Vereinsförderung sorgt für Diskussion

Aspacher Gemeinderäte stimmen mehrmals und am Ende über jeden Punkt einzeln ab – Viele verschiedene Meinungen

Auch die Modellfliegergemeinschaft Aspach, hier mit Felix Wedel mit seinem Modell Extra 330, fallen unter die Neuregelung der Vereinsförderung. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Auch die Modellfliegergemeinschaft Aspach, hier mit Felix Wedel mit seinem Modell Extra 330, fallen unter die Neuregelung der Vereinsförderung. Foto: T. Sellmaier

Von Silke Latzel



ASPACH. Vereine brauchen Geld, um zu existieren und ihre Arbeit sowie ihre Projekte zu verwirklichen. Oftmals reichen die Mitgliedsbeiträge nicht oder nur knapp aus, in der Regel erhalten die Vereine finanzielle Unterstützung von der Kommune. Geregelt werden diese Zuschüsse in der Vereinsförderrichtlinien. In Aspach wurden diese Richtlinien aus dem Jahr 2007 zuletzt im Jahr 2013 angepasst. Die Verwaltung war der Meinung, dass es dringend einer Überarbeitung bedürfe und machte sich daran, ein Konzept zu erarbeiten, das allen gerecht wird – und das gleichzeitig die finanziell schwierige Situation der Kommune berücksichtigt.

Bislang war es so, dass nur Aspacher Vereine gefördert wurden, die grundsätzlich 50 Aspacher Mitglieder, davon mindestens zehn Aspacher jugendliche Mitglieder unter 18 Jahren haben. „Das heißt, dass manche Vereine wie etwa die Landfrauen noch nie berücksichtigt wurden“, erklärt Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff auf der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Das sind Zustände, die einfach sehr ungleich sind. Der Nabu beispielsweise hat zwei enorm engagierte Jugendliche, wurde aber bislang nicht unterstützt.“ Und so soll die Förderung laut Verwaltung aussehen:

Jeder Verein soll jedes Jahr einen Grundförderbeitrag bekommen, der an der Anzahl der aktiven Mitglieder bemessen wird. 100 Euro für bis zu 100 Mitglieder, 200 Euro für bis zu 200 Mitglieder...

Förderungen soll es nach wie vor für die Seniorenarbeit, Anschaffungen und Reparaturen, für eine vereinseigenes Vereinsheim, für Baumaßnahmen und bestehende Sportanlagen geben. Außerdem wurde, auf Antrag von Wolfgang Schopf (SPD), der CVJM in die Förderrichtlinie mit aufgenommen.

Der Jugendförderbeitrag in Höhe von 20 Euro pro Aspacher Jugendlichen unter 18 Jahren bleibt beibehalten. Jedoch lag die bisherige Grenze bei mindestens zehn Jugendlichen. Dies soll auf fünf Jugendliche reduziert werden.

Neu in der Richtlinie ist ein von der Verwaltung vorgeschlagener Erwachsenenförderungsbeitrag. Dieser soll pro Aspacher Erwachsenen über 18 Jahre einen Euro betragen.

Bewusst stellt Welte-Hauff die Richtlinien zu Diskussion und die Gemeinderäte tun genau das: Sie diskutieren. Ausführlich und lang. Ob die Anzahl der Jugendlichen nicht auf null gesetzt werden könne, will Hanna Nothstein (CDU) wissen. Markus Kaumeyer (FWA) sieht den Beitrag, den verschiedene Vereine leisten nicht als gleichwertig an und möchte eine genauere Differenzierung, etwa bei Vereinen, die ihre Tätigkeiten nicht vor Ort ausüben, sondern dazu beispielsweise in die Berge fahren. Für seinen Fraktionskollege Gerd Raichle erschließt sich der Grundbetrag nicht, er möchte stattdessen lieber eine Erhöhung der Erwachsenenförderung auf fünf Euro statt nur einem Euro. Und plötzlich wird es chaotisch. Die erste Abstimmung dreht sich um den Jugendförderantrag. Alle sind dafür, die Mindestanzahl der Jugendlichen aus den Richtlinien zu streichen. Als es darum geht, den Grundbetrag wegzulassen und stattdessen die Erwachsenenförderung auf fünf Euro pro Person anzuheben, ist nur Raichle dafür. Auch eine Alternative mit drei Euro – dafür ohne Grundbetrag – wird abgelehnt.

Jeder Punkt wird einzeln abgestimmt

Daniel Jacobi (FWA) schaltet sich ein. Für seinen Geschmack gäbe es zu viel Förderung für Objekte. „Mir wäre lieber, wir würden nur Personen fördern.“ Das wiederum wäre ein Ungleichgewicht zwischen den Vereinen, die quasi umsonst die städtischen Hallen nutzen und solchen, die eigene Räume zur Verfügung hätten und diese selbst unterhalten müssen, erklärt Kämmerer Holger Dörrscheidt. Sonja Tränkle (FWA) möchte weder den Grundbetrag noch die Erwachsenenförderung. Auch darüber wird abgestimmt, die Mehrheit lehnt Tränkles Antrag ab. Mittlerweile ist die Luft im Ratsaal zum Schneiden, die Heizung ist auf 27 Grad eingestellt, die hitzige Diskussion tut ihr übriges. Die Sitzung wird unterbrochen, es gibt eine kurze Pause, in der unter anderem das Wort „Kindergarten“ durch den Raum gemurmelt wird. Nach der Unterbrechung wird erneut abgestimmt. Auf Wunsch von Jacobi jeder Punkt einzeln, insgesamt also weitere acht Mal. Am Ende wird der Erwachsenenförderbeitrag gestrichen, alles andere wird akzeptiert. Statt 14400 Euro wird die Gesamtsumme aller Fördermaßnahmen für das kommende Jahr nun 12500 Euro betragen.

Kommentar
Nicht im Klein-Klein verlieren

Von Silke Latzel

Die Gemeinde Aspach muss in den kommenden Jahren ganz genau hinschauen, wenn es um Investitionen geht. Dass keine Entscheidung in Stein gemeißelt ist, wurde mehrfach betont. Für Verwaltung und Gemeinderäte ist es in dieser Situation nicht einfach, die Balance zu halten, und es ist ihnen hoch anzurechnen, dass sie versuchen, einen fairen Mittelweg zu gehen. Dennoch: Wenn es beim Thema Haushaltsplan um Millionen-Beträge geht und im nächsten Moment gefühlte Ewigkeiten darüber diskutiert wird, welche Zuschüsse für Vereine genehmigt werden oder nicht – obwohl dabei in Summe „nur“ rund 14400 Euro im Raum stehen – mutet das doch etwas kleinkariert an. Man mag die Argumentation durchaus nachvollziehen, wenn einige Räte sagen, man wolle die Summe nicht jetzt genehmigen, um sie dann im kommenden Jahr zwangsweise streichen zu müssen. Aber erstens geht es hier darum, den Bürgern, die mit ihrem Engagement zum Gemeinwohl beitragen, eine kleine Unterstützung zu geben. Zweitens ist es immer noch besser, in einem Jahr einen Zuschuss zu bekommen und im nächsten dann vielleicht nicht mehr, als überhaupt nichts zu kriegen. Und drittens machen 14400 Euro den Kohl in diesem Fall auch nicht mehr fett. Eine ergebnisoffene Diskussion muss erlaubt sein, das stimmt und ist auch gut so. Trotzdem sollte man das eigentliche Ziel nicht aus den Augen und sich nicht im Klein-Klein verlieren.

s.latzel@bkz.de

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Erstellt:
19. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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