„Dann hören wir auf“: VfB vor Keller-Duell unter Druck
dpa/lsw Augsburg/Stuttgart. Die 1:4-Niederlage in Augsburg legt schonungslos die aktuellen Defizite des VfB Stuttgart offen. Die Personalprobleme setzen den Schwaben im Abstiegskampf immer mehr zu - doch das wollen die Spieler nicht gelten lassen. Nun steht ein Schlüsselspiel an.
Daniel Didavi hätte es sich einfach machen können. Wenn der Routinier des VfB Stuttgart die 1:4-Niederlage beim FC Augsburg auf die immer größeren Verletzungssorgen geschoben hätte, wer hätte ihm da widersprechen können? Der ohnehin schon von Personalproblemen geplagte VfB verlor in Augsburg frühzeitig auch noch Torschütze Chris Führich (Sprunggelenkprobleme) und Verteidiger Marc Oliver Kempf (Oberschenkel). Das ließ Didavi aber nicht gelten. „Das waren heute nicht nur Ausfälle, es war die Einstellung“, sagte der sichtbar frustrierte Mittelfeldspieler. „Das lag an uns.“
Auch in diesem Punkt kann man dem 31-Jährigen nicht widersprechen. So sehr dem schwäbischen Fußball-Bundesligisten die Abwesenheit der Torjäger Sasa Kalajdzic, Silas, Omar Marmoush oder von Abwehr-Ass Konstantinos Mavropanos auch zusetzt - der VfB hatte in Augsburg ja selbst bewiesen, dass es auch ohne diese Stützen gehen kann. In den Anfangsminuten dominierte das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo Ball und Gegner, schon nach sieben Minuten brachte Führich die Gäste mit seinem ersten Bundesliga-Tor in Führung, danach hätten die Stuttgarter nur so weitermachen müssen. Taten sie aber nicht. „Wir haben Augsburg dominiert, dann hören wir auf“, sagte Didavi.
Noch vor der Pause glich Reece Oxford (30. Minute) nach einer Ecke per Kopfball aus. Jeffrey Gouweleeuw (53.), Florian Niederlechner (72.) und Alfred Finnbogason (81.) gaben Stuttgart den Rest. Der FCA bleibt zwar trotzdem Drittletzter der Tabelle, rückte aber bis auf einen Punkt an den VfB heran. „Wir haben eine Riesenchance verpasst, uns sieben Punkte nach unten abzusetzen“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat. Spätestens jetzt stecken die Cannstatter also mitten im Abstiegskampf. Und spätestens jetzt dürfte jedem die Bedeutung des nächsten Heimspiels am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Arminia Bielefeld klar sein.
Verliert der VfB auch gegen die in der Liga noch immer sieglose Arminia, droht endgültig ein äußerst ungemütlicher Winter. „Das ist genau das Gleiche. Gewinnen wir oder spielen Unentschieden, bleibt der Abstand oder wir setzen uns ab“, sagte Mislintat, der betonte, die kritische Lage mit „absoluter Ruhe und Gelassenheit“ angehen zu wollen. Bloß keine Panik lautet also das Motto, eine Jobgarantie hatte der 48-Jährige Trainer Matarazzo ohnehin schon vor der Saison ausgesprochen - unabhängig von Abstieg oder Klassenverbleib. Anstatt über die eine Personalie zu diskutieren setzt Mislintat stattdessen lieber auf andere.
„Jetzt sehen wir zu, dass wir gegen Bielefeld ein gutes Spiel machen, dann werden wir nach der Länderspielpause hoffentlich drei bis vier Jungs zurückbekommen“, meinte der Kaderplaner mit Blick etwa auf Silas, Mavropanos, Marmoush, Roberto Massimo oder Stammtorwart Florian Müller. Spätestens dann dürfte auch das Argument der Personalmisere nicht mehr herhalten. Eines, das Daniel Didavi sowieso nicht benutzen wollte.
© dpa-infocom, dpa:211031-99-809186/8