Vereine zurück auf dem Straßenfest?

Mit niedrigeren Standgebühren hat das Festivalteam versucht, wieder mehr Vereine auf das Backnanger Straßenfest zu locken. In einigen Fällen hat das geklappt, manche Vereine sind seit langer Zeit wieder mal dabei. Doch auch langjährige Standbetreiber sind nach der Pause nervös.

Zum ersten Mal seit über 20 Jahren betreibt die TSG-Turnabteilung wieder einen Stand auf dem Straßenfest.Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Zum ersten Mal seit über 20 Jahren betreibt die TSG-Turnabteilung wieder einen Stand auf dem Straßenfest.Foto: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Zu kommerziell, zu viele Standbetreiber von außerhalb, zu hohe Standgebühren für die heimischen Vereine. Das waren in den Jahren vor der Coronazwangspause des Straßenfests immer wieder Vorwürfe, die aus der Bürgerschaft gegen die Planer vorgebracht worden waren. Die Backnanger Vereine haben immer weniger das Bild des Straßenfests geprägt. Das lag unter anderem an den hohen Standgebühren, aber auch daran, dass es für viele Vereine schwierig war, freiwillige Helfer für die ganzen vier Tage zu finden.

In diesem Jahr sollte es aber anders werden: „Von Backnangern für Backnanger“ war das Ziel der neuen Organisatoren, die nach dem Tod von Eventmanager Jürgen M. Häfner für die Stadt Backnang die Planung des Straßenfests übernommen haben. Großer Wunsch der Stadt und der Gemeinderäte war, dass eben wieder mehr Vereine einen Stand betreiben. Zumindest an der Zahl der teilnehmenden Vereine scheint dieses Ziel im Jubiläumsjahr verfehlt worden zu sein. 22 Vereine beteiligen sich, ebenso viele wie beim letzten Straßenfest 2019. Das Organisationsteam ist trotzdem zufrieden. Schließlich seien bei vielen Vereinen in den zwei Coronajahren viele Mitglieder abgesprungen und man habe einige Vereine dazugewinnen können, die noch nie oder schon lange nicht mehr auf dem Straßenfest waren, so Kulturamtsleiter Johannes Ellrott.

Die TSG-Turnabteilung ist zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder dabei

So zum Beispiel die Abteilung Turnen der TSG Backnang 1846. Sie hatte zwar schon mal einen Stand auf dem Straßenfest, das liegt aber über 20 Jahre zurück. „Damals hat sich das einfach irgendwie verändert, der Profit wurde Jahr für Jahr weniger und dann haben wir mit dem Stand irgendwann einfach aufgehört“, erzählt Abteilungsleiter Rainer Böhle. Die Entscheidung, 2022 nun nach so langer Zeit doch wieder einen Stand auf die Beine zu stellen, sei nach dem eindringlichen Aufruf des neuen Organisationsteams gefallen. „Wir müssen jetzt einfach mal schauen, wie es läuft“, sagt Böhle. In diesem Jahr sei der Profit auf jeden Fall zweitrangig für die Turner. Vielmehr wolle man zum einen den eigenen Mitgliedern eine Art Treffpunkt auf dem Straßenfest bieten und zum anderen die Turnabteilung auch neuen Interessierten vorstellen.

Als größte Abteilung habe man auch einen relativ großen Stand einer TSG-Abteilung übernommen, die sich seit dem letzten Straßenfest aufgelöst hat. Die Turner werden am Rathausplatz zu finden sein und dort Getränke aller Art sowie Pizzabaguette, Waffeln am Stiel und weitere kulinarische Kleinigkeiten verkaufen. Die Bereitschaft der Mitglieder, am Stand zu helfen, sei ganz gut. „Nur bei den späten Schichten hatten wir Probleme. Eltern mit Kindern müssen diese nach Hause bringen und die Jungen wollen selbst feiern“, erzählt Böhle. Trotzdem hat er keine Bedenken, dass alles ganz gut klappt, auch wenn man schon so lange nicht mehr als Verein dabei war. „Wir organisieren ja viele Wettbewerbe, da haben wir auf jeden Fall Erfahrung“, sagt der Abteilungsleiter. Neben der Turnabteilung ist von der TSG in diesem Jahr außerdem die Abteilung Basketball nach einer längeren Pause wieder dabei.

Insgesamt sind es sechs Vereine, die in diesem Jahr entweder ganz neu einen Stand übernehmen oder nach einer Pause wieder einsteigen. Zum ersten Mal dabei ist zum Beispiel der VfB-Fanklub Feuer und Flamme Backnang. Im Biegel verkaufen sie Getränke an einem Kölsch-Stand, der von manchen Mitgliedern an den Straßenfesten der vergangenen Jahre privat betrieben worden war. „In diesem Jahr haben aber die Mitglieder gesagt, dass sie mal was machen wollen. Gerade die jüngeren“, erzählt Vorsitzender Siegfried Riese. So habe man genug junge Leute mit Motivation und ältere Mitglieder mit Standerfahrung zum Helfen finden können. Er blickt mit Vorfreude auf das Wochenende, macht sich aber auch Gedanken um den finanziellen Aspekt. „Als Verein ist das natürlich auch eine Kostenfrage. Es wird schon interessant, schließlich ist bei vielen Menschen durch die aktuelle Lage das Geld etwas knapper“, meint Riese.

Manche Vereine sind schon seit Jahrzehnten dabei

Einen richtigen Traditionsstand hat der Backnanger Karnevals-Club. Seit über 40 Jahren betreibt der BKC einen Stand und ist seitdem ohne Unterbrechungen immer auf dem Straßenfest dabei gewesen. Zunächst half der BKC bei der Metzgerei Kurz, nach ein paar Jahren hat er dann einen eigenen Stand übernommen. Trotz der jahrelangen Erfahrung seien die Mitglieder in „diesem Jahr aber besonders aufgeregt“, meint die Präsidentin Gabi Kallfaß. Zum einen vor lauter Vorfreude, weil das Straßenfest endlich wieder stattfinden kann. Zum anderen, weil die Organisation sich deutlich schwieriger gestaltet hat als früher. „Man fängt fast wieder bei null an. Was beim letzten Straßenfest noch selbstverständlich war und ganz von alleine lief, musste man noch mal besprechen“, sagt Kallfaß. Und auch sei es schwierig gewesen, genug Mitglieder für alle Schichten zum Helfen zu motivieren. Damit die Schichten unterteilt werden können und jeder nur einmal ranmuss, brauche sie nämlich um die 100 Helfer, um den Stand zu betreiben. „Und es geht ja nicht nur um die vier Tage Straßenfest“, sagt die Präsidentin. „Tatsächlich ist man eine Woche lang im Einsatz.“ Bereits seit Mittwoch wurden die Buden aufgebaut, am Dienstag werden sie abgebaut und Mittwoch sei man dann noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Das alles zu koordinieren sei sehr viel Aufwand. Zu kaufen gibt es beim BKC übrigens nur Getränke, das sei früher schon anders gewesen, jetzt aber werde sonst der Platz knapp.

Dass die Gebühren im Vergleich zu den Vorjahren für die Vereine gesenkt wurden (wir berichteten), sei ein positives Zeichen gewesen, so Kallfaß. Um die Hürden für eine Teilnahme zu senken, wurde die Miete für Vereine von 37,50 Euro auf 25 Euro pro Quadratmeter Standfläche gesenkt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich mehrere Vereine einen Stand teilen, sodass sie nicht die kompletten vier Tage bestreiten müssen. Die Standgebühren für Backnanger Gastronomen (50 Euro) und externe Anbieter (60 Euro) bleiben unverändert.

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Erstellt:
25. Juni 2022, 06:00 Uhr

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