VfB-Dirigent für das deutsche Mittelfeld
Gleich fünf Stuttgarter Profis stehen im DFB-Aufgebot von Julian Nagelsmann – darunter erstmals Angelo Stiller, dessen Perspektiven aussichtsreich sind.
Von David Scheu
Stuttgart - Neu ist der Name Angelo Stiller im Umfeld der deutschen Nationalmannschaft ja nicht. Schon im Mai erwähnte Bundestrainer Julian Nagelsmann den Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart namentlich als möglichen Kandidaten, als er das EM-Aufgebot bekannt gab. Damals reichte es nicht ganz für eine Nominierung zum Heimturnier – vor allem, weil das Gedränge um die Plätze im Mittelfeld riesig war.
Inzwischen hat sich dort einiges getan, zwei Stammspieler sind nicht mehr dabei: Kapitän Ilkay Gündogan ist aus der Nationalelf zurückgetreten, während Toni Kroos seine Karriere ganz beendet hat. Die Türe ging auf – und Stiller hindurch. Der 23-Jährige steht im Aufgebot des DFB für die beiden Partien in der Nations League gegen Ungarn am 7. September und die Niederlande am 10. September (jeweils 20.45 Uhr).
Der Bundestrainer ist dabei voll des Lobes über den Neuen – und nennt zwei Gründe für die Nominierung. Erstens: Stiller habe in Stuttgart schon in der vergangenen Saison und auch jetzt wieder „sehr gute Leistungen“ gezeigt, so Julian Nagelsmann. Zudem habe man zweitens eben mit Gündogan und Kroos gleich zwei Spieler zu ersetzen.
Es hat schon eine gewisse Aussagekraft, dass Nagelsmann die Namen im selben Atemzug nennt – zumal Stiller der einzige Neue ist in einem Kader, in dem es bewusst wenig Bewegung gab: „Generell waren wir sehr zufrieden, wie jeder einzelne Spieler bei der EM seine Rolle ausgefüllt hat“, sagt Nagelsmann.
Nun heißt die Berufung keineswegs, dass Stiller direkt eine tragende Rolle beim DFB übernimmt. Er hat noch kein A-Länderspiel absolviert und insgesamt 21 U-Länderspiele in der Vita stehen. Es gilt anzukommen, sich einzufinden, Erfahrungen zu sammeln. Und doch besteht für Stiller die Möglichkeit, sich langfristig im Kreis der Nationalmannschaft festzuspielen.
Das zeigt auch der Blick auf die weiteren zentralen Mittelfeldspieler, die Nagelsmann nominiert hat. Der Leverkusener Robert Andrich (29) ist ein gänzlich anderer Spielertyp mit einer stärker physischen Komponente. Hinzu kommen die erfahrenen Dortmunder Emre Can (30) und Pascal Groß (33) sowie Bayerns Joshua Kimmich (29), der aber beim DFB zuletzt als Außenverteidiger auflief und im jetzigen Kader auch als Defensivspieler geführt ist. Vertreter einer jüngeren Generation ist neben Stiller im deutschen Mittelfeld nur noch Bayerns Aleksandar Pavlovic (20). Insgesamt eine Konstellation, die Chancen bietet – Topleistungen vorausgesetzt.
Für Stiller ist die Nominierung der Lohn für eine starke Saison mit dem VfB, in der er maßgeblichen Anteil an der Vizemeisterschaft hatte. Als Taktgeber, passsicherer Ballverteiler und Schaltzentrale des Stuttgarter Kombinationsspiels. „Die Einladung ist natürlich etwas ganz Besonderes“, sagt Stiller, „jeder Spieler wünscht sich, einmal bei der Nationalmannschaft dabei zu sein.“
Mit diesem positiven Gefühl ist er beim VfB nicht alleine – gleich vier Teamkollegen stehen ebenfalls im deutschen Aufgebot. Zum einen die Offensivspieler Chris Führich und Deniz Undav sowie Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, die alle schon bei der EM im Sommer dabei waren. Hinzu kommt Torhüter Alexander Nübel – er stand im vorläufigen EM-Kader, verlor dann aber vor Turnierbeginn noch seinen Platz.
Damit sind wie im Vorfeld des Turniers gleich fünf Stuttgarter Profis im deutschen Kader – für die es am Samstag (15.30 Uhr) im ersten Heimspiel der Saison gegen den 1. FSV Mainz 05 erst einmal um Bundesliga-Punkte gehen wird. Zwei Tage später trifft sich der DFB-Tross dann in Herzogenaurach zur Vorbereitung auf die Länderspiele. Erstmals auch mit Angelo Stiller.