Viele Besucher beim Tulpenfrühling in Backnang
Gestern strömten viele Besucher und Besucherinnen zum Tulpenfrühling in die Backnanger Innenstadt. Ein buntes Programm, offene Geschäfte und jede Menge Tulpen läuteten den Frühling ein.
Von Anja La Roche
Backnang. Spätestens jetzt ist der Frühling offiziell in Backnang angekommen, die Stadt ist aus dem Winterschlaf erwacht. Beim gestrigen Tulpenfrühling blühte sie auf und lockte trotz wechselhaften Wetters zahlreiche Besucher an. Von 13 bis 18 Uhr waren die Geschäfte offen, dazu schmückten hübsche Tulpenbeete und Tulpenskulpturen die Innenstadt. In der Stadt verteilt präsentierten sich zudem Vereine und Blaulichtorganisationen. Imbissbuden sorgten für einen vollen Magen.
Backnanger Tulpenfrühling 2023
Ein buntes Programm, offene Geschäfte und jede Menge Tulpen haben am Sonntag zahlreiche Besucher in die Backnanger Innenstadt gelockt.
Showbühne am Marktplatz Ein buntes Programm auf der Freiluftbühne auf dem Marktplatz lud die Passanten dazu ein, zwischen ihren Shoppingtouren innezuhalten und die Auftritte zu bestaunen. Nachdem die Turmbläser um 13 Uhr vom Stadtturm eine musikalische Einleitung geboten hatten, eröffneten Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Sigrid Göttlich vom Stadtmarketingverein offiziell den Tulpenfrühling. Über den Tag hinweg präsentierten dann verschiedene Gruppen wie die Ballettschule Liane, das Galli-Theater und die Tanzschule Dance Intense Factory, was sie einstudiert hatten. Auf der Bühne zu sehen war zum Beispiel auch die Lateinformation der TSG Backnang 1846. Zwei Paare schwangen das Tanzbein und brachten das Publikum zum Klatschen. „Wir zeigen unsere Choreo, die wir für die Turniere vorbereitet haben“, erklärte der Trainer der Formation, Markus Lang-Belz.
Trubel in den Geschäften Die Geschäftsinhaber nutzten den Sonntag selbstverständlich, um möglichst viele Kunden anzulocken. Beim Raumausstatter Widmer war nicht ganz so viel los wie auf den Straßen in der Stadt, aber Mitinhaberin Susanne Vogel war zufrieden. „Es läuft besser als im letzten Jahr“, sagte sie. „Das Interesse ist da.“ Viele Ladenbesitzer hatten sich zur Feier des Tages besondere Aktionen überlegt. Im Laden „Haimisch“ etwa konnten sich Kinder von Jule Steinforth mit bunten Abziehtattoos bekleben lassen. Ihre Mütter und eine der Landeinhaberinnen, Simone Steinforth, ist sich sicher: „Wir haben heute schon viele Kinder glücklich gemacht.“ Vor dem Dessous- und Sanitätsgeschäft „Wäscheträume“ wiederum zeigte eine lange Schlange, dass es dort etwas umsonst gibt. Die Besucher durften am Glücksrad drehen, die Anzahl an Kompressionsstrümpfen schätzen oder ihre Venen messen lassen.
Nachhaltigkeitsmarkt Erstmals veranstalteten die Mitarbeiter der Stabsstelle Klimamanagement der Stadt und der Verein Schwäbisches Mostviertel beim Tulpenfrühling einen Regional- und Nachhaltigkeitsmarkt. Die Besucher konnten sich auf dem Stiftshof über eine nachhaltige Lebensweise informieren – vom Energiesparen und -produzieren über nachhaltigen Gartenbau und regionale Ernährung bis hin zu modernen Mobilitätsalternativen.
Mit dabei war die Blühflächeninitiative Backnang. Der Imker Werner Wallenwein und weitere Vereinsmitglieder informierten die interessierten Marktgänger über ihr Projekt und versuchten sie von einer Blühflächenpatenschaft zu überzeugen. Kinder durften sich überdies Erde und Aussaat in einem Blumeninnentopf mitnehmen, um in der kommenden Zeit Ringel-, Korn- und Sonnenblumen beim Wachsen zuschauen zu können.
An einem weiteren Stand konnten die Gäste Bücher, CDs oder auch Filme erwerben. Die Stadtbibliothek verkaufte dort ihre ausrangierten Medien zum Kilopreis von einem Euro. An der Kasse saß Paul Harm, einer der beiden Jugendvertreter Backnangs. „Wir verkaufen die Medien, um ihnen eine zweite Chance zu geben und sie für einen fairen Preis weiterzugeben“, erklärte er. Außerdem machte er dort Werbung für sein Amt als Jugendvertreter.
Öffentliches Hochbeet Im Rahmen des Nachhaltigkeitsmarkts wurde auch das erste öffentliche Hochbeet aufgestellt und befüllt. Bei der Aktion, der unter anderem auch Oberbürgermeister Maximilian Friedrich beiwohnte, zeigten die Gärtner Stefan Soldner und Stefan Czech, auf was man beim Befüllen und Bepflanzen achten muss. Für das Backnanger Beet hatten sie eine Mischung aus mediterranen Kräutern ausgewählt, da diese trockenresistent sind und überwintern können. Jeder, der künftig an dem öffentlichen Kräuterbeet vorbeikommt, darf sich etwas abzupfen und mitnehmen, ganz nach dem Motto „essbare Stadt“. Die Idee dazu hatten Elke Hanvi und Edith Reihle, die jeweils beim Tiefbauamt und beim Stadtplanungsamt arbeiten. „Wir wollen ein Beispiel für naturnahes Gärtnern zeigen“, erklärte Hanvi. Dabei hätten Hochbeete ja auch etwas Praktisches: Sie schützen vor Schnecken und man müsse sich bei der Gartenarbeit nicht bücken. „Wir hoffen, dass es gut angenommen und nicht zerstört wird“, fügte Reihle hinzu.
Football-Spieler gesucht Warum laufen die denn mit Helmen und Trikots durch die Stadt? Diese Frage haben die Football-Spieler der Backnanger Wolverines mit ihrem Auftreten hervorgerufen. Sie hatten nicht vergessen, ihr Outfit nach einem Spiel zu wechseln, sondern nutzten den Tulpenfrühling, um auf ihr Team und ihre Sportart aufmerksam zu machen. Mit dabei war auch Alexander Constantin, der gerade seine erste Saison spielt. „Football ist in Deutschland noch nicht so bekannt“, erklärte er. Zwar werde es zunehmend bekannter durch Großereignisse wie dem Superbowl in den USA, aber in Deutschland hätten viele die Sportart nicht auf den Schirm. Gesucht werden nicht nur Männer, sondern auch Frauen für die Cheerleader der Wolverines.
Kurs zum Comiczeichnen Die Stadtbibliothek hatte sich etwas Besonderes überlegt. Neben der Bastelaktion im Untergeschoss, die in Zusammenarbeit mit der Jugendmusik- und -kunstschule stattfand, konnten die Besucher im Obergeschoss lernen, wie Comics gezeichnet werden. Per Livestream erklärte ein Künstler aus Berlin Schritt für Schritt, wie die Zuschauer wo welche Striche zu setzen haben. Gleich dreimal am Tag fand der aufeinander aufbauende Kurs statt. So zeichneten die Teilnehmer beispielsweise Batman oder einen Zweikampf im Boxring – inklusive „Wuuush“ und „Bong“, also typische Wörter, die die Geräusche transportieren sollen. Die Bibliotheksleiterin Marion Busch erklärte: „Als Bibliothek sind wir dabei, auch die digitale Welt in unser Angebot zu integrieren.“ Das Thema Comic sei dafür geeignet.
Resümee „Die Backnanger sind treu und lieben unsere Tradition“, sagte die erste Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, Sigrid Göttlich. Der Tulpenfrühling mit seinem kunterbunten Programm sei dieses Jahr wieder erfolgreich über die Bühne gegangen. Mehr als 10000 Tulpen seien dafür im Vorfeld bestellt worden, in die öffentlichen Beete eingepflanzt und als Geschenk an die Kunden über die Ladentheken gegangen – der Nachhaltigkeit wegen als Zwiebel im Topf, eingepackt in eine wiederverwendbare Einkaufstasche. „Jetzt wissen wir: Es geht in die neue Jahreszeit“, freute sich Göttlich, die auch Inhaberin des Modegeschäfts Accente ist.