"King of Thriller"

Vor 65 Jahren: Der erste Edgar-Wallace-Film feiert Premiere in Stuttgart

„Hello, hier spricht Edgar Wallace.“: Die Edgar-Wallace der 1950er- bis 1970er Jahre sind Klassiker des Krimi-Genres. Vor 65 Jahren ging der Edgar-Wallace-Hype los – mit „Der Frosch mit der Maske“. Die Uraufführung war im Universum-Kino in der Stuttgarter Königstraße.

„Der Frosch mit der Maske“ (1959): Ein als „Frosch“ verkleideter Schurke schleppt die schöne Ella Bennet (Eva Anthes) in ein geheimes Versteck.

© picture-alliance / obs

„Der Frosch mit der Maske“ (1959): Ein als „Frosch“ verkleideter Schurke schleppt die schöne Ella Bennet (Eva Anthes) in ein geheimes Versteck.

Von Markus Brauer

Eine düstere, nebelverhangene Nacht. Nur das Quaken der Frösche ist zu hören. Ein furchterregender Verbrecher macht London unsicher. Der Frosch, Kopf einer berüchtigten Diebesbande. Sein Gesicht ist unter einer dunklen Maske verborgen, aus der zwei riesige Glubschaugen herausragen.

Schnitt. Ein schwarzer Schriftzug auf rotem Grund erscheint auf dem Bildschirm und eine sonore Stimme ertönt aus dem Off: „Hello, hier spricht Edgar Wallace.“

Premiere des ersten Edgar-Wallace-Films in Stuttgart

So beginnt „Der Frosch mit der Maske“. Vor 60 Jahren – am 4. September 1959 – feierte im Stuttgarter Großkino Universum der erste Edgar-Wallace-Film Premiere. Bis 1972 sollten 37 weitere Krimis folgen, die überwiegend von der dänischen Rialto Film gedreht wurden.

Unter der Regie von Harald Reinl spielten 1959 unter anderem Joachim Fuchsberger, Siegfried Lowitz, Eva Pflug, Eddi Arent, Karl Lange und Ernst Fritz Fürbringer.

Cineastische Preziosen

Mit dem Original-Roman „The Fellowship of the Frog“ aus dem Jahr 1925 des englischen Schriftstellers und Journalisten Edgar Wallace (1857-1932) hat der Film wie die übrigen cineastischen Adaptionen nur entfernt etwas zu tun. Der gruselig-gruftigen Atmosphäre tat das aber keinen Abbruch.

Antiquiert, betulich, theatralisch, skurril

Die 38 Filme, die ab Seriennummer 26 („Der Bucklige von Soho“, 1966) in Farbe produziert wurden, wirken heute etwas antiquiert und betulich. Gegenüber den diversen aufregend-aufgeregten Forensiker- und Detektiv-Krimiserien aus den USA wirken die Edgar-Wallace-Verfilmungen der 1960er- und frühen 1970er Jahre ziemlich albern, altbacken und verschroben.

Und doch sind sie ein echter Klassiker des Genres. Der gestelzte, angelsächsisch-anmutende Humor, das Panoptikum skurriler Gestalten, die theatralischen Gesten und Schreie, das muffige Interieur der Schlösser und Herrenhäuser, die düsteren Blindenheime und finsteren Kellergewölbe sowie die eingespielten Originalszenen aus London sind typisch für die Filme, die immer etwas von einem Fernsehspiel hatten – eine Filmform, welche in den 1960ern und 1970ern im deutschen Fernsehen sehr populär war.

Seelenbalsam für gestresste Gemüter

Für gestresste Gemüter sind „Die toten Augen von London“ (1961), „Das Gasthaus an der Themse“ (1962), „Der Zinker“ (1963) oder „Der Hexer“ (1964) Seelenbalsam. Regisseure wie Alfred Vohrer und Harald Reinl (der auch die Karl-May-Filme der 1960er Jahre drehte) und ein bewährtes Darsteller-Team sorgen für Kontinuität und bekannte Gesichter.

Die Handlungsstränge sind stets ähnlich angelegt. Ein spektakulär in Szene gesetzter Mord im Vorspann, der reißerische Filmtitel in blutroten oder giftgrünen Buchstaben sind dem eigentlichen Krimi-Geschehen vorangestellt.

Fiese Verbrecher, lüsterne Polizeichefs

Die Verbrecher sind fiese Gestalten, die aus niederen Beweggründen morden, stehlen und betrügen. Die Chefs von Scotland Yard (unnachahmlich gespielt von Siegfried Schürenberg und Hubert von Meyerinck) sind lüsterne, ältere Herren, die an ihren wohlgeformten Sekretärinnen mehr interessiert sind an ihrer Arbeit.

Die Ermittler (Joachim Fuchsberger, Heinz Drache, Siegfried Lowitz, Harald Leipnitz oder Klausjürgen Wussow) agieren besonnen und überlegt. Die weiblichen Hauptrollen sind mit attraktiven Schauspielerinnen besetzt (Karin Dor, Karin Baal, Brigitte Grothum, Grit Boettcher).

Auch in den zwielichtigen und komischen Rollen sind alte Bekannte der 60er-Jahre-Filme zu sehen: Klaus Kinsiki (grandios) als Kleinganove, der spielt als wäre er auf einem Endlos-Drogentrip; Eddi Arent als Butler oder Kriminalassistent, der tollpatschig und sprücheklopfend durch die Szenerie stolpert. Große Mimen wie Gert Fröbe, Elisabeth Flickenschildt und Lil Dagover treten in Gastrollen auf.

Schlösser sind fast immer dabei

Die Filme spielen wie die Romane fast immer in London und Umgebung. Straßen in Hamburg und Berlin sowie deutsche Schlösser dienten als Drehort. Die Filmtitel geben einen ersten Hinweis auf den Hauptverbrecher („Der unheimliche Mönch“, 1965; „Im Banne des Unheimlichen“, 1968) oder das Mordwerkzeug („Das indische Tuch“, 1963; „Der Hund von Blackwood Castle“, 1968; „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“, 1972).

Mode und Filmmusik sind ein Spiegelbild ihrer Zeit: Miniröcke, nackte Busen, reißerische Soundtracks, Marylin-Monroe-Chick, Turmfrisuren, Schlaghosen, Koteletten und breite, scheußlich gemusterte Krawatten. Kurz gesagt: Edgar-Wallace-Filme sind einfach klasse.

„Die Bande des Schreckens“ (1960): Chefinspektor Long (Joachim Fuchsberger, re.) steht vor einem Rätsel: Nach der Hinrichtung des Verbrechers Shelton sterben nach und nach jene Personen, die an seiner Verurteilung beteiligt waren. Sogar Sir Godley (Fritz Rasp, li.) ist ratlos.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Die Bande des Schreckens“ (1960): Chefinspektor Long (Joachim Fuchsberger, re.) steht vor einem Rätsel: Nach der Hinrichtung des Verbrechers Shelton sterben nach und nach jene Personen, die an seiner Verurteilung beteiligt waren. Sogar Sir Godley (Fritz Rasp, li.) ist ratlos.

„Der grüne Bogenschütze“(1961): Durch ihren dubiosen Onkel Abel Bellamy (Gert Fröbe) gerät die hübsche Valerie Howett (Karin Dor) auf Schloss Garre in große Gefahr. Ein grüner Bogenschütze treibt auf dem Herrensitz sein mörderisches Unwesen.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Der grüne Bogenschütze“(1961): Durch ihren dubiosen Onkel Abel Bellamy (Gert Fröbe) gerät die hübsche Valerie Howett (Karin Dor) auf Schloss Garre in große Gefahr. Ein grüner Bogenschütze treibt auf dem Herrensitz sein mörderisches Unwesen.

„Das Geheimnis der gelben Narzisse“ ( 1961): Junge Mädchen aus der Drogenszene werden in London erstochen aufgefunden, neben den Leichen liegen gelben Narzissen. Sicherheitschef Jack Tarling (Joachim Fuchsberger), der mit Scotland Yard die Morde aufklären will, fragt sich, welche Rolle die attraktive Sekretärin Anne Rider (Sabine Sesselmann) in dem Fall spielt.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Das Geheimnis der gelben Narzisse“ ( 1961): Junge Mädchen aus der Drogenszene werden in London erstochen aufgefunden, neben den Leichen liegen gelben Narzissen. Sicherheitschef Jack Tarling (Joachim Fuchsberger), der mit Scotland Yard die Morde aufklären will, fragt sich, welche Rolle die attraktive Sekretärin Anne Rider (Sabine Sesselmann) in dem Fall spielt.

„Die Tür mit den sieben Schlössern“ (1962): Bei Ermittlungen zu einer Mordserie trifft Inspektor Dick Martin (Heinz Drache, li.) in Schloss Selford auf eine Reihe von Erbschleichern, die einst vom verstorbenen Lord Selford je einen Schlüssel zu einer Tür bekamen, hinter der sich ein riesiges Vermögen verbirgt. Der Arzt Dr. Staletti (Pinkas Braun, re.) inszeniert daraufhin einige tödliche Anschläge.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Die Tür mit den sieben Schlössern“ (1962): Bei Ermittlungen zu einer Mordserie trifft Inspektor Dick Martin (Heinz Drache, li.) in Schloss Selford auf eine Reihe von Erbschleichern, die einst vom verstorbenen Lord Selford je einen Schlüssel zu einer Tür bekamen, hinter der sich ein riesiges Vermögen verbirgt. Der Arzt Dr. Staletti (Pinkas Braun, re.) inszeniert daraufhin einige tödliche Anschläge.

„Das Gasthaus an der Themse“ (1962): Inspektor Wade (Joachim Fuchsberger, li., mit Eddi Arent) jagt den mörderischen „Hai“, einem einzelgängerischen Diamantenräuber, der gnadenlos tötet. Mit einem Taucheranzug ausgerüstet, harpuniert er seine Opfer und entkommt durch die Londoner Kanalisation.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Das Gasthaus an der Themse“ (1962): Inspektor Wade (Joachim Fuchsberger, li., mit Eddi Arent) jagt den mörderischen „Hai“, einem einzelgängerischen Diamantenräuber, der gnadenlos tötet. Mit einem Taucheranzug ausgerüstet, harpuniert er seine Opfer und entkommt durch die Londoner Kanalisation.

„Der Zinker“ (1963): Inspektor Elford (Heinz Drache, re.) ahnt, dass der „Zinker“ hinter einer mysteriösen Mordserie steckt, bei der die Opfer mit dem Gift einer Schwarzen Mamba getötet werden. Eine erste Spur führt ihn in eine Tiergroßhandlung, die der undurchsichtige Frank Sutton (Günter Pfitzmann, 2. v. li.) leitet. (

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Der Zinker“ (1963): Inspektor Elford (Heinz Drache, re.) ahnt, dass der „Zinker“ hinter einer mysteriösen Mordserie steckt, bei der die Opfer mit dem Gift einer Schwarzen Mamba getötet werden. Eine erste Spur führt ihn in eine Tiergroßhandlung, die der undurchsichtige Frank Sutton (Günter Pfitzmann, 2. v. li.) leitet. (

„Der schwarze Abt“ (1963): Inspektor Puddler (Charles Regnier, re.) steht vor einem Rätsel: Wer ist der geheimnisvolle „Schwarze Abt“, der im Schloss von Lord Chelford spukt und mordet? Auch Dick Alford (Joachim Fuchsberger, li.), der Verwalter des Lords, spielt dabei eine dubiose Rolle.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Der schwarze Abt“ (1963): Inspektor Puddler (Charles Regnier, re.) steht vor einem Rätsel: Wer ist der geheimnisvolle „Schwarze Abt“, der im Schloss von Lord Chelford spukt und mordet? Auch Dick Alford (Joachim Fuchsberger, li.), der Verwalter des Lords, spielt dabei eine dubiose Rolle.

„Der Hexer“ (1964): Heinz Drache spielt den Kriminalkommissar in Alfred Vohrers Film „Der Hexer“ (mit Sophy Hardy, re.) nach dem erfolgreichsten Buch von Edgar Wallace.

© picture-alliance/dpa

„Der Hexer“ (1964): Heinz Drache spielt den Kriminalkommissar in Alfred Vohrers Film „Der Hexer“ (mit Sophy Hardy, re.) nach dem erfolgreichsten Buch von Edgar Wallace.

„Neues vom Hexer“ (1965): Der Mord an dem reichen Lord Curtain ist der Auftakt zu einer mysteriösen Mordserie. Zu den potenziellen Opfern zählen auch Lady Aston (Brigitte Horney, re.) und Margie Fielding (Barbara Rütting), denn auch sie gehören zu den Erben seines großen Vermögens, die dem Mörder nacheinander zum Opfer fallen.

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Neues vom Hexer“ (1965): Der Mord an dem reichen Lord Curtain ist der Auftakt zu einer mysteriösen Mordserie. Zu den potenziellen Opfern zählen auch Lady Aston (Brigitte Horney, re.) und Margie Fielding (Barbara Rütting), denn auch sie gehören zu den Erben seines großen Vermögens, die dem Mörder nacheinander zum Opfer fallen.

„Der unheimliche Mönch“ (1965): Inspector Bratt (Siegfried Lowitz Mi.) sorgt sich um die hübsche Gwendolin (Karin Dor): Steht auch sie auf der Todesliste des umheimlichen Mönches, der seine Opfer mit einer Peitsche stranguliert?

© picture-alliance/obs/Kabel 1

„Der unheimliche Mönch“ (1965): Inspector Bratt (Siegfried Lowitz Mi.) sorgt sich um die hübsche Gwendolin (Karin Dor): Steht auch sie auf der Todesliste des umheimlichen Mönches, der seine Opfer mit einer Peitsche stranguliert?

„Das Gesicht im Dunkeln“ (1969): Klaus Kinski (re.) als übler Ganove in einer Szene des Edgar-Wallace-Krimis „Das Gesicht im Dunkeln“.

© picture-alliance/dpa

„Das Gesicht im Dunkeln“ (1969): Klaus Kinski (re.) als übler Ganove in einer Szene des Edgar-Wallace-Krimis „Das Gesicht im Dunkeln“.

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Erstellt:
25. März 2025, 14:06 Uhr

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