Fakt oder Fiktion?
Was die Wissenschaft über Vampire, Werwölfe und Zombies sagt
Seit Jahrhunderten schockieren uns Geschichten von Vampiren, Zombies und Werwölfen. Diese mystischen Kreaturen sind tief in der Popkultur verankert. Doch woher stammen diese Mythen und gibt es eine wissenschaftliche Grundlage für die Legenden?
Von Markus Brauer
Geister, Gespenster, Spukgestalten, Vampire: Mythologische Kreaturen der Nacht mit Gruselfaktor gibt es zuhauf. Seit Menschengedenken sind sie auf der Suche nach frischem Blut, saftigem Menschenfleisch und der Herrschaft über den Verstand. Eine Nacht hat es ihnen besonders angetan: „All Hallows’ Evening“. Die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Halloween. Doch was sagt die Wissenschaft zu den Unholden? Gibt es auch seriöse Fakten oder ist alles nur gruselige Fiktion?
Gab es Graf Dracula wirklich?
Bram Stokers „Dracula“: Graf Dracula zählt zu den berühmtesten Grusel-Charakteren. Vor 126 Jahren entstieg ein nach menschlichem Blut dürstender Untoter seiner Gruft ins Reich der viktorianischen Gruselliteratur, um zum berühmtesten Vampir der Literaturgeschichte zu avancieren.
Für den Tag der Veröffentlichung sollen 3000 Exemplare des 390 Seiten dicken Buches „Dracula“ von Bram Stoker (1847 bis 1912) ausgeliefert worden sein. Damals eine Sensation. Auf Deutsch erschien die Schauergeschichte erstmals im Jahr 1908.
Fürst Vlad III. Drăculea: Das historische Vorbild für den literarischen Fürsten der Finsternis ist Fürst Vlad III. Drăculea – „Sohn des Drachen“ – aus Transsilvanien im heutigen Rumänien - geboren 1431, gestorben 1477. Im 15. Jahrhundert stellte sich der Woiwode (eine Art slawischer Heerführer) des Fürstentums Walachei dem Ansturm der Osmanen mit äußerster Brutalität entgegen. Vlad III. wurde vor allem für seine grausamen Hinrichtungspraktiken bekannt, insbesondere für das massenhafte Pfählen seiner Feinde.
Vampire: Diese Brutalität trug zu seinem Ruf bei, ein gnadenloser und blutrünstiger Herrscher zu sein. Was wahrscheinlich auch Stoker inspirierte, seine Figur Dracula mit unheimlichen, vampirischen Eigenschaften auszustatten. Bram Stoker ließ sich für seinen literarischen Blutsauger von älteren Vampirromanen, volkstümlichen Legenden und Berichten aus Siebenbürgen anregen. Da er selbst nie in die Karpaten reiste, holte er sich seine gruseligen Eindrücke aus Archiven und Bibliotheken.
Fakt und Fiktion: Es gibt keine historischen Beweise dafür, dass Vlad III. tatsächlich ein Vampir oder eine Art übernatürliche Kreatur war. Obwohl die Legende von Dracula auf dieser historischen Figur basiert, ist die Vorstellung des unsterblichen Vampirs reine Fiktion. Die Mythen, die Stoker in seinem Roman verwob, haben das Bild von Dracula als übernatürliches Wesen in der Popkultur dennoch unsterblich gemacht, was das Interesse an dieser historischen Figur bis heute lebendig hält.
Gibt es Werwölfe und andere Gestalten der Nacht?
Werwölfe: Bei Vollmond verwandelt ein von einem Werwolf Gebissener sich selbst in eine reißende Bestie, halb Mensch halb Wolf. Das Phänomen Werwolf gehört zu den Wertieren, die sich weltweit in Religionen und Mythologien wiederfinden.
Die Legende von Werwölfen reicht weit in die Geschichte zurück und hat in verschiedenen Kulturen und Epochen ihre Spuren hinterlassen. Bereits im antiken Griechenland und Rom gab es Geschichten von Menschen, die sich in Wölfe verwandelten. Diese Kreaturen, die zwischen Mensch und Tier existieren, galten oft als Symbol für die ungebändigte Wildnis und das Böse.
Dunkle Magie: Die Idee, dass sich ein Mensch bei Vollmond in einen Werwolf verwandeln kann, ist ein Motiv, das sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt hat und auch in der europäischen Folklore des Mittelalters einen festen Platz fand. Im 16. und 17. Jahrhundert erreichte der Glaube an Werwölfe in Europa seinen Höhepunkt.
Ähnlich wie bei den Hexenverfolgungen wurden Menschen verdächtigt, sich durch dunkle Magie in Werwölfe zu verwandeln. Viele dieser Verdächtigen wurden gefoltert und hingerichtet. Die Vorstellung von Werwölfen war oft mit Dämonen und bösen Geistern verbunden, die das menschliche Verhalten beeinflussten.
Fakt und Fiktion: Neben Werwölfen gibt es zahlreiche andere Gestaltwandler in den Mythen und Legenden der Welt, darunter die Kitsune im japanischen Volksglauben, die sich in Füchse verwandeln können.
Diese Geschichten zeigen die tief verwurzelte Faszination des Menschen für die Verbindung zwischen Mensch und Tier und die Angst vor dem Verlust der eigenen Menschlichkeit. Einen wissenschaftlichen Beweis für ihre tatsächliche Existenz gibt es jedoch nicht. Heute sind Werwölfe in der Popkultur fest verankert und faszinieren nach wie vor in unzähligen Filmen, Serien und Büchern.
Wo liegen die Ursprünge der Zombie-Apokalypse?
Zombie-Mythos: Die Spur des Zombie-Mythos führt nach Afrika. Zombie leitet sich vom Wort „Nzùmbe“” ab. In der Sprache Kimbundu, die unter anderem in Nord-Angola gesprochen wird, bedeutet es „Totengeist“. Die Angst, dass die Verstorbenen in die Welt der Lebenden zurückkehren könnten, jagte den Menschen aller Epochen und Ethnien eine Heidenangst ein.
Voodoo: In Haiti, wo der Glaube an die Wiederkehr der Untoten bis auf den heutigen Tag weit verbreitet ist, wurden Menschen nach ihrem Ableben zerhackt, gepfählt, aufgespießt und geschreddert, um sicher zu stellen, dass sie für immer in ihren feuchten Gräbern ruhen.
Verschleppte Sklaven brachten den Zombie-Aberglauben im 18. Jahrhundert nach Haiti. Aus den afrikanischen „Nzùmbe“ wurden durch die Religion des Voodoo Zombies (auf Kreolisch „Zonbi“). In dem zwar christianisierten, aber immer noch von heidnischen Bräuchen durchtränkten Leben der Haitianer besitzen Voodoo-Hexer und Priesterinnen die geheimnisvolle Fähigkeit, Lebende mit einem Fluch zu belegen, so dass sie scheintot sind.
Afrika: Der französische Ethnologe Michel Leiris beschreibt Zombies in seinem Buch „L’Afrique Fantôme“ („Phantom Afrika“, 1934) als „Individuen, die man künstlich in einen Scheintodzustand versetzt, beerdigt, dann wieder ausgegraben und geweckt hat. Infolgedessen sind sie folgsam wie Lasttiere, da sie gutgläubig annehmen müssen, dass sie tot sind“. Leiris fand Hinweise auf Zombies im haitianischen Voodoo-Kult und in der Religion der Yoruba, einem Volk im Südwesten Nigerias.
Untote: So fiktional und folkloristisch die Erzählungen über Zombies in dystopischen Endzeit-Thrillern auch sind, in ihnen steckt tasächlich ein historisch wahrer Kern. Die Angst vor der Rückkehr der Toten hat die Menschen aller Zeiten umgetrieben. Archäologen stoßen bei Ausgrabungen auf Friedhöfen des Mittelalters und der frühen Neuzeit immer wieder auf Gräber mit geköpften, gepfählten und gefesselten Skeletten.
Auch in der europäischen Kulturgeschichte ist der Glaube an Untote und Wiedergänger nicht wegzudenken. In fast allen Regionen des Kontinents finden sich Mythen und Legenden, die von Wesen erzählen, die sich aus ihren Gräbern erheben. Diese Seelenwandler irren als Verfluchte umher und müssen für ihre Untaten, die sie zu Lebzeiten begangen haben, büßen.
Lebende Leichname: Anders als Gespenster und Geister sind Zombies keine spirituellen Wesen, sondern körperlich real. Bis ins 20. Jahrhundert war der Untoten-Glaube auch in Teilen Deutschlands verbreitet. Die rituelle Totenwache hatte unter anderem den Sinn, Sorge dafür zu tragen, dass ein „Leichnam“ nicht mehr von seinem ewigen Ruhebett aufsteht.
Popkultur: In der Popkultur begann die Idee der Zombie-Apokalypse in den 1960er Jahren rasant an Bedeutung zu gewinnen, insbesondere durch den Einfluss von George A. Romeros Film „Night of the Living Dead“. Romero revolutionierte das Zombie-Genre, indem er die Untoten als menschenfressende Kreaturen darstellte, die den “Zombievirus” durch Bisse auf andere übertragen und so die Menschheit in ihrer Existenz bedrohen.
Fakt und Fiktion: Romeros Version der Zombies, kombiniert mit dem Konzept einer globalen Apokalypse, führte zu dem, was heute als „Zombie-Apokalypse“ bekannt ist – eine Katastrophe, bei der die menschliche Zivilisation durch eine unaufhaltsame Horde Untoter zerstört wird.
Das Thema der Zombie-Apokalypse spiegelt tief sitzende Ängste der Gesellschaft wider: den Verlust der Kontrolle, den Zusammenbruch der Zivilisation und das Überleben in einer postapokalyptischen Welt. Durch die Mischung aus Horror und sozialer Kritik bleibt das Zombie-Genre ein fester Bestandteil der modernen Unterhaltungsindustrie – mehr steckt jedoch aus wissenschaftlicher Sicht jedoch nicht dahinter.
Gibt es Geister?
Reiz des Unheimlichen: Das Paranormale begeistert Menschen jeden Alters und bietet gerade um die Halloweenzeit den von vielen gesuchten Nervenkitzel. Gruselgeschichten und das Paranormale üben seit jeher eine besondere Faszination aus – sowohl auf Kinder als auch auf Erwachsene.
Der Reiz des Unheimlichen ist allgegenwärtig. Dabei habenparanormale Phänomene profane Ursachen. Für unerklärliche Energiefelder sind oft marode Stromleitungen verantwortlich, Klopfgeräusche stammen von Mäusen und nicht von Poltergeistern. Beliebt bei Spuk-Anfälligen sind „cold spots“ (kalte Luftzüge): Ein plötzlicher Temperaturabfall soll auf die Anwesenheit eines Geistes hindeuten, der seiner Umgebung Wärme entzieht.
Nervenkitzel: Ein wichtiger Aspekt ist der Nervenkitzel, den das Unbekannte bietet. Hat der Mensch doch seit jeher versucht, seine Umwelt zu verstehen und zu erklären. Phänomene, die sich nicht rational fassen lassen, eröffnen eine Welt voller Geheimnisse und Spekulationen. Für viele ist der Gruselspaß zudem eine sichere Möglichkeit, sich mit Ängsten auseinanderzusetzen, ohne dabei in reale Gefahr zu geraten.
Horrorfilme und Geistergeschichten setzen in uns Adrenalin frei, während wir gleichzeitig wissen, dass wir in einem geschützten Umfeld sind. Diese kontrollierte Angst erlaubt es uns, Emotionen wie Spannung und Erleichterung intensiv zu erleben.
Kultur: Ein weiterer Faktor ist die kulturelle Bedeutung des Paranormalen. Mythen und Legenden über Geister, Hexen und übernatürliche Phänomene sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Sie verbinden dabei Generationen und dienen oft als moralische Geschichten oder Erklärungen für das Unerklärliche.