Voller Fokus auf das Herz

Beim interaktiven Aktionstag „Herz und Sport“ bei der TSG Backnang informieren Fachleute über Herzstillstand und den Umgang damit.

Ran an das Objekt: In der Hagenbachhalle werden von den Teilnehmern unter anderem an Puppen Reanimationsmaßnahmen geübt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ran an das Objekt: In der Hagenbachhalle werden von den Teilnehmern unter anderem an Puppen Reanimationsmaßnahmen geübt. Foto: Alexander Becher

Von Marina Heidrich

Backnang. Heidrun Szillus verfolgt konzentriert das Geschehen. Ganz nah steht sie neben dem Rettungssanitäter, der gerade einen Defibrillator auspackt, um ihn bei der Person am Boden anzulegen. Sie ist allerdings keine Unfallgafferin, ganz im Gegenteil – sie will helfen, und zwar richtig. Da kommt ihr die interaktive Veranstaltung „Herz und Sport“ in den Räumen der TSG 1846 Backnang genau richtig.

„Mir ist schlagartig bewusst geworden, dass es jeden treffen kann, und daher will ich einigermaßen vorbereitet sein“. Heidrun Szillus erzählt, dass sie vor einem Jahr mit Freunden in Stuttgart Tennis gespielt hat, als plötzlich ein junger Mann umkippte: Herzstillstand. Gott sei Dank war ihre Tennispartnerin Ärztin und es gab einen Defi vor Ort. „Es lief damals alles reibungslos ab. Einer rief sofort die 112, meine Freundin machte unverzüglich eine Herzdruckmassage und ein weiterer Teilnehmer rannte los und holte den Defibrillator“, berichtet Szillus . „Der Rettungswagen war in fünf Minuten da und dem jungen Mann geht es mittlerweile wieder gut. Aber was wäre passiert, wenn keiner von uns eine medizinische Ausbildung gehabt hätte?“ Als sie in unserer Zeitung die Ankündigung für das „Herz und Sport“-Event las, war daher ganz klar: Da gehe ich am Samstag hin.

Unter der Schirmherrschaft von Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich veranstaltete die TSG 1846 in Zusammenarbeit mit der AOK, dem Deutschen Roten Kreuz, der Bürgerstiftung Backnang und dem TSG-Dachverband einen Tag rund um die Herzgesundheit. Wie wichtig das überregionale Thema ist, kann man auch daran erkennen, dass die deutsche Herzstiftung in Frankfurt ihre Rems-Murr-Beauftragte mit einem Infostand nach Backnang in die Hagenbachhalle schickte.

Ärzte beantworten wichtige Fragen

Die Geschäftsführerin der TSG, Claudia Krimmer, ist mit Kollegen und Mitgliedern der vereinseigenen Herzsportgruppe schon früh vor Ort und hilft beim Aufbau. Punkt 10 Uhr steht alles und es kann begonnen werden. Der TSG-Vorsitzende Rainer Mögle begrüßt die Anwesenden und betont, dass der Verein sich zur Daseinsvorsorge der Mitmenschen verpflichtet sieht. Maximilian Friedrich erklärt, dass die beste Gesundheitsfürsorge Sport ist, und ruft die Anwesenden zu mehr Mut und Einsatz bei Erster Hilfe auf: „Besser zwei gebrochene Rippen als kein Herzschlag mehr.“ Zur Einführung hält der Internist Bernhard Weber von der Backnanger Bürgerstiftung einen Vortrag, der Fragen zum Thema beantwortet wie beispielsweise: Welcher Sport ist bei Herzkrankheit geeignet? Wie kommt man in eine Herzsportgruppe?

Die Ärztin Ute Ulfert stellt in ihrem Workshop verständlich klar, was jeder Einzelne selbst tun kann, präventiv und auch im Alltag. Sie nimmt dabei Bezug auf wissenschaftliche Ergebnisse durch internationale Forschungen und europäische Leitlinien. Beide Ärzte beantworten auch Fragen aus dem Publikum. Danach zeigen die Mitglieder der Herzsportgruppe der TSG Backnang verschiedene Übungen zur Stärkung der Ausdauer und Koordination. Die Besucher dürfen mitmachen und haben sichtlich Spaß dabei. Die Herzsportgruppe der TSG gibt es schon über ein Vierteljahrhundert und sie besteht im wahrsten Sinn des Wortes aus Überlebenden, und zwar jeden Alters. Die Rettungssanitäter des Deutschen Roten Kreuzes sind ebenfalls mit fünf Mann vor Ort und lassen den ganzen Tag über alle Interessierten Herzdruckmassage und Anlegen eines Defibrillators unter Anleitung selbst ausprobieren. Zudem kann man einen Rettungswagen von innen besichtigen.

Hemmschwelle muss gesenkt werden

Nach dem Mittagessen referiert der Kardiologe Henrik Schmidt über den kardialen Notfall und das richtige Verhalten dabei. Er erzählt, dass allein in Baden-Württemberg im Schnitt jedes Jahr 110000 Menschen sterben – davon 40000 an Herz- und Kreislauferkrankungen. Ein erschreckend hoher Anteil. Von diesen könnten viele gerettet werden, wenn die Mitmenschen sich mehr trauen würden, sagt Schmidt. Die Hemmschwelle vor Erste-Hilfe-Maßnahmen müsse gesenkt werden.

Die Ärzte sind sich einig: Veranstaltungen wie der interaktive „Herz und Sport“-Tag tragen hierzu bei. Zumal der Aktionstag für Interessierte komplett kostenlos ist.

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Erstellt:
12. September 2023, 14:00 Uhr

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