Vom Einsteigerset zur eigenen Biermarke

Thomas Szasz braut in seiner Freizeit – Ein- bis zweimal im Monat steht er an seiner Anlage in Murrhardt

„Bierbrauen ist schon ein kostenintensives Hobby“, sagt Thomas Szasz. „Wichtig ist, dass es sich unter dem Strich einigermaßen trägt.“ In seiner Garage in Sulzbach an der Murr, wo die Sache ihren Anfang nahm, wäre es für die verschiedenen Zutaten und Geräte seiner Kleinstbrauerei mittlerweile verdammt eng. Ganz abgesehen vom Output, der bei einem Sud entsteht – etwa 120 Liter Bier.

Thomas Szasz (Mitte) hat sich den Traum von einer eigenen kleinen Brauerei mit Unterstützung seiner Freunde und Familie verwirklicht. Die Biere präsentiert er mittlerweile auch auf Messen – wie hier beim Stuttgarter Craft-Beer-Festival. Fotos: privat

Thomas Szasz (Mitte) hat sich den Traum von einer eigenen kleinen Brauerei mit Unterstützung seiner Freunde und Familie verwirklicht. Die Biere präsentiert er mittlerweile auch auf Messen – wie hier beim Stuttgarter Craft-Beer-Festival. Fotos: privat

Von Christine Schick

MURRHARDT/SULZBACH AN DER MURR.Insofern freut sich Thomas Szasz, dass er mittlerweile Räume für seine kleine Brauerei am Rande von Murrhardt gefunden hat. Der Sudkessel, manchmal auch Sudpfanne genannt, und Läuterbottich stehen nah an der großen Fensterfront der Halle, weiter hinten in einem Regal befinden sich die wertvollen Zutaten wie beispielsweise das Pilsner, Röst- und Münchner Malz sowie Caramünch. Während sich der Sulzbacher diese Rohstoffe von einer Heidelberger Malzerei besorgt, lässt er sich den Hopfen und die Hefe in der Regel schicken. „Das Malz wird hier noch geschrotet, den Hopfen bekomme ich bereits in Pelletform“, sagt er.

Wenn der 30-Jährige von seinem aufwendigen und nicht alltäglichen Hobby erzählt, klingt das leidenschaftlich und souverän zugleich. Thomas Szasz ist auch schon eine Weile dabei, könnte man salopp sagen. Angefangen hat alles während seines Maschinenbaustudiums 2009. „Ich hab immer gern Bier getrunken, wollte deshalb auch wissen, wie es eigentlich hergestellt wird und was alles drinsteckt.“ Also besorgte er sich ein Bierkit für Einsteiger, mit dem er seinen ersten eigenen Produktionsversuch in den Semesterferien startete. Die Sache hat funktioniert, auch wenn das Ergebnis ziemlich bitter ausfiel. „Es war sehr hopfenlastig, aber im Grunde ist das bei meinen heutigen Bieren immer noch so“, sagt Szasz und lächelt. Zum einen habe er seinem ersten Sud zu viel Hopfen verabreicht, zum anderen noch nicht die Erfahrung gehabt, was den Zeitpunkt der Gabe anbelangt und wie gezielt man dabei vorgehen kann.

Die Sache ließ ihn nicht mehr los. In regelmäßigen Abständen versuchte er sich an einer neuen Variante und feilte an seinem Können in der heimischen Garage in Sulzbach an der Murr. Die Leidenschaft ging sogar so weit, dass er Praktika bei Profis – im Brauhaus am Solitudeplatz und in der Brauerei zum Rossknecht in Ludwigsburg – absolvierte und sich auch kundig machte, was es für Ausbildungen in dem Bereich gibt. Es tauchte der Gedanke auf, wie es wäre, die Profession zu wechseln. Aber Thomas Szasz stellte fest, dass vieles seines Maschinenbaustudiums auch dort wieder auftaucht, es gleichzeitig aber nicht so einfach ist, im Brauereiwesen eine Position zu finden, die wirklich ganz nah an der Produktion dran ist und wo man nicht nur ein paar Knöpfe drücken muss, wie er sagt. „Außerdem hat mir mein Studium ja Spaß gemacht“, stellt der 30-Jährige fest. Also blieb er schlichtweg an seinem Hobby dran. 2016, er arbeitete bereits als Maschinenbau-Ingenieur im Qualitätsmanagement bei Bosch in Abstatt, ergab sich dann die Möglichkeit, eine 150-Liter-Anlage von einem befreundeten Brauer zu kaufen.

Im Mittelpunkt stehen das Selbermachen und Experimentieren

Zwar war die Sulzbacher Garage mittlerweile mit einem Starkstromanschluss ausgestattet, um dem wachsenden professionellen Anspruch genügen zu können, Thomas Szasz suchte aber trotzdem nach einer räumlichen Alternative, die sich November 2017 dann in Murrhardt realisieren ließ. Auch in puncto Bierbraukunst hatte sich einiges getan.

Der 30-Jährige tauchte in die Craft-Beer-Brauszene ein. „Das war mir vorher nicht bewusst, dass diese Biere doch so anders sind“, sagt er. Die geschmacksintensiven, hopfigen Kreationen treffen Thomas Szasz’ Geschmack. Das Craft Beer stammt aus den USA, wobei das Wort „Handcraft“ für Handarbeit, sprich selbst gemachtes Bier steht. Zwar lasse sich das von einer gewissen Mode nicht trennen, sagt Szasz, trotzdem findet er die Überlegung, Dinge nicht nur selbst herzustellen, sondern sich auch Gedanken um die Zutaten und Produktionsweise zu machen, richtig. Er hält eine seiner Flaschen ins Licht, deren Flüssigkeit leicht getrübt ist. In einer Großbrauerei würden die Partikel in der Regel ausgefiltert, „für mich gehört das dazu“. Allerdings müssten seine Biere, die er in überschaubarem Rahmen in der Region verkauft, auch nicht über lange Strecken transportiert und für diese Situation haltbar gemacht werden, räumt er ein.

Ein- bis zweimal im Monat geht es in die Brauküche. Dann heißt es, wieder ein Händchen für die besondere Mischung aus Wasser, Malz und Hopfen sowie Hefe zu beweisen. Der erste Brauprozess dauert zwischen sechs und acht Stunden, der Hauptgang zwischen drei Tagen und zwei Wochen, erzählt er. „Bei der Kalthopfung gibt man den Hopfen später dazu, weil beim Aufkochen viel verloren geht.“

Seit etwa anderthalb Jahren hat Thomas Szasz mit Unterstützung von Freunden und seiner Familie – er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter – auch seine eigene Marke „Hey Joe Brewing“ entwickelt. Es folgte die Gewerbeanmeldung und der Umzug nach Murrhardt. Ein paar Monate zuvor wagte er auch den Schritt in die Öffentlichkeit, präsentierte seine Kreationen in Craft-Beer-Bars, Kneipen, Clubs und Getränkemärkten und nahm an verschiedenen Messen teil – in der Szene als Festivals bezeichnet. Der 30-Jährige hat seine Biere beispielsweise bei „Made in Stuggi“ (Stuttgart), „Braukunst Live!“ (München) und dem Stuttgarter Craft-Beer-Festival vorgestellt. Bei Letzterem allein mit sieben Sorten. Besonders bei diesen Events merkt er, dass seine Leidenschaft nicht nur kosten-, sondern auch zeitintensiv ist. Ein großer Teil der Arbeit besteht im Reinigen und Saubermachen. Geschickt, dass er sich als Ingenieur da auch den einen oder anderen kleinen Helfer selbst bauen kann – wie zum Beispiel eine Tauchpumpe zum Reinigen von Fässern oder eine Schrotmühle mit Bohrmaschinenunterstützung.

Auch wenn der 30-Jährige mithilfe von Freunden und Familie seine Kleinstbrauerei verwirklicht hat, in der von der Herstellung über das Abfüllen bis hin zum Etikettieren seiner Biere alles selber gemacht wird, ist noch eine neue Idee aufgetaucht: Klasse wäre es, wenn in einer Art angeschlossenem Pub – ähnlich wie in Schottland – die Biere auch angeboten werden könnten, vielleicht nur zu besonderen Terminen oder einmal im Monat. Eins ist sicher, es ist nicht zu befürchten, dass Thomas Szasz die Ideen ausgehen.

Weitere Infos: www.heyjoebrewing.com

Zum Artikel

Erstellt:
21. Juni 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen