Viele knüpfen gemeinsam ein Netz
Freifunk-Initiative will öffentliches WLAN in Backnang ausbauen – Pläne für kostenloses Surfen am Bahnhof
Seit einem knappen Jahr gibt es in Backnang kostenloses WLAN rund ums Rathaus und im Biegel. Konrad Panzlaff ist das zu wenig: Der Backnanger ist Mitglied der Freifunk-Initiative und möchte das Netz mithilfe von Privatleuten und Gewerbetreibenden ausbauen. Konkrete Pläne hat er auch für ein Funknetz am Bahnhof, allerdings vermisst er dort die Unterstützung der Stadt.
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Rund 35000 Euro hat die Stadt Backnang vor einem Jahr bezahlt: Dafür hat die Firma Unitymedia drei Wifi-Hotspots in der Innenstadt eingerichtet und übernimmt für drei Jahre deren Betrieb. Konrad Panzlaff ist überzeugt, dass man auch mit deutlich weniger Geld ans Ziel kommen kann, wenn viele an einem Strang ziehen. Der Elektroingenieur, der bei Tesat arbeitet, engagiert sich in der Freifunk-Bewegung (siehe Infokasten) und hat sich zum Ziel gesetzt, das öffentliche WLAN in Backnang auszubauen. Panzlaff kennt sich mit dem Thema aus: In den vergangenen Jahren hat er bereits in mehreren Flüchtlingsunterkünften Funknetze eingerichtet, um den Bewohnern die Kommunikation mit ihren Freunden und Familien in der Heimat zu erleichtern. Geld hat er dafür nicht bekommen, zum Teil hat er sogar die Hardware aus eigener Tasche bezahlt.
Anders als ein professioneller Dienstleister will die Freifunk-Initiative keine neuen Netze aufbauen, sondern die vorhandenen Ressourcen effizienter nutzen. „Fast niemand braucht 100 Prozent der Bandbreite, für die er bezahlt“, weiß Thomas Rother, der im Vorstand des Vereins Freifunk Stuttgart sitzt. Wenn sich also genügend Privatleute oder Gewerbetreibende finden würden, die bereit sind, einen Teil ihrer Bandbreite zur Verfügung zu stellen, könnte man daraus ein kostenloses Netz für die Allgemeinheit knüpfen.
Als positives Beispiel nennt Rother Esslingen am Neckar: Dort haben die Freifunker kürzlich dank der Unterstützung von Händlern und Gewerbetreibenden ein flächendeckendes Netz in der östlichen Altstadt aufgebaut. Die Stadt habe lediglich die Kosten für die Außeninstallation der Antennen übernommen – alles in allem etwa 10000 Euro. Der Chef des Esslinger Stadtmarketings, Michael Metzler, bestätigt die positiven Erfahrungen: „Prinzipiell ist Freifunk eine gute Sache“, sagt er. Die Kosten seien im Vergleich zu professionellen Anbietern wie Unitymedia deutlich geringer. Allerdings könne man die Arbeit nicht alleine den Ehrenamtlichen überlassen, sondern brauche einen „Kümmerer“ in der Verwaltung, der das Projekt koordiniert und unterstützt. Und noch etwas müsse man beachten, ergänzt Metzler: „Händler öffnen und schließen, Mieter ziehen weg, Hauseigentümer verkaufen. Damit fällt bestehende Freifunk-Infrastruktur gerne mal aus oder weg. Das heißt, die Freifunker müssen dauerhaft am Ball bleiben und Alternativen finden.“
Wirtschaftsbeauftragter unterstützt die Pläne
In Backnang steht die Initiative noch ganz am Anfang: Abgesehen von den Flüchtlingsunterkünften listet die Freifunk-Karte im Internet nur eine Handvoll offener Zugänge auf – von einem Netz kann man hier noch nicht sprechen. Um das Projekt bekannter zu machen, würde Konrad Panzlaff deshalb gerne mit einem „Leuchtturmprojekt“ starten: Der Freifunker hat ein Konzept für kostenloses WLAN am Bahnhof erarbeitet.
Dafür könne man den Internetzugang im Treff 44 nutzen und von dort Richtfunkstrecken zum Park-and-ride-Parkhaus und zum Parkplatz beim Güterschuppen herstellen. So könnten Reisende im kompletten Bahnhof und auch auf dem Vorplatz kostenlos im Internet surfen. Die Kosten für die Hardware beziffert Panzlaff auf etwa 1300 Euro.
Dass eine solche Installation technisch funktioniert, hat Panzlaff bereits vor einem Jahr dem städtischen Wirtschaftsbeauftragten Ralf Binder vor Ort demonstriert. „Seitdem herrscht Schweigen im Wald“, sagt Panzlaff und wundert sich, warum die Stadt das Projekt nicht mit mehr Nachdruck fördert.
Auf Anfrage unserer Zeitung versichert Binder aber, dass er die Pläne nach wie vor unterstützt: „Die Initiative der Freifunker wird von der städtischen Wirtschaftsförderung grundsätzlich begrüßt, schon alleine deswegen, weil die Freifunker sich ehrenamtlich einbringen und sie damit das Anbieten von öffentlichem WLAN kostengünstiger machen“, teilt Binder schriftlich mit. Das Netz müsse aber entsprechend leistungsfähig sein: „Dafür wäre ein starker Internetanschluss im direkten Bahnhofsumfeld notwendig.“ Eine finanzielle Förderung durch die Stadt hält der Wirtschaftsbeauftragte für empfehlenswert, „wenn die Kosten beherrschbar bleiben“. Letztlich liege die Entscheidung aber beim Gemeinderat: Dort will Ralf Binder die Pläne in Kürze vorstellen.
Wer seinen privaten oder gewerblichen Netzanschluss für Freifunk öffnen oder sich in der Initiative engagieren will, erreicht Konrad Panzlaff unter 0171/7140060 oder per E-Mail an freifunk@pa-bu.de.