Unwort

Als sachlich grob unangemessen und möglicherweise die Menschenwürde ­verletzend definieren die Sprachpäpste an der Universität Frankfurt am Main das Unwort des Jahres. Zum Unwort 2018 hat die Jury „Anti-Abschiebe-Industrie“ erkoren. In der Linguistik – also der ­Wissenschaft der Sprache – hat ein Wort im Gegensatz zu einem Laut (Phonem), einer Silbe (Syllaba) oder einem Zeichen ­(Morphem) eine eigenständige Bedeutung.

In Verbindung mit dem Präfix, der vorangestellten Vorsilbe „un-“, bekommt „Wort“ eine völlig neue Bedeutung. Die aus dem Indogermanischen stammende Silbe dient der Verneinung eines Begriffs und ist das am häufigsten verwendete Adjektivpräfix. Es verneint die Bedeutung des Adjektivs (Eigenschafts- oder Beiwort), mit dem es verbunden ist und steht für die Negation „nicht“ (unverfälscht, unmöglich, Unvernunft, Untiefe).

In der deutschen Sprache ist „un-“ die beliebteste Vorsilbe und schlägt andere Verbalpräfixe wie „ab-“, „aus-“ oder „ein-“ um Längen. Mit den zwei Buchstaben lassen sich unendliche viele neue Wörter kreieren, die einen negativen Begriffsinhalt haben. Doch „un-“ kann noch mehr: Die Vorsilbe kann die Bedeutung eines Wortes hervorheben (Summe/ ­Unsumme) oder ihm einen ganz neuen Sinn verleihen (heimlich/unheimlich, Kraut/Unkraut, tastbar/unantastbar).

Fazit: „Un-“ ist so un-glaublich, dass es un-verzichtbar ist. Oder wie Engländer zu sagen pflegen: „Un-believable!“

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Erstellt:
21. Januar 2019, 16:11 Uhr

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