Gerichtsmediziner im „Tatort“ aus München

Warum der Abschied von Dr. Steinbrecher so überraschend kam

Der Gerichtsmediziner Dr. Mathias Steinbrecher stirbt im Münchner „Tatort“ in der Episode „Zugzwang“ ganz überraschend den Heldentod. Was steckt dahinter?

Robert Joseph Bartl hatte in „Zugzwang“ seinen letzten großen Auftritt im Münchner „Tatort“.

© imago/Eibner

Robert Joseph Bartl hatte in „Zugzwang“ seinen letzten großen Auftritt im Münchner „Tatort“.

Von Carolin Klinger

Eigentlich will Dr. Mathias Steinbrecher (Robert Josef Bartl) in der ARD-„Tatort“-Episode „Zugzwang“ nur inmitten der malerischen Kulisse des Wettersteingebirges einem Turnier der weltbesten Schachspieler (und einer Schachspielerin) beiwohnen. Für ihn ein absoluter Höhepunkt! Entsprechend unwillig verzieht sich zunächst sein Gesicht, als das Hotelpersonal nach einem Arzt ruft. Doch dann eilt der Pathologe auch schon herbei – und landet am Schauplatz eines Mordes. Nachdem er seine Kollegen und Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec), Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Kalli (Ferdinand Hofer) dazu gerufen hat, wollen die ihn zurück nach München zur Obduktion der Leiche schicken, doch der Gerichtsmediziner will bleiben. Er mischt bei den Ermittlungen kräftig mit, findet eine Spur, kann einen Schachspieler in letzter Sekunde vor einem Anschlag mit Nervengift bewahren – doch dann bekommt er die tödliche Substanz selbst ab und stirbt Sekunden später.

Die Fernsehzuschauenden wurden am Sonntagabend vom Tod des langjährigen Gerichtsmediziners völlig überrascht. Robert Josef Bartl spielte den Mediziner und Opernliebhaber an der Seite der Kommissare Batic und Leitmayr seit elf Jahren – und brachte nicht nur neue Erkenntnisse für zahlreiche Fälle mit ein, sondern auch immer die bayrische Färbung, die für die Unterscheidbarkeit der „Tatorte“ so wichtig ist. Seinen letzten Auftritt inszenierte Bartl äußerst beeindruckend – denn als seine Figur Dr. Steinbrecher bemerkt, dass das Nervengift in eine offene Wunde gedrungen ist, weiß er, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hat. Kurz gibt er sich seiner Verzweiflung vor dem Badezimmerspiegel hin – doch dann informiert er seine Kollegen, damit diese einem weiteren Opfer helfen können. Heldenhafter kann man kaum abtreten.

Dass Bartl die Sterbeszene so eindruckvoll gelungen ist, mag daran liegen, dass er nicht nur auf der Fernseh- sondern auch auf den großen Theaterbühnen zuhause ist. Ausgebildet am Wiener Max-Reinhardt-Seminar unter anderem von Klaus Maria Brandauer und dem Star-Pantomimen Samy Molcho, spielte der 1973 im bayerischen Garmisch-Partenkirchen geborene Schauspieler bereits am Burgtheater Wien, im Schauspiel Frankfurt und im Bayerischen Staatsschauspiel. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist er festes Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt in Wien. Festes Mitglied im „Tatort“-Ensemble war er seit dem Jahr 2014 und blickt nun positiv auf die Zeit zurück: „Für mich waren es elf beglückende Jahre, als Schauspieler dem Münchner ‚Tatort’-Team anzugehören. Eine Ehre, keine Frage!“, wird der 52-Jährige im Pressedossier zum Film zitiert. Er freue sich darüber, dass ihm ein solch „prominentes Ausscheiden meiner Figur“ ermöglicht wurde.

Das Ende der Ära Batic und Leitmayr naht ebenfalls

Hintergrund des überraschenden Filmtods ist das nahende Ende der „Leitmayr-und-Batic-Ära“ beim „Tatort“ im Jahr 2026. Statt sich mit den Kommissaren in der letzten Folge gemeinsam zu verabschieden, hatte sich Cornelius Conrad, BR-Redakteur des Tatort München, einen anderen Abschied für den Gerichtsmediziner überlegt: „Der Tatort München steht nun vor einem großen Wechsel, und dabei war es uns wichtig, der Figur Steinbrecher noch mal eine ganz besondere Bühne zu bieten und einen schauspielerisch großartigen, dramatischen und vor allem erinnerungswürdigen Abschied.“ Es sei gewollt gewesen, dass der Tod von Dr. Steinbrecher die Zuschauenden völlig unerwartet – und daher direkt ins Herz treffe.

Weniger überraschend wird der Abschied von den Kommissaren Ivo Batic und Franz Leitmayr nach ihrer 100. Folge kommen. Am Sonntag wurde deren drittletzter „Tatort“ ausgestrahlt. Ihre Nachfolge wird dann ihr treuer Kollege Kalli Hammermann zusammen mit einem Neuzugang – gespielt von Carlo Ljubek – antreten.

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Erstellt:
28. April 2025, 13:16 Uhr

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