Visionen für die Ortsbücherei der Zukunft
Büchereileiterin Regina Döttling stellt im Weissacher Gemeinderat Überlegungen vor – Personell und räumlich knapp dran
Bibliotheken unterliegen einem Wandel. Sie sind heute nicht mehr einfach nur der Ort, wo man sich Lesestoff besorgt. Vielmehr wird, so Regina Döttling, die Leiterin der Ortsbücherei in Unterweissach, die Vermittlung von Lese- und Medienkompetenz immer wichtiger. Im Gemeinderat stellte sie jetzt ihre Visionen für die Zukunft vor.

© Pressefotografie Alexander Beche
Auf den ersten Blick schnuckelig: Ortsbücherei in Unterweissach. Aber die Räumlichkeiten sind ausgereizt. Archivfoto: A. Becher
Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Nach den Worten der Diplom-Bibliothekarin, die auch in der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen beim Regierungspräsidium Stuttgart arbeitet, geht die Entwicklung hin zur „Bibliothek der Möglichkeiten“. Gebraucht wird dafür einerseits fachkundiges Personal, andererseits ein entsprechender Medienbestand und moderne Technologie. Eine solche Bibliothek stelle einen Ort des lebenslangen Lernens dar, einen Ort, der viel Arbeitsfläche und technische Ausstattung bietet.
Die Bibliothek solle auch ein „dritter Ort“ sein, wie Döttling sagte – ein Ort der Vernetzung. In der barrierefrei erreichbaren Bibliothek könnten sich die Besucher konsumfrei aufhalten, treffen könnten sich dort auch Interessengruppen und Initiativen. Projekte wie „Total digital! Lesen und erzählen mit digitalen Medien“, für das Weissach einen Zuschlag aus Berlin erhalten hat, lassen sich in diesem Rahmen durchführen. Vielerlei Angebote werden möglich: Trickfilme erstellen ebenso wie eine digitale Schnitzeljagd durch die eigenen Räume. Die Bibliothek könne sogar ein Ort der Dinge werden, an dem Kunden Alltagsgegenstände ausleihen, die nicht jeder selbst besitzen muss, die aber immer mal wieder gebraucht werden, von der Bohrmaschine bis zum Raclettegrill. Für Kinder könne die Bücherei auch Outdoor-Spielgeräte bereithalten.
Als Zielgruppen stellt sich Döttling neben Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit, die jetzt schon stark vertreten sind, und jungen Familien künftig auch die Generation 50plus vor. Dann aber wäre – statt wie bislang in dem Gebäude in der Friedensstraße mit seinen 110 Quadratmetern und seiner Respekt einflößenden steilen Treppe im Inneren – ein barrierefrei gestalteter Bau mit 465 Quadratmetern nötig. Der Bestand müsste von derzeit 8600 Medien auf 15000 ausgeweitet werden, wie dies für Gemeinden dieser Größe empfohlen wird, und das Personal müsste aufgestockt werden. In den beengten Verhältnissen am jetzigen Standort und mit dem verfügbaren Personal werde es aber nicht möglich sein, die bisherigen Angebote mit Aktionen und Veranstaltungen auf Dauer aufrechtzuerhalten, gab Döttling zu bedenken – eine Folge von Mehrarbeit aufgrund geänderter Anforderungen.
„Ein komplexes Thema“, befand Luciano Longobucco (Liste Weissacher Bürger). Eine Bücherei sei ein Qualitätskriterium für den Ort und wichtig für die Ortsmitte. Perspektivisch solle man an eine Erweiterung denken, etwa im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Welzheimer Straße. Aber, so sein Fraktionskollege Jan Hutzenlaub, im Haushalt alles unter einen Hut zu bringen sei schwierig. Wilhelm König (UBL) riet dazu, Prioritäten zu definieren. Zudem will er das Thema von der Gesamtgemeinde her betrachten. Die Ortsmitte liege eher beim Feuerwehrgerätehaus.
Andererseits hat Weissach sogar zwei Bibliotheken am Ort, wandte Dietmar Schönberger (SPD) mit Blick auf die Bibi am Bildungszentrum ein. Noch deutlicher positionierte sich die Fraktionsvorsitzende Irmgard Hestler: „Vollkommen das Thema verfehlt“ sei es, an ein Gebäude mit 500 Quadratmetern für die Ortsbücherei zu denken. Man solle eher den Standort am Bize stärken.
Carl Höfer (CDU/FWV) plädierte dafür, das Profil der Ortsbücherei auf kleinere Kinder auszurichten. Größere sollten am Bildungszentrum bedient werden. Dort gebe es auch Räume, die man umgestalten könne, in Unterweissach sehe er aber keine Lösung. Sein Wunsch: Das Zusammenspiel der beiden Büchereien solle gefördert und eine gemeinsame Konzeption gefunden werden.
Die räumliche Situation werde man noch einmal gesondert betrachten, kündigte Bürgermeister Ian Schölzel später im Zuge der Haushaltsberatungen an. Was die personelle Ausstattung angeht, sei Weissach gegenüber anderen Gemeinden hinten dran, aber wegen der Bize-Bibliothek hinke dieser Vergleich. Nun soll, so das Resümee, die Verwaltung zusammen mit der Büchereileiterin einen Weg finden, was in personeller Hinsicht getan werden kann, um rasch zu helfen.