Unterweissacher Carnevals-Clubs präsentiert Herrenballett-Contest
Sechs Wettkampfteams zeigen sich von ihrer Schokoladenseite. Mal punkten die Männer mit Humor, mal mit ungewöhnlichen Choreografien und Erzählfreude. Auch sportlich ist am Abend in der Seeguthalle einiges geboten.
Von Christine Schick
Weissach im Tal. Die Faschingssaison ist definitiv vorbei, aber am Samstag öffnet der Unterweissacher Carnevals-Club (UCC) die Türen der Seeguthalle für ein ganz besonderes Event außer der Reihe und Kampagne – sein legendäres Herrenballettturnier. Der Gastgeber ist selbst schon ungefähr drei Jahrzehnte in diesen Gefilden unterwegs. Susanne Klöpfer und Anja Fiechtner trainieren das UCC-Herrenballett. Spaß muss es vor allem machen, eine pfiffige Choreografie sollte Hand in Hand mit einer gut funktionierenden Gemeinschaft gehen, sagen die beiden Frauen. „Bei uns ist der Schichtarbeiter genauso dabei wie der Firmenchef, die Altersspanne reicht von 18 bis 63 Jahre“, so Susanne Klöpfer. Da darf auch schon mal eine rote Boxershorts oder ein unverhüllter Bauch aufblitzen, im Prinzip sollen sich aber vor allem die Herren selbst gut in ihrem Auftritt wiederfinden.
Herrenballettturnier des UCC in Weissach
Beim Herrenballettturnier des Unterweissacher Carnevals-Clubs zeigen sechs Wettkampfteams ihr Können. Mal punkten die Männer mit Humor, mal mit ungewöhnlichen Choreografien und Erzählfreude. Auch sportlich ist am Abend einiges geboten.
Und wie sehen das die Männer? Georg Koscheike und Stefan Gelfert sind nicht nur im Elferrat und bei Umzügen an der Konfettikanone aktiv, sondern gehören auch zur vereinseigenen Tanzcrew. Wenn es nach ihnen geht, darf es schon auch mal albern sein, ohne eben unter die Gürtellinie zu rutschen. Im Zentrum steht die Freude am Tun. „Die Jungen sind da teils auch sehr sportlich unterwegs“, sagt Koscheike. Zu ehrgeizig und bierernst dürfe das aber eben auch nicht werden. Am Abend wird allerdings klar, dass viele Ballettmänner nicht nur schon lange in der Szene aktiv sind, sondern für ihren Auftritt auch logistisch einiges auffahren. Stangen, Bühnenelemente, Kostüme und Requisiten werden durch die Halle geschleppt. Maximilian Maisack gönnt sich noch ein Bierchen vor seinem Einsatz, er steht nachher mit den Ittlinger Käfern auf die Bühne. Zu einem gelungenen Auftritt gehören für ihn eine klasse Performance, gute Musik und ein tolles Bühnenbild. „Man muss als Gruppe gut wirken, das ist ja letztlich auch ein Mannschaftssport“, sagt er. Für Michael Berchtenbreiter von den Fachsenfelder Naschkatza zählen Ästhetik und tänzerisches Können. Ihm hat der Auftritt des Männerballetts vor rund sechs Jahren so gut gefallen, dass er gesagt hat: „Da mach ich mit.“
Für die Sulzbacher Fußballer ist das Turnier eine Premiere
Als Newcomer oder vielleicht ließe sich auch sagen Quereinsteiger sind am Abend die Jungs vom Fußballverein Sulzbach an der Murr dabei. Angefangen hat alles damit, dass die Gruppe zur Jahresfeier Auftritte vorbereitet und dazu eine Tanzlehrerin vom Carnevalsverein dazugeholt hat. „Es hat sich dann ergeben, dass wir auch beim Elferrat aufgetreten sind. Jemand vom UCC hat uns gesehen und gefragt, ob wir beim Wettbewerb dabei sein wollen“, erzählt Marco Munz. Selbstbewusst schiebt er hinter: „Wir können nicht nur Fußball spielen, sondern auch tanzen.“ Aus der neunköpfigen Gruppe ergänzt jemand mit einem Grinsen: „oder keines von beidem“.
Dann geht es ans Eingemachte und es folgt ein Abend mit beeindruckenden Auftritten der sechs Wettbewerber, die Heike Strohmaier vom UCC als Moderatorin souverän begleitet. Den Anfang machen – sozusagen außer Konkurrenz, da sie als Gastgeber nicht teilnehmen – die Herrenballettmitglieder des UCC und wirbeln als Matrosencrew mit zwei weiblichen Alter Egos in signalrosa Kostümen inklusive ausladenden Huts über die Bühne, die später noch von Piraten unterwandert wird. Die Rote und Blaue Garde zeigen außerdem in den Pausen ihr Können.
Wunderbar selbstironisch kommen die Männer vom Carnevals-Club Binswanger Boschurle mit ihrer Performance „Männerschnupfen“ daher. Niesend laufen sie im Bademantel und zu Klängen von „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus dem Publikum auf die Bühne, wo sie von weiteren Liedern wie 36 Grad oder Thriller durchgeschüttelt auch die eine oder andere Medizin verabreicht bekommen und dabei Artistikelemente und einen Kostümwechsel einfließen lassen.
Die Faschingsgesellschaft Getzemer Narre bereiten „Asterix und den Römern“ eine Bühne. Dabei fahren die Gewinner vom Vorjahr nicht nur ein tolles Bühnenbild auf, sondern entfalten auch eine Choreografie, die typische Elemente des Klassikers gut transportiert: Rocken die römischen Soldaten durch kraftvoll-sportlichen Tanz die Bühne, so konterkarieren Asterix, Obelix, Miraculix oder Troubadix als Gallier das immer mal wieder und werden als Figuren gekonnt charakterisiert.
Weitere Themen
Für eine Baseballszenerie haben sich die Fachsenfelder Naschkatza entschieden. Ihre „Candy Cats – Halftime Show“ spielt mit dem männlichen und weiblichen Part. Mischen zu Anfang noch Schiri und Sportler mit, so wandelt sich das Bild später und die Cheerleader übernehmen. Die blonden Perückenzöpfe und Puschel fliegen nur so beim gemeinsamen Tanz, zudem gibt es eine Art Cancan-Einlage sowie Gruppenfiguren.
Die Ittlinger Käfer warten ebenfalls mit einem größeren Bühnenbild auf – als „Marionetten“ haben sie an ihren Fäden und durch ihren Strippenzieher zunächst wenig Spielraum. Dass sie sich nach ausgiebigem, schön choreografiertem Zappeln befreien können, gibt ihnen Platz für ein noch kraftvolleres gemeinsames Auftreten.
Die Sulzbacher Fußballer geben als „Rettungsschwimmer“ alles. Mit Fahne und repräsentativer Einsatzkraft auf einem Surfbrett, das die Crew zur Bühne trägt, laufen sie mit ihrem lässigen Baywatch-Mix zur Hochform auf. Dabei helfen Requisiten wie aufblasbare rote Rettungsbretter als Zitat der damaligen Serie mit David Hasselhoff auch choreografisch. Tänzerische Elemente und Gruppenfiguren wechseln sich gekonnt ab, sodass Heike Strohmaier im Anschluss berechtigt feststellt: „David Hasselhoff is’n Scheiß gegen euch!“ Den Schlusspunkt setzen die Wild Dancers Erlenbach mit „Future Indians“. Ihr Wild-West-Cross-over ist ein Genuss aus spannend zusammengesetzten Tanz- und Percussionelementen inklusive Stimmeinsatz und Vorstellungsrunde bis hin zur Kurzintegration des Publikums.
„Asterix und die Römer“ machen den ersten Platz, alle wollen wiederkommen
Definitiv keine leichte Aufgabe für die Jury, die sich aus jeweils einem Mitglied der teilnehmenden Vereine (darf nur die anderen bewerten) sowie einem unabhängigen Gast des Abends zusammensetzt. Das Rennen machen die Getzemer Narre mit ihrer römisch-gallischen Performance und haben damit ihren Titel verteidigt. „Sie waren bei allen Bewertungskriterien eine Nasenspitze vorn“, sagt Anja Fiechtner. Auf Platz zwei sind die Erlenbacher, gefolgt von den Ittlinger Käfern. Den vierten Platz – nach dem Motto: es gibt keine Verlierer – teilen sich die drei weiteren Teilnehmer. Alle Herrenballette haben übrigens schon jetzt bekundet, dass sie im nächsten Jahr unbedingt wieder dabei sein möchten.