken abgenommen werden. Alle seien begeistert von der guten Zusammenarbeit, freut sich Eichele.
Die im Bereich der neuen Trasse gelegenen Gebäude nördlich der B14 bis zum Quartier Steinfeld hatten die Möglichkeit, direkt an das erweiterte Gasnetz angeschlossen zu werden. Bei vier kommunalen Einrichtungen – der Schule, dem Freibad, der Gemeindehalle und dem Feuerwehrhaus – wurde das umgesetzt. Von den Privathaushalten haben sich bis jetzt aber lediglich sechs dazu entschieden, die Kosten von 3 300 Euro in einen Gasanschluss zu investieren. Viele Bewohner seien aufgrund der hohen Gaspreise davor zurückgeschreckt, so Bürgermeister Bühler.
Thomas Steffen von den Stadtwerken Backnang bestätigt: Gelohnt hat sich die Erweiterung von diesem Standpunkt aus nicht, langfristig hingegen schon. Denn künftig sollen die Wohngebiete über eine Heizzentrale in der Gemeindehalle teilweise mit Nahwärme versorgt werden.
Anteil von Biogas kann erhöht werden
Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, hält die neuen Gasleitungen nach wie vor für richtig. Es handle sich um eine langfristig gesehen richtige Entscheidung. „Experten sagen, im Gebäudebestand wird Gas auch zukünftig benötigt.“ Aktuell würde viel getan, um den Preissteigerungen entgegenzuwirken und den Bedarf an Gas zu reduzieren. „Dem Erdgas soll zukünftig immer mehr klimaneutraler Wasserstoff beigemischt werden“, so Friedrich. Zudem seien diverse Energieträger notwendig, um die Energiewende um schaffen. Der Bürgermeister von Oppenweiler hält die neuen Gasleitungen trotz der schwierigen Situation ebenfalls für richtig, „weil es eine Zukunftstechnologie ist“. Thomas Steffen von den Stadtwerken verweist auf die Möglichkeit, den Anteil von Biogas, Flüssiggas und Gas aus anderen Ländern als Russland künftig zu erhöhen.
Eigentlich ist geplant, das Gasnetz in Oppenweiler weiter auszubauen
Dass die Trasse 100 Meter länger geworden ist als geplant, liegt daran, dass das Hotel Einhorn sich einen Anschluss an das Netz gewünscht hat. Zukünftig planen die Stadtwerke, auch weitere Wohngebiete in Oppenweiler an das Gasnetz anzuschließen. Das sei besonders in den älteren Wohngebieten sinnvoll, da dort noch viele Haushalte mit Öl heizen würden. Eigentlich würden die Pläne zu den neuen Bauabschnitten jetzt auf dem Tisch liegen, so Thomas Steffen, doch angesichts der aktuellen Lage warten die Stadtwerke erst einmal ab.
Bei all der Sorge, aber auch der Begeisterung um das Gas möchte Jörg Schröder von den Stadtwerken eines indes nicht unter den Tisch fallen lassen: „Bei der Wasserversorgung können wir getrost in die Zukunft schauen.“ Er lobt Bürgermeister Bühler für die Verlegung der 1 200 Meter Trinkwasserleitungen. „Bei Herrn Bühler ist die Wasserversorgung Chefsache“, so Schröder.