Vom Glück, bestohlen zu werden
Mit Erich Kästners „Emil und die Detektive“ inszeniert das Backnanger Bandhaus-Theater einen Kinderbuchklassiker. Derzeit laufen die intensiven Probenarbeiten der Jungen Backnanger Bürgerbühne. Am 1. Dezember ist Premiere.
Von Carmen Warstat
Backnang. Wenn Juliane Putzmann ein Buch liest, stellen sich sogleich Bilder in ihrem Kopf ein und ihre Idee einer Inszenierung beginnt, Gestalt anzunehmen. So erging es ihr auch mit Erich Kästners „Emil und die Detektive.“ Die Theaterleiterin hatte schon lange den Wunsch, einmal ein Stück für die ganze Familie auf die Bühne zu bringen. Der Gedanke, dass die Junge Backnanger Bürgerbühne für noch Jüngere spielt, war ihr zudem sympathisch, denn sie weiß, aus diesem Publikum kommen die Theaterbesucher und auch die Theaterspieler von morgen. Die Premiere des Stücks wird am 1. Dezember im Bandhaus-Theater aufgeführt (siehe Infotext). Die vielversprechenden Probenarbeiten laufen seit Mitte Oktober und finden inzwischen täglich statt – da die meisten beruflich eingespannt sind, an den Abenden und Wochenenden.
In den Räumen des Kellertheaters wuselt es überall, bevor die eigentliche Bühnenarbeit beginnt, denn vieles muss vorbereitet und organisiert werden. Da sind fleißige Helfer wie die ehemalige Schulleiterin Annedore Bauer-Lachenmaier (als Regieassistentin) Gold wert. Sie bastelt zusammen mit der Abiturientin Emma Brodhag viele Schlüsselanhänger für das Bühnenbild zusammen, während anderswo noch eine Hose angepasst oder ein dicker Bauch umgeschnallt wird.
Kindliche Abenteuerlust und Ethikfinden aufs Schönste zusammen
Quasi nebenbei berichtet Annedore Bauer-Lachenmaier von ihrer Begeisterung für das Bandhaus-Theater und für das Stück selbst. Dieses stelle Fragen, die bis heute aktuell seien, und darin liege auch das Wesentliche der Handschrift von Juliane Putzmann und ihrer Kollegin Jasmin Meindl.
Was ist Moral und wo beginnt Diebstahl? Darf ich mir Gestohlenes eigentlich zurückholen? Was macht wirkliche Liebe und eine gute Familie aus? Auch Solidarität ist ein Thema, das so aktuell geblieben ist wie das Spannungsverhältnis zwischen Arm und Reich oder jenes zwischen Klein- und Großstadt. Das riesige Berlin empfängt den zwölfjährigen Emil zunächst mit Kälte und Gleichgültigkeit. Dass er im Zug bestohlen wurde, ist eine Katastrophe für den Jungen, und doch wird der Erzähler einen denkwürdigen Satz sagen: „Emil war direkt glücklich, dass ihm das Geld gestohlen worden war.“ Dies hat viel mit Freundschaft zu tun, denn es finden sich Kinder, die mit Emil gemeinsam einen Kriegsrat zur Verfolgung des Diebes bilden und seine Empörung sowie seine Ratlosigkeit teilen: „Wie wird einer bloß ein Dieb? Hat er denn kein schlechtes Gewissen?“ Kindliche Abenteuerlust und Ethik finden in dieser Inszenierung aufs Schönste zusammen. Und nicht zuletzt die Livemusik dürfte dem Bildungsauftrag dienlich sein, denn unter anderem werden zeitgenössische Chansons das Berlin der 1920er-Jahre akustisch illustrieren.
Juliane Putzmann, die die Textfassung besorgt hat und Regie führt, versteht ihr Handwerk ausgezeichnet und hat offensichtlich ein großes Herz für Kinder. Ihren Vorschlägen zur darstellerischen Umsetzung des Geschehens auf der Bühne ist anzumerken, dass sie die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer schon jetzt vor Augen hat und ihr fleißiges Mitfiebern mit dem findigen Kriegsrat befeuern will. Bewusst und gerne arbeitet Juliane Putzmann mit berühmten Namen und populären Stoffen – nicht zuletzt, um an Bekanntes anzuknüpfen und Berührungsängste zu nehmen. Gar kein Interesse hat sie an elitärem Nischentheater, dem sie seine Berechtigung aber nicht absprechen möchte. Ihr selbst geht es jedoch darum, verständliche Geschichten zu erzählen und dabei Fragen in den Raum zu stellen. Gut gemachtes Theater sei immer auch verständlich, zitiert die Regisseurin eine ihrer Mentorinnen sinngemäß. Dieser Gedanke aus ihrer Ausbildung begleitet Juliane Putzmann bis heute. Dankbar ist sie neben dem Team der Backnanger Bürgerbühne (BBB) auch ihren aktuellen ehrenamtlichen Mitstreitern, etwa Matthias Wagner vom BBB-Verein, der sie bei der Arbeit am Bühnenbild kräftig unterstützt. Wieder einmal wird es im Bandhaus-Theater eine fesselnde Geschichte mit faszinierenden Kulissenlösungen und Kostümideen zu bestaunen geben.
Termine Das Theaterstück „Emil und die Detektive“ wird insgesamt zehnmal aufgeführt. Die Premiere findet am Freitag, 1. Dezember, von 20 Uhr an statt. Die weiteren Termine: Samstag, 2. Dezember, um 15 Uhr; Samstag, 9. Dezember, um 15 und um 18 Uhr; Samstag, 16. Dezember, um 15 und 18 Uhr; Sonntag, 17. Dezember, 15 Uhr; Samstag, 13. Januar, 15 und 18 Uhr und Sonntag, 14. Januar, 15 Uhr. Der Einlass ist eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.
Tickets Karten für die Aufführung im Bandhaus-Theater kosten 16 Euro (Normalpreis), elf Euro (ermäßigt) beziehungsweise acht Euro (Kinder und Schüler bis zum Abitur). Sie sind erhältlich telefonisch unter 07191/9333335, per E-Mail an info@bandhaus-theater.de sowie online unter www.bandhaus-theater.de.