Bierpong: Vom Partyspiel zum sportlichen Wettkampf
Aus einer Schnapsidee ist ein neuer Sportverein entstanden: Der Verein „Ballwurfsport Weissach im Tal“ wandelt das Partyspiel Bierpong zur Freizeitsportart um. Als einziger Verein im Rems-Murr-Kreis strebt das Team nach dem Aufstieg von der fünften in die vierte Bundesliga.
Von Carolin Aichholz
Weissach im Tal. Das beschauliche Täle kann guten Gewissens als Zentrum des Bierpongs im Rems-Murr-Kreis bezeichnet werden, denn seit 2023 besteht hier der einzige Verein, der sich der Sportart verschrieben hat. Bierpong dürfte vor allem Partybesuchern bekannt sein. Der Name leitet sich vom Pingpong, also dem Tischtennis, ab. Beim Bierpong werfen zwei Teams abwechselnd Tischtennisbälle auf je sechs mit Bier gefüllte Becher. Die Spieler können im direkten Duell oder als Doppel gegeneinander antreten. Wird ein Becher des Gegners getroffen, muss die Mannschaft den Becher austrinken – so lauten die Regeln zumindest bei der Partyversion. In der professionellen Bundesligaversion sind die Becher mit Wasser gefüllt. Hier geht es nur darum, zuerst alle Becher des Gegners zu treffen.
Die Weissacher fanden ihren Weg zum Sport dabei ebenfalls über das Partyspiel. Erste Ideen, eine Mannschaft zu bilden und sich bei privaten Turnieren zu messen, kamen schon 2021 auf. Acht Mitglieder gründeten 2023 den Verein „Ballwurfsport Weissach im Tal“ (BWS). Inzwischen zählt der Verein bereits 22 Mitglieder, der Anteil von Männern und Frauen ist dabei relativ ausgeglichen.
Der Spaß am Spiel steht im Vordergrund, das Team ist dennoch ambitioniert
Am Anfang gab es viel zu tun. „Das Entwerfen von Merchandiseartikeln war uns sehr wichtig“, sagt der erste Vorsitzende Paul Fischer und lacht. Neben Sportkleidung kann man sich im BWS-Shop online auch Jutebeutel oder einen Bierkrug mit dem Vereinslogo bestellen. Im Februar organisierte der Verein das erste eigene Heimturnier.
Bei der Teilnahme an einem Turnier in Kornwestheim erkannten die BWSler ganz neue Dimensionen des Sports. „Dort haben wir zum ersten Mal Bundesliga-Spieler spielen gesehen – und überhaupt erfahren, dass es eine Bundesliga für Bierpong gibt“, berichtet Paul Fischer. Die Anmeldung erfolgte prompt. Aktuell spielt der Verein sein Debüt in der fünften Bundesliga.
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Im Gegensatz zu anderen Sportarten spielen in der „Beer Pong Bundesliga“, die übrigens von der Brauerei Erdinger Weißbräu gesponsert wird, nicht nur deutsche Teams, sondern auch Mannschaften aus Österreich, Luxemburg, Ungarn, Tschechien, Serbien und der Schweiz. Da die gegnerischen Teams oft weit voneinander entfernt sind, werden die Matches via Videokonferenz online bestritten. Die Regeln sind eindeutig, darum werden auch meistens keine Schiedsrichter benötigt.
Die Sportler trainieren einmal pro Woche im freien Spiel (siehe Infotext). „Unser Training ist immer noch sehr entspannt, es gibt kein Zirkeltraining“, sagt Paul Fischer und lacht. „Es geht immer noch hauptsächlich um den Spaß.“ Dennoch sind die Spieler ambitioniert. Ihre aktuelle Platzierung in der fünften Liga sehen sie als ausbaufähig an. „Aber wir hatten für den Anfang auch schwere Gegner und müssen uns erst einfinden“, sagt Robin Schurr. Langfristig wäre der Aufstieg gerne gesehen.
Bis dahin muss unter anderem wohl noch am Durchhaltevermögen der Spieler gearbeitet werden. „Wir spielen immer fünf Spiele und müssen drei davon gewinnen“, sagt Paul Fischer. „In den ersten beiden Matches sind wir meistens sehr stark, danach lässt oft die Konzentration nach.“ Ihm gefällt an dem Spiel jedoch, dass man „absolut jeden schlagen kann“. Das weiß er aus eigener Erfahrung, denn bei einem Turnier konnte er schon einen Sieg gegen einen professionellen Bierpongspieler verbuchen, obwohl der Gegner sich bereits für den World Cup in Las Vegas qualifiziert hatte.
Nun wollen die Mitglieder ihren Verein endgültig etablieren. „Wir werden oft noch belächelt, weil Bierpong nicht als richtige Sportart angesehen wird“, bedauert Vorstandsmitglied Kristian Arnold. Das vorrangige Ziel sei darum, sichtbarer zu werden, bei Festen in Erscheinung zu treten und weitere Spieler anzuwerben. „Sie müssen volljährig sein, mehr Voraussetzungen gibt es nicht“, sagt Paul Fischer. Motivation und Interesse am geselligen Beisammensein seien wünschenswert, Altersgrenzen nach oben gebe es hingegen ausdrücklich keine.
Probetraining Der BWS bietet ein Probetraining an, bei dem Interessierte das Spiel und die Vereinsmitglieder kennenlernen können. Das Training findet am Montag, 22. April, um 18 Uhr im Dorftreff in Cottenweiler statt. Weitere Informationen zum Verein gibt es unter https://bws-weissach.de, sowie auf Instagram und Facebook.