Waffenhersteller Heckler & Koch mit deutlich mehr Gewinn
dpa/lsw Oberndorf. Lange Zeit lief es schlecht bei Heckler & Koch. So schlecht, dass sich die Belegschaft 2019 sogar zu unbezahlter Mehrarbeit bereiterklärte. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet.

Eine Säule mit dem Logo und dem Firmennamen von Heckler & Koch. Foto: Wolf von Dewitz/dpa/Archivbild
Mit Sturmgewehren und anderen Waffen hat Heckler & Koch deutlich bessere Geschäfte gemacht als zuvor. Der Gewinn schnellte im vergangenen Jahr auf 13,5 Millionen Euro in die Höhe, wie das Unternehmen aus Oberndorf am Neckar am Mittwoch mitteilte. 2019 waren es nur 1,6 Millionen Euro gewesen. Der Umsatz stieg 2020 um 15 Prozent auf 275 Millionen Euro. Der Vorstand begründete die gute Entwicklung auch mit einem 2019 beschlossenen Maßnahmenpaket samt Investitionen, wodurch Abläufe wesentlich verbessert worden seien.
Kasse machte HK im vergangenen Jahr mit militärischen Großaufträgen in Großbritannien, Frankreich und den USA. Der Verkauf von Pistolen an Privatleute in den USA zog hingegen nicht an. In Deutschland lieferte die Firma im vergangenen Jahr Pistolen an die Bundespolizei sowie Maschinengewehre an die Bundeswehr, zudem wurden Waffen an die Spezialeinheit KSK ausgeliefert.
Die wirtschaftlichen Perspektiven sind positiv: Die Bundeswehr braucht noch deutlich mehr neue Maschinengewehre als bisher, HK hofft als bisheriger Lieferant auf einen entsprechenden Großauftrag. Außerdem könnte sich das Unternehmen dieses Jahr endlich einen prestigeträchtigen Großauftrag der Bundeswehr sichern - der Auftrag über 120 000 neue Sturmgewehre war schon vor Jahren ausgeschrieben worden, nach Verzögerungen entschied sich der Bund im vergangenen Herbst zunächst für den kleinen Konkurrenten Haenel.
Wegen möglicher Patentrechtsverletzungen vollzog das Bundesverteidigungsministerium unlängst aber eine Kehrtwende und schloss Haenel vom Verfahren aus. Nun soll der Auftrag an HK gehen. Weil Haenel Rechtsmittel eingelegt hat, verzögert sich die finale Vergabe aber - im Herbst könnte Heckler & Koch grünes Licht bekommen. Ein Beitrag für einen deutlich höheren Gewinn dürfte der über sieben Jahre laufende Auftrag aber nicht sein - im Laufe des Vergabeverfahrens hatte HK sein Angebot auf 179 Millionen Euro gesenkt, sehr profitabel dürfte der Vertrag also nicht sein.
Die Waffenschmiede hat verlustreiche Jahre und interne Querelen hinter sich - zwei Großaktionäre trugen einen Machtkampf aus, inzwischen ist diese Auseinandersetzung aber entschieden. „Die Rückkehr in die Gewinnzone 2019 und das Ergebnis 2020 bestätigen, dass Heckler & Koch nach schwierigen Jahren wieder auf Kurs ist“, sagte Finanzvorstand Björn Krönert. Der Schuldenberg bleibt mit 238 Millionen Euro hoch - immerhin entfällt der Großteil davon auf Darlehen von Aktionären.
HK ist mit seinen rund 1000 Mitarbeitern der größte Handfeuerwaffen-Hersteller in Deutschland. Zu den Wettbewerbern gehören neben Haenel auch Sig Sauer aus den USA, FN Herstal aus Belgien und Beretta aus Italien.
Das Image von Heckler & Koch war lange Zeit angekrazt. Das lag vor allem an Lieferungen von mehr als 4200 Sturmgewehren im Zeitraum 2006 bis 2009 nach Mexiko. Dort landeten sie in Unruheprovinzen, wo sie nicht hätten sein dürfen. Für das Geschäft bekam HK 3,7 Millionen Euro - dieses Geld soll die Firma nach einem Urteil des Stuttgarter Landgerichts an die Staatskasse zahlen. Der Bundesgerichtshof hat hierzu bald das letzte Wort.
Der damalige HK-Vorstand legte im Jahr 2017 eine sogenannte Grüne-Länder-Strategie fest, der zufolge nur noch demokratische und nichtkorrupte EU- und Nato-Staaten beliefert werden sollen, plus Japan, Australien, Neuseeland und die Schweiz. Das soll der Regelfall sein, Ausnahmen lässt der Vorstand aber zu. Der Anteil des Umsatzes mit Nicht-Grünen-Ländern lag 2019 bei einem Prozent, 2020 waren es 1,7 Prozent.
© dpa-infocom, dpa:210317-99-862609/3