Vergaben für Arbeiten mit großen Vorlauf
Die Kirchberger Feuerwehr erhält ein neues Löschgruppenfahrzeug. Die Bieter müssen jetzt schon kalkulieren, was sie viel später liefern.

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Für das neue Fahrzeug wird mit Kosten von insgesamt rund 475000 Euro gerechnet. Symbolfoto: Jörg Fiedler
Von Ingrid Knack
Kirchberg an der Murr. Die Gemeinderäte in Kirchberg an der Murr sprachen sich einstimmig für die notwendigen Vergaben in Zusammenhang mit einem neuen Löschgruppenfahrzeug LF10 für die Kirchberger Wehr aus. Insgesamt wird mit Kosten von rund 475000 Euro gerechnet, so das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung, bei der pro Gewerk nur eine Firma ein Angebot abgegeben hatte. 400000 Euro sind nach den Worten von Kämmerer Marius Vogel im Haushalt eingeplant. Das aktuelle Löschgruppenfahrzeug LF8/6 stammt aus dem Jahr 1996, Abnutzungserscheinungen und eine verringerte Leistung machen sich deutlich bemerkbar.
Was alles damit verbunden ist, wenn die Feuerwehr ein neues Fahrzeug erhält, machte Thomas Schwabe, stellvertretender Kommandant der Kirchberger Wehr, schon in seinem Fachvortrag in der Februarsitzung des Gemeinderats deutlich. Ein Fahrzeugausschuss hatte ausgearbeitet, wie genau das neue LF10 ausgestattet werden soll. Der Feuerwehrausschuss stimmte dann Anfang Februar den technischen Ausarbeitungen zu. Der Gemeinderat bekam bei einer Vor-Ort-Besichtigung zwei verschiedene Vorführfahrzeuge erklärt, und das Land hat einen Zuschuss in Höhe von 92000 Euro bewilligt. Vorausgesetzt, der Auftrag wird bis Ende Mai vergeben.
Nun ist es aber nicht so, dass das neue Einsatzfahrzeug relativ bald in Empfang genommen werden kann. Denn die voraussichtliche Fertigungszeit beträgt zwei Jahre. Was nicht ungewöhnlich ist. Neu ist auch nicht, dass in Zusammenhang mit einem Spezialfahrzeug Arbeiten vergeben werden, die erst viel später ausgeführt werden. Das sei ein Kuriosum speziell in Bezug auf neue Feuerwehrfahrzeuge, das immer schon so gewesen, aber früher nicht groß thematisiert worden sei, erklärte Bürgermeister Frank Hornek.
Dazu muss man wissen, dass das Gesamtpaket drei Vergaben beinhaltet. Einmal das Fahrgestell, das die Wilhelm Barth GmbH aus Fellbach für rund 143500 Euro liefern wird – es wird ein Mercedes-Benz Atego der Daimler Truck AG sein. Dann kommen noch der Fahrzeugaufbau, den die Magirus GmbH aus Ulm für rund 226100 Euro erledigt, und die feuerwehrtechnische Beladung, die wiederum die Wilhelm Barth GmbH für rund 101200 Euro übernimmt. Hornek: „Wenn Sie sich überlegen, dass Mercedes vielleicht über ein Jahr braucht, bis das Fahrzeug produziert ist, dann kommt im Prinzip erst der Zweite, der Magirus, der den Aufbau macht.“ Will heißen: Mit dem Auftrag, den die Firma Magirus jetzt bekommt, kann sie erst in einem Jahr beginnen. „Das heute zu kalkulieren, bei dem, was gerade an Unsicherheit da ist, das ist natürlich schwer. Man hat das aber schon immer so vergeben“, bekräftigte Hornek nochmals. Umgekehrt sähe es so aus: Angenommen, Aufbau und Beladung würden erst in einem Jahr ausgeschrieben, dann könnten die Unternehmen wegen voller Auftragsbücher für die nächste Zeit abwinken und man stünde mit einem „nackten“ Fahrgestell da. Schwer zu beziffern sei auch in Bezug auf die Kosten, „was der Ukrainefaktor ausmacht“.
Ohnehin sei eine Preissteigerung gegenüber den vor zwei Jahren angenommenen 400000 Euro zu erwarten gewesen. Dies sagte der Kirchberger Rathauschef auf eine Frage von Ulrich Jäckle von der Unabhängigen Bürgerschaft Kirchberg hin, die marktübliche Preise betraf. „Aus unserer Sicht sind die Preise marktüblich. Wenn man überhaupt in dem aufgewühlten Markt sagen kann, was marktüblich ist. Wir hätten es uns insgesamt 10 bis 15 Prozent billiger erhofft, eher die 10 als die 15 – die 15 sind eher ein Wunschtraum.“ Im Ludwigsburger Bereich habe es vor einigen Monaten eine Auftragsvergabe für ein vergleichbares Fahrzeug mit nahezu 500000 Euro Gesamtkosten gegeben. Allerdings sei es schwer, von der Ferne die Beladung zu beurteilen. „Da kann es schon mal um 20000 bis 40000 Euro variieren.“
Gudrun Wilhelm von der Freien Liste Kirchberg wollte wissen, wie wahrscheinlich es sei, dass der Liefertermin eingehalten werde. In diesem Zusammenhang sagte der Verwaltungschef: „Meine Sorge ist nicht, ob das Fahrzeug drei Monate früher oder später kommt. Meine Sorge ist eher, dass das Grundkonstrukt so erhalten bleibt. Ich hoffe, es bleibt so, egal ob es ein Jahr früher oder später ist.“
Erich Drexler (Gesundes Gemeinwesen Kirchberg) wies noch darauf hin, bei den Verträgen auf die Preisbindung zu achten. Das neue Fahrzeug soll unter anderem mit einem Permanentallrad, Automatikgetriebe, einem Wassertank mit 2 000 Liter Fassungsvermögen und einer Tragkraftspritze ausgestattet werden.