Unverpackt einkaufen ab Ende April

Neuer Laden in der Uhlandstraße steht in den Startlöchern – Finanzierung abgeschlossen, Crowdfunding-Kampagne erfolgreich

Es wird immer konkreter: Backnangs erster Unverpacktladen (wir berichteten) steht quasi in den Startlöchern. Die Finanzierungsphase ist abgeschlossen, der Mietvertrag für die Räume in der Uhlandstraße wird in den kommenden Tagen unterzeichnet. Und Stefan Krämer, der den verpackungsfreien Laden betreiben möchte, hat jetzt erst recht alle Hände voll zu tun.

Das Konzept der Unverpacktläden sieht vor, dass die Kunden für die losen Waren ihre eigenen Gefäße mitbringen. Die Gefäße werden leer gewogen, dann mit Lebensmitteln befüllt und wieder gewogen. Die Differenz wird danach berechnet und bezahlt. Symbolfoto: Adobe Stock/reichdernatur

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Das Konzept der Unverpacktläden sieht vor, dass die Kunden für die losen Waren ihre eigenen Gefäße mitbringen. Die Gefäße werden leer gewogen, dann mit Lebensmitteln befüllt und wieder gewogen. Die Differenz wird danach berechnet und bezahlt. Symbolfoto: Adobe Stock/reichdernatur

Von Silke Latzel

BACKNANG. Ende April sollen sich im „Krämerladen Unverpackt“ in der Uhlandstraße die Türen öffnen. „Derzeit bestelle ich viel, etwa Regale für die Lebensmittelspender, Behälter für Mehl und Nudeln“, erzählt der zukünftige Einzelhändler Stefan Krämer. Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit hat er die meisten seiner Möbel aus zweiter Hand gekauft. „Das hat für mich nichts mit Sparsamkeit zu tun, sondern passt einfach zum Thema meines Ladens.“

Während Krämer sich um die Einrichtung seines Ladens kümmert, müssen Maler, Elektriker und Sanitärinstallateur die Geschäftsräume noch etwas auf Vordermann bringen. Gleichzeitig sucht der 52-Jährige noch nach weiteren Lieferanten aus der Region. Kontakte zu Herstellern von Mehl, Seife und Honig hat er bereits und ist auch offen für weitere Vorschläge und Ideen. „Gerne dürfen sich potenzielle Lieferanten auch direkt bei mir melden“, sagt er.

Stefan Krämer ist begeistert von der Crowdfunding-Kampagne

Spannend sei für ihn auch die Finanzierung gewesen, denn genügend Eigenkapital hatte Krämer nicht. Also hat er eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, bei der eine bestimmte Summe Geld durch viele einzelne Unterstützer gesammelt wird. Stefan Krämer setzte sich als erstes Funding-Ziel eine Marke von 40000 Euro. „Dann habe ich allerdings privat einen größeren Geldbetrag von einer Unterstützerin bekommen und konnte in Absprache mit ,Startnext‘, der Crowdfunding-Plattform, den Zielbetrag auf 27000 Euro runtersetzen.“ Dies könne man nicht einfach so machen, wenn man merkt, dass das Kampagnenziel nicht erreicht wird, sondern müsse einen Nachweis an die Plattform erbringen, dass „das Geld wirklich auf dem Konto ist“. 40000 Euro Eigenkapital musste Krämer vorweisen, damit die Bank ihm einen Kredit über weitere 40000 Euro gewährt. Das hat er jetzt geschafft – und beteiligt waren daran auch insgesamt 309 Unterstützer, die dem Neuunternehmer gemeinsam eine Summe von rund 28000 Euro „gefundet“ haben.

„Die Resonanz war unglaublich“, so Krämer. „Nachdem die Kampagne losging, habe ich etwa alle 20 Minuten nachgeschaut, wie viel schon zusammengekommen ist. Das war echt irre“, sagt er und ergänzt lachend: „Der Akku von meinem Handy war ständig leer und auch meine ganze Familie war aufgeregt und hat mitgefiebert.“

Am häufigsten haben Krämers Crowdfunder – die zu 90 Prozent aus dem Raum Backnang kommen und überwiegend weiblich sind – die Form eines Gutscheins bei ihrer Unterstützung gewählt. Das heißt: Sie haben zwischen 25 und 250 Euro überwiesen und bekommen dafür – entweder per Post oder bei der Eröffnung des Ladens – einen Gutschein für den Unverpacktladen im selben Wert. „Die Gutscheine werden natürlich auch nachhaltig und aus einem Material sein, das zu 50 Prozent aus gepresstem Gras und zu 50 Prozent aus Holzabfällen besteht“, so Krämer. „Mir war es auch wichtig, dass die Leute über die Gutscheine funden, denn das sind dann ja in Zukunft auch Kunden von mir.“ Die positive Erfahrung mit dem Thema Crowdfunding hat den 52-Jährigen so begeistert, dass er überlegt, Anfang 2021 eine weitere Kampagne zu starten – dieses Mal für eine Nussmusmaschine.

Noch bis zum 19. März wird Krämer in seinem jetzigen Job in einem Backnanger Autohaus arbeiten, sich danach voll und ganz der Arbeit mit seinem Laden widmen. „Ich gehe dort im Guten. Es ist keine Entscheidung gegen meine alte Arbeitstelle, sondern für etwas Neues – den Unverpacktladen.“

Übrigens: Dass ihm das Thema Nachhaltigkeit in allen Belangen wichtig ist, erklärt Stefan Krämer an einem Beispiel, das Anfang diesen Jahres für Wirbel in ganz Deutschland gesorgt hat: die Bonpflicht. „Ich habe geplant, kompostierbare Bons auf Ökopapier zu benutzen. Und jeder Bon wird digital in meinem Kassensystem gespeichert – nicht löschbar und rechtssicher fürs Finanzamt. Da können ihn die Kunden dann, wenn sie zunächst keinen Bon möchten, ihn aber später doch noch brauchen, bei mir nachträglich ausdrucken lassen.“

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Erstellt:
14. März 2020, 06:00 Uhr

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